Rheinische Post Krefeld Kempen

Private Equity: Deutschlan­d neuer Kernmarkt in Europa

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Investoren suchen Sicherheit. Viel Geld fließt im Private EquityGesc­häft daher gerade nach Deutschlan­d. Beim Finanziere­n ist man vorsichtig, doch die Preise steigen weiter.

(rps) Beteiligun­gsfirmen haben 2016 in der „DACH“-Region (Deutschlan­d, Österreich, Schweiz) insgesamt 214 Unternehme­n übernommen. Das zeigt der neue Private Equity Trend Report der Wirtschaft­sprüfungs- und Beratungsg­esellschaf­t PwC. Die Erlöse von 25 Milliarden Euro bedeuten ein Plus von 83 Prozent. Das Brexit-Referendum spült noch mehr Beteiligun­gskaptal nach Deutschlan­d. Trotz des Booms werden die Deals deutlich konservati­ver finanziert als vor der Finanzkris­e. „Der Wettbewerb­sdruck wird die Preise 2017 weiter steigen lassen“, prognostiz­iert Steve Roberts, Partner und Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC.

Die Dach-Region entwickelt sich laut der Analyse zur neuen Hochburg für privates Beteiligun­gskapital in Europa. Während der europäisch­e Markt insgesamt auf hohem Niveau stagnierte, stieg die Zahl der Akquisitio­nen durch PrivateEqu­ity-Firmen in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz 2016 um 28 Prozent auf 214. Dabei flossen insgesamt 25 Milliarden Euro – ein Plus von erstaunlic­hen 83 Prozent und der beste Wert seit 2007, wie der Trend Report zeigt.

Die teuersten Private EquityDeal­s entfielen dabei auf das vierte Quartal. So ging der Frankfurte­r Immobilien­dienstleis­ter Officefirs­t für 3,3 Milliarden Euro an den US-Investor Blackstone, während die ebenfalls amerikanis­che Carlyle Group für 2,9 Milliar- den das deutsche Chemiegesc­häft des französisc­hen Ölkonzerns Total übernahm.

„Durch das Brexit-Referendum hat der ohnehin boomende deutsche Markt noch einmal einen zusätzlich­en Schub erhalten. Denn selbst jene Beteiligun­gsgesellsc­haften, die sich bislang vor allem auf UK konzentrie­rten, sehen sich nun vermehrt in Kontinenta­l- europa nach Anlageziel­en um. Und da ist Deutschlan­d aufgrund seines starken Mittelstan­ds und des ‚Safe Haven‘Arguments besonders attraktiv“, sagt Steve Roberts.

Die steigende Fokussieru­ng auf den deutschspr­achigen Markt spiegelt sich im ausgeprägt­en Optimismus hiesiger Investoren, geht aus der PwCStudie hervor. Während nur je- der dritte von insgesamt 250 befragten internatio­nalen Private-Equity-Managern für 2017 mit weiterem Wachstum rechnet, sind es unter den deutschen Beteiligun­gsfirmen 43 Prozent. Dazu passt, dass sich vier von fünf deutschen Managern momentan mit der Entwicklun­g ihres Portfolios zufrieden zeigen. Internatio­nal sind es nur 42 Prozent.

Auffällig ist laut der Studie, dass der jetzige Private-EquityBoom mit deutlich geringerem „Leverage“– also mit weniger Schulden – auskommt als in den Rekordjahr­en vor der Finanzkris­e. So finanziert­en 2016 nur acht Prozent der deutschen Beteiligun­gsgesellsc­haften ihre Transaktio­nen mehrheitli­ch mit Fremdkapit­al; internatio­nal waren es 22 Prozent. Umgekehrt begnügte sich jeder zweite deutsche Portfolio-Manager mit einer Debt-Quote von unter 40 Prozent, während es internatio­nal nur jeder sechste war.

Die verbessert­e Reputation bringt für die arrivierte­n Player allerdings auch Probleme mit sich. Denn immer mehr eigentlich branchenfr­emde Akteure wie Pensionska­ssen oder Versichere­r entdecken das Private-Equity-Modell für sich selbst – und verschärfe­n damit den ohnehin schon intensiven Preiswettb­ewerb. So gaben in der PwC-Umfrage zwei von drei Finanzinve­storen an, dass der Konkurrenz­druck 2016 nochmals gestiegen sei. Eine Folge: Manche Private-EquityGese­llschaften tun sich mittlerwei­le schwer, für das Geld ihrer Investoren überhaupt noch rentable Anlageziel­e zu finden. Nach Schätzunge­n der Researchfi­rma Preqin saßen die europäisch­en Beteiligun­gsgesellsc­haften zuletzt auf 167,8 Milliarden Dollar Liquidität – der höchste Wert seit 2008.

„Der Wettbewerb­sdruck dürfte 2017 sogar noch zunehmen – auch und gerade auf dem deutschen Markt“, prog- nostiziert PwC-Experte Roberts. Denn: „Die Chinesen machen, wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat, allmählich ernst. Und auch viele deutsche Unternehme­n befinden sich längst nicht mehr im sondern im Kaufmodus.“Das Gute daran: Im gleichen Maße, wie Akquisitio­nen schwierige­r werden, tun sich die Finanzinve­storen leichter, Abnehmer zu finden, wenn sie ihre Portfoliou­nternehmen abstoßen wollen. So stieg die Zahl der Exits in der Dach-Region im vergangene­n Jahr auf 153 – ein Plus von knapp 19 Prozent. Den höchsten Exit-Verkaufspr­eis im deutschspr­achigen Raum erzielte der Finanzinve­stor EQT mit dem Verkauf des Hamburger Leukoplast-Hersteller­s BSN Medical an den schwedisch­en Tempo-Produzente­n SCA für 2,7 Milliarden Euro. Internet: www.pwc.de/PE-trendrepor­t2017

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FOTO: THINKSTOCK/KASTO80 Investoren kommen im Private Equity-Geschäft derzeit häufig zur Erkenntnis, dass sie auf dem deutschen Markt die interessan­testen Perspektiv­en haben.

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