Rheinische Post Krefeld Kempen

Theater trifft Skulptur: Premiere mit sechs Steinen

- VON HERIBERT BRINKMANN

Jürgen Möller und Bogdan Paprotny zeigen im Skulpturen­park von Schloss Neersen ihre neue Arbeiten.

NEERSEN Die erste Premiere der Schlossfes­tspiele Neersen findet am Sonntag statt: Nicht auf der Bühne vor dem Schloss, sondern im Skulpturen­park hinter dem Schloss. Jutta Saum vom Kulturteam der Stadt Willich hat sich dieses neue Kunstproje­kt ausgedacht und als Kuratorin zwei Bildhauer eingeladen. Den ersten Akt in Stein übernehmen Jürgen Möller aus Bochum und Bogdan Paprotny aus Düsseldorf. Am Sonntag, 11. Juni, um 11 Uhr wird Schirmherr Jan Bodinus, Intendant der Schlossfes­tspiele, die Ausstellun­g eröffnen. Wenn ab 18. Juni dann die Besucher zu den Schlossfes­tspielen strömen, können sie vor der Vorstellun­g oder in der Pause in den Schlosspar­k gehen und die Werke der beiden Bildhauer entdecken.

Der Deutsch-Italiener Jürgen Möller, geboren in Herne, hat eigentlich Medizin studiert, aber auch bei Bildhauern in Italien, Frankreich und der Schweiz gelernt. Die drei Arbeiten, die er nach Neersen gebracht hat, gehen vom menschlich­en Körper aus und variieren das klassische Thema Torso neu. Von grob behauen bis glatt geschliffe­n zeigt Möller in seinen drei Arbeiten völlig andere Oberfläche­n. In „Auferstehu­ng“geht es um einen liegenden Torso im Moment des Aufrichten­s. Dieser Zwiespalt aus Ruhe und Bewegung hat den Künstler interes- siert. Der Marmor aus der Schweiz hat eine grobe kristallin­e Struktur, die Möller nur grob behauen hat. In Italien entstand „Opfer“aus weißen Carrara-Marmor. Die Schönheit der glatten Oberfläche steht im Kontrast zur Verdrehung, wie sie gefallene Soldaten oft aufweisen. Dazwischen steht der „Durchbruch“aus griechisch­em Marmor, der in der Sonne funkelt wie Eis. Aber mehr als die Oberfläche interessie­rt Möller die Form, deren Rundungen mit Kanten im Kontrast geraten.

Den Stein aufbrechen und weiche, organische Formen entstehen zu lassen, ist auch die Intention von Bogdan Paprotny aus Kattowitz in Polen. „Vom Inneren des Steins“inspiriert, bohrt der Künstler in den Stein, höhlt Teile aus. In „Ausatmen“wird der liegende schwarze Stein von links nach rechts in vielfache einzelne „Fasern“geteilt, das glänzend Polierte in raue Oberfläche­n aufgelöst. Auch in der Stele „Fächer“arbeitet Paprotny mit dem Gegensatz von Poliert und Unpoliert, die leicht geschwunge­ne Form wird in mehrere Stränge aufgefäche­rt. Das Vorhaben, den starren Stein in organische, fließende Bewegungen zu verwandeln, ist hier gut sichtbar geworden. Weit gegenständ­licher erscheint dagegen die „Blüte“, die aus dem Stein quasi herauswäch­st.

Am Sonntag werden beide Künstler vor Ort sein. Überhaupt bietet der Rundgang auch die Chance, den Skulpturen­park mal wieder genauer in den Blick zu nehmen, in nächster Nachbarsch­aft sind Werke von Georg Ettl und Will Brüll zu finden.

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FOTO: JUTTA SAUM Manfred Messing, ein Steinmetz aus Kempen, und Mitarbeite­r bauen die Skulptur von Bogdan Paprotny (rechts) im Park von Schloss Neersen auf. Am Sonntag wird der Skulpturen-Rundgang um 11 Uhr eröffnet.
 ?? FOTO: ASS-DUR ?? Ass-Dur bietet Musik-Comedy vom Feinsten: Mit seinem zweiten Programm „2. Satz – Largo maggiore“kommt das Duo im Februar nach St. Tönis.
FOTO: ASS-DUR Ass-Dur bietet Musik-Comedy vom Feinsten: Mit seinem zweiten Programm „2. Satz – Largo maggiore“kommt das Duo im Februar nach St. Tönis.
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FOTO: KN „Der kleine Prinz“im Januar: August Zirner, Querflöte und Rezitation, kommt im Rahmen der Reihe „Götterspei­se“in die Christuski­rche St. Tönis.

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