Rheinische Post Krefeld Kempen
Formel 1 am Swimmingpool
Der Mythos des Grand Prix von Monaco speist sich aus der Symbiose von Sport und Glamour. Am Rennwochenende kennt der Boulevard der Eitelkeiten keine Grenzen.
MONTE CARLO/DÜSSELDORF Vielleicht lässt sich das, was den Formel-1-Grand-Prix von Monaco im Innersten ausmacht, am besten über die Geschichte vom verlorenen Diamanten erzählen. Im Rennen von 2004 setzte der Österreicher Christian Klien seinen Jaguar R5 auf dem Stadtkurs von Monte Carlo in die Leitplanke. Auf der Nase des Boliden soll zu Werbezwecken der 250.000 Euro teure Diamant eines Sponsors montiert gewesen sein. Und der war nach dem Crash weg. Ob die Geschichte so stimmt, ist bis heute strittig, aber dass die Geschichte so in Umlauf ging, erfüllte in jedem Fall die beabsichtigte Werbung für den Kinofilm „Ocean’s Twelve“. Denn ob nun tatsächlicher Diebstahl oder zielgerichtete Räuberpistole – beim Glamour-GrandPrix an der Côte d’Azur werden Klischees nur all zu gerne bedient.
Seit 1955 ist das Rennen in Monte Carlo regelmäßiger Bestandteil des Formel-1-Kalenders. Und allein der Charakter der Strecke taugt dazu, es von allen anderen Rennen abzuheben. Mit maximal 290 km/h 78 Mal über die 3,3 Kilometer lange Runde, über Gullydeckel und durch die engen Gassen. Das Problem, quasi nirgendwo ordentlich überholen zu können, aber bis zu 4000 Mal schalten zu müssen. 19 legendäre Kehren, in denen die Boliden zum Stehen zu kommen scheinen. Das gibt es nirgendwo sonst.
Ex-Weltmeister Nelson Piquet beschrieb das Rennen mal so: „Formel 1 fahren in Monaco ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer.“Und das englische Boulevardblatt „Daily Mirror“schrieb einst: „Der Große Preis von Monaco ist wie Alkohol: Würde er heute erfunden, dann würde er niemals erlaubt.“Neben den 500 Meilen von Indianapolis und den 24 Stunden von Le Mans gilt der MonacoGrand-Prix dann auch als eine der drei Kronen des Automobil-Rennsports.