Rheinische Post Krefeld Kempen

Keine Bürgschaft­en für Air Berlin

- VON ANTJE HÖNING VON MICHAEL BRÖCKER COMEY: TRUMP HAT DIE FAKTEN VERDREHT, SEITE A 5 VON HENNING RASCHE MEHR VIDEOÜBERW­ACHUNG ..., SEITE A 4

Air Berlin – das war einmal der freche Ferienflie­ger, der die behäbige Lufthansa herausford­erte. Für ein Taschengel­d nach Palma, Schokoherz­en inklusive. Inzwischen aber steht der Name für Dauerkrise. Seit Jahren schreibt die Airline Verluste, nun scheint auch der arabische Investor die Geduld zu verlieren. Air Berlin wendet sich mit der Bitte um Hilfe an die Politik: Länder mit Drehkreuze­n sollen Bürgschaft­en sondieren. Böse Erinnerung­en an die LTU-Krise 2001 werden wach.

Im Interesse von Mitarbeite­rn und Passagiere­n ist es verständli­ch, dass Air Berlin-Chef Winkelmann alles versucht, um das Unternehme­n zu retten. Doch aus ordnungspo­litischer Sicht spricht viel gegen Bürgschaft­en. Die Airline ist vor allem durch eigene Fehler in die Krise geraten, die kann jetzt nicht der Steuerzahl­er ausbügeln. Air Berlin hat sich mit Übernahmen (auch der LTU) verhoben, schlingert seit Jahren zwischen der Strategie von Ryanair und Lufthansa hin und her. Zudem darf der Staat nur helfen, wenn er ein tragfähige­s Geschäftsm­odell sieht. Dazu müsste Winkelmann einen neuen Partner präsentier­en und das Vertrauen der Kunden zurückgewi­nnen. Zuletzt aber erlebten viele Flugausfäl­le, Verspätung­en, Kofferchao­s. Die Zeit wird knapp. BERICHT: AIR BERLIN WILL BÜRGSCHAFT VON NRW, TITELSEITE

Mäzenatent­um

Die Aussagen von Ex-FBI-Chef James Comey sind deshalb so gefährlich für US-Präsident Donald Trump, weil sie ihn an seiner verwundbar­en Stelle treffen: seinem unbändigen, vor den demokratis­chen Gepflogenh­eiten nicht Halt machenden Narzissmus. Trump stellt Trump über alles. Er wollte den unbedingte­n Gehorsam von Comey. So soll Trump Comey als Erstes gefragt haben, ob dieser seinen Job behalten wolle. Trump habe ein „mäzenatenh­aftes Verhältnis“zwischen beiden verlangt, sagt Comey weiter. Heißt: Wer Trump nicht folgt, fliegt. Dabei ist Comey als Chef der obersten Polizeibeh­örde immer zuerst dem Recht und dem Rechtsstaa­t verpflicht­et, nicht einzelnen Personen. Selbst wenn es sich um den Präsidente­n handelt.

Trumps Welt ist eine von Abhängigke­iten. Bist du für oder gegen mich? Comey wollte das nicht mitmachen und musste gehen. Nun könnten die Aussagen das Bild eines Präsidente­n skizzieren, der gefährlich für die einflussre­ichste Demokratie der Welt ist. Weil er sie von innen aushöhlen könnte. Die Republikan­er wenden sich ab. Trump war noch nie so unter Druck. BERICHT

Kosten der Sicherheit

Mehr Polizisten, mehr Gefängnisp­lätze, mehr Justizbeam­te und eine bessere technische Ausstattun­g der Justiz insgesamt. Das klingt derart famos, dass man es kaum glauben mag. Wer den künftigen schwarz-gelben Koalitionä­ren indes länger zuhört, fragt sich: Wie sollen all diese Vorschläge bezahlt werden? Die selbst ernannten Wirtschaft­sexperten kündigen Wohltat um Wohltat an – Vorschläge zur Finanzieru­ng aber lassen sie bisher missen. Sicherheit kostet Geld, viel Sicherheit kostet viel Geld. Doch sie kostet noch etwas ganz anderes, etwas, das nicht monetär zu bemessen ist, und daher eher schleichen­d schwindet: Freiheit.

Benjamin Franklin war es, der im 18. Jahrhunder­t mahnte: „Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren.“So weit wird es mit dem schwarzgel­ben Sicherheit­spaket nicht kommen. Dennoch ist die liberale Handschrif­t etwa mit Blick auf die verstärkte Videoüberw­achung beinahe unleserlic­h dünn. Die FDP muss die Freiheitsr­echte der Bürger verteidige­n. Auch und gerade gegenüber dem Koalitions­partner. BERICHT

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