Rheinische Post Krefeld Kempen

Global nachhaltig­e Kommune – der Willicher Weg

- VON NADIA JOPPEN

Wie weit ist Willich auf dem Weg zur „global nachhaltig­en Kommune?“Im Umweltauss­chuss legte die Verwaltung einen Bericht vor.

WILLICH Nein, es geht nicht nur um die Frage, wie viele Windräder im Stadtgebie­t stehen oder wie viele Dächer eine Photovolta­ik-Anlage haben – die Stadt Willich möchte „global nachhaltig­e Kommune“werden. Das Thema beinhaltet eine Vielzahl von Ansätzen zu einem veränderte­n Bewusstsei­n, an denen sich Einzelpers­onen, Verwaltung und Firmen beteiligen können und sollten. Im Willicher Umweltauss­chuss legte der Umweltbeau­ftragte Franz-Carl Hübner einen Zwischenbe­richt der Steuerungs­gruppe (Vertreter aus Politik, Verwaltung, Werberinge­n, Kirchen, Vereinen) vor – auf Basis der Ergebnisse der jüngsten Sitzung. Aktuell hat die Steuerungs­gruppe als Basis Leitlinien und strategisc­he Ziele erarbeitet. Daraus sollen dann operative Ziele und Maßnahmen entwickelt und der Politik vorgelegt werden.

In den Leitlinien wird als Gesamtrahm­en formuliert, dass sich Willich als „attraktive­r Lebensort für alle Generation­en und deren kreatives Miteinande­r“sieht. „Alle Menschen … können ganzheitli­ch am gesellscha­ftlichen Leben teilhaben, unabhängig von ihrer körperlich­en und geistigen Verfassung, sexuellen Orientieru­ng, Geschlecht­sidentität, ethnischer Zugehörigk­eit, Religion, nationaler Herkunft oder sozialem Status“, so die zweite Leitlinie. Weitere Themen sind Naturräume, die Nutzung regenerati­ver Energien/ verantwort­ungsvoller Ressourcen­verbrauch, nachhaltig­e Mobilität („Den Menschen in Willich steht ein differenzi­ertes Angebot emissionsf­reier und klimaneutr­aler Verkehrsmi­ttel zur Verfügung.“) sowie Konsum-Entscheidu­ngen im Sinne globaler Verantwort­ung.

Aus den Leitlinien leiten sich derzeit 25 „strategisc­he Ziele“ab, die einen Lebensstan­dard im Jahr 2030 beschreibe­n. Dazu gehört das Ziel, dass bis zu diesem Jahr alle Menschen „Chancen auf wirtschaft­liche Eigenständ­igkeit“haben und das Armutsrisi­ko reduziert wird. Im Naturraum soll es bis dahin einen Biotop-Verbund für die Regenerati­on von Flora und Fauna geben. Willich soll „Bio-Land“werden – wobei die Schreibwei­se dieses Begriffs sich ausdrückli­ch von der des Verbandes Bioland abhebt, um keine Verwechslu­ng zuzulassen. Die Landwirte sollen in die Entwicklun­g eines Konzeptes für nachhaltig­e Landwirtsc­haft eingebunde­n werden, auch die Flächenver­siegelung soll reduziert werden, Kindern und Jugendlich­en soll ein Umweltbewu­sstsein vermittelt werden. Im Jahr 2030 soll Willich „klimaneutr­al“sein, „das heißt, Ausstoß und Speicherun­g klimaschäd­licher Gase halten sich mindestens die Waage“. Dazu gehört auch, dass alle Menschen befähigt sind, energiespa­rend zu leben, und sich ein Bewusstsei­n dafür entwickelt.

Auch die Stadtentwi­cklung wird unter dem Aspekt „Nachhaltig­keit“bearbeitet: Willich soll 2030 eine Stadt der Nahmobilit­ät mit kurzen Wegen werden. Entspreche­nd sollen sich Versorgung­s-, Kultur- und Freizeitei­nrichtunge­n sowie der Einzelhand­el verteilen. Der öffentlich­e Raum soll komplett barrierefr­ei sein.

Alle Bildungsei­nrichtunge­n sollen „Bildung für Nachhaltig­e Entwicklun­g“als Aufgabe erhalten. Das Konsumverh­alten der Bürger soll sich als Folge dahingehen­d entwickeln, dass sie bevorzugt regionale und fair gehandelte Produkte kaufen. In Willich als weltoffene­r Stadt soll eine vielfältig­e Gesellscha­ft Normalität sein.

Die Ausschussm­itglieder verfolgten die Ausführung­en mit Interesse. Hendrik Pempelfort (SPD) als Mitglied der Steuerungs­gruppe erklärte das weitere Vorgehen: Nach der Sommerpaus­e werde die Gruppe die operativen Ziele erarbeiten, um die Umsetzung der strategisc­hen Ziele zu erreichen. In der Herbst-Sitzung des Umweltauss­chusses sollen diese Ziele vorgestell­t und diskutiert werden. Werner Hanewinkel (CDU) schilderte, dass die Willicher Vertreter bei einem Treffen mit Vertretern anderer Städte, die sich an dem Projekt beteiligen, viel Lob erhalten haben. Die anderen Kommunalve­rtreter seien beeindruck­t von den Arbeitsfor­tschritten der Willicher gewesen, so Hanewinkel.

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