Rheinische Post Krefeld Kempen
Der Concierge für ETFs
Sachwerte mal anders: Der ditigale Münchner Vermögensverwalter Scalable Capital konzentriert sich auf die Anlage in ETFs. Obwohl das Finanz-Start-up erst seit rund anderthalb Jahren auf dem deutschen Markt ist, hat es bereits mehr als eine Viertelmilliarde Euro verwaltetes Vermögen eingesammelt.
Der Marktführer bei digitaler Vermögensverwaltung kommt aus München. Schräg gegenüber der stehenden Welle am Eisbach sitzt Scalable Capital. Mit täglichen Kapitalzuflüssen in siebenstelliger Höhe ist das Unternehmen eines der am schnellsten wachsenden Finanz-Start-up Europas. „Unser Anlagevolumen wächst jeden Tag zwischen einer und zwei Millionen Euro“, sagt Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital.
Anfang Mai verwaltete Scalable Capital rund 250 Millionen Euro, jedes Vierteljahr werden es derzeit rund 100 Millionen mehr. Inzwischen haben die Münchner rund 6000 Kunden, jede Woche kommen derzeit gut 200 neue hinzu. Der typische Kunde ist 46 Jahre alt und hat einen hohen Ausbildungsgrad. Jeder fünfte Kunde ist Banker. „Wir sehen uns als der ConciergeService für ETFs, der den Anlegern die Auswahl und laufende Kontrolle des Portfolios komplett abnimmt“, beschreibt Podzuweit. „Mit unserem Angebot treffen wir den Nerv vieler frustrierter Anleger, für die klassische Finanzangebote aufgrund hoher Kosten oder niedriger Zinsen nicht in Frage kommen.“
Seit letztem Sommer ist das FinTech auch in Großbritanien aktiv. Die auf Börsenindizes basienden Investmentfonds lassen sich sowohl geographisch als auch im Hinblick auf die Branche auflegen. Der durchschnittliche Anlagebetrag beträgt 40.000 Euro, doch ab einer Einstiegssumme von 10.000 Euro ist die Eröffnung eines Kontos möglich.
Für sein Kernprodukt – ein automatisch gemanagtes ETFPortfolio – setzt Scalable Capital einen ausgeklügelten Algorithmus ein, der zusammen mit dem Münchner Finanzprofessor Stefan Mittnik entwickelt wurde. Dieser hat die Kundenportfolios rund um die Uhr im Blick. Basierend auf Marktdaten entscheidet er für jedes Portfolio individuell, ob Anpassungen im Bezug auf die Zusammenstellung vorgenommen werden müssen. Ziel ist es, das Portfoliorisiko stets konstant zu halten. „Allmählich fangen auch deutsche Anleger bei ETFs Feuer, denn sie haben aufzuholen“, weiß Podzuweit. Während in den USA die ETFs bereits für rund 20 Prozent des Börsenumsatzes sorgen, liegt Europa mit knapp fünf Prozent weit darunter.
Scalable Capital wählt für seine Kunden aus mehr als 1500 in Europa handelbaren ETFs rund ein Dutzend ETFs aus. Damit setzt sich das Portfolio eines Kunden aus bis zu 8500 Einzelwerten zusammen, wobei die individuelle Portfolio-Zusammensetzung vor allem von der Risikokategorie abhängt. Der Anleger kann diese selbst bestimmen, solange er die von Scalable Capital individuell für ihn ermittelte maximale Risikokategorie nicht überschreitet. Verlustrisiken zwischen drei und 25 Prozent kann er per Schieberegler in der App festlegen. Das Verlustrisiko gibt den jährlichen Maximalverlust an, der mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent nicht überschritten wird. Ein Risikomanagementansatz, der vor allem von institutionellen Anlegern eingesetzt wird.
Der eigens entwickelte Algorithmus berücksichtigt unter anderem die wissenschaftliche Erkenntnis, dass auf Zeiten besonderer Volatilität oft sinkende Kurse folgen, während nach Zeiten mit geringeren Schwankungen die Kurse häufig steigen. „Sind beispielsweise Preisschwankungen im Aktienmarkt eher gering, dann ist das ein Anzeichen, dass es sich lohnt, Akktienquoten zu erhöhen“, schildert der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Podzuweit. Umgekehrt zitterten Preiskurven vor einem Absinken oft wie bei einem Erdbeben. „Der Algorithmus wertet derart viele Daten aus – das könnte ein Privatanleger niemals für die eigenständige Verwaltung seines Portfolios schaffen“, ist der Scalable-Geschäftsführer überzeugt. Derzeit hat das Anfang 2016 am deutschen Markt gestartete Unternehmen die höchste Aktienquote seit Gründung im Jahr 2014. Der Anlagefokus liegt auf Asien. „Wenn aktuell ein europäisches Land ins Portfolio kommt, dann Deutschland“, sagt Podzuweit.
„Mit ETFs investieren Anleger in Unternehmen und partizipieren am Unternehmenswert, genau wie bei Aktien“, erklärt der Geschäftsführer. Der Unterschied: Bei Aktien hält der Anleger seine Anteile direkt, bei ETFs hält ein Fonds diese und der Anleger beteiligt sich an diesem Fonds. ETFs sind also „Sammelstellen für Aktien“und eine ebensolche Sachwertanlage wie ein Aktieninvestment.
Für sein Kernprodukt setzt Scalable Capital einen ausgeklügelten
Algorithmus ein
Der typische Scalable- Kunde ist 46 Jahre alt und hat einen hohen Ausbildungsgrad
Das Team von Scalable Capital stellt am 14. Juni seine Arbeit im Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf vor.