Rheinische Post Krefeld Kempen
Eine tierische Freundschaft als Lebensretter
ANRATH Kaum ist das Klackern der Pferdehufe auf dem Asphalt zu hören, kommt Bewegung in den Schafbock auf der Wiese. Während die anderen Schafe uninteressiert weitergrasen, wendet „Süleyman“den Blick in Richtung Gatter und macht erste Schritte in diese Richtung. „Er weiß genau, dass ,Allegro’ und ,Nena’ um diese Zeit auf die Wiese gebracht werden“, sagt Theresa Leiders, die das Tor öffnet, um die beiden Haflinger auf die Weide zu lassen. Während „Nena“sofort den Kopf senkt und erste Grasbüschel frisst, hat „Allegro“anderes im Sinn: Erst einmal ist Begrüßen angesagt. Der Haflinger-Wallach und der Schafbock wandern aufeinander zu. Der Kleinere hebt den Kopf und stupst den Größeren unterm Maul an. Was der wiederum mit einem Prusten in die Wolle des anderen beantwortet. Ein weiteres kurzes Schubbeln von „Süleyman“an „Allegros“Bein, dann geht es Seite an Seite über die Wiese, um die beste Stelle zum Grasen zu finden. „Die beiden sind richtig dicke Freunde“, berichtet die 24-Jährige.
Dabei fing die ungewöhnliche Freundschaft auf dem Anrather Bio-Hof nicht ganz so freundlich an. Schon immer gehen die 24-jährige „Nena“und der 17-jährige „Allegro“zusammen mit den Schafen auf die Weide. Jede Tierart bleibt dabei für sich. Man akzeptiert sich, aber mehr auch nicht. Als nun im vergangenen Jahr der Schafbock dazu kam, dem einer der Stautenhof-Mitarbeiter den Namen „Süleyman“gab, fand der auf dem Stautenhof geborene „Allegro“es nicht gut, wie dreist „Süleyman“in Sachen Heu vorging. „Wir füttern auf der Wiese Heu dazu. Bock und Haflinger haben sich darum gestritten“, erinnert sich Leiders. „Süleyman“boxte „Allegro“in den Bauch, was dieser mit Schnappen und Austreten beantwortete. Auf diesen offensichtlichen Reibereien wurde aber nicht bitterer Ernst, sondern im Laufe der Zeit ein Spiel. Die beiden fingen an, sich gegenseitig über die Wiese zu jagen, um danach friedfertig zusammen zu fressen.
Der zweijährige Schafsbock, der von einem Bio-Landwirt aus Meerbusch stammt, war eigentlich als Schlachttier vorgesehen, doch dieser Plan ist längst ad acta gelegt. „Die Freundschaft zwischen den beiden ist wirklich etwas Einmaliges, und das wollen wir nicht zerstören“, sagt die staatlich geprüfte Agarbetriebswirtin. Die anderen