Rheinische Post Krefeld Kempen
GASTBEITRAG
Mit seinem Verhalten gegenüber den Bündnispartnern löst US-Präsident Donald Trump Diskussionen aus. Dabei hat sich Amerika nicht geändert, sondern die Welt. Und zwar schon vor einem Vierteljahrhundert.
absolut, sondern im Vergleich mit fast allen anderen Bündnispartnern auch relativ die größten Lasten geschultert haben? Ob sich daraus die jetzt von Trump aufgemachte Rechnung gewaltiger ausstehender Schulden ableiten lässt, steht auf einem anderen Blatt.
Von seinem fragwürdigen Stil und seinen gewöhnungsbedürftigen Umgangsformen einmal abgesehen – hebt sich dieser Präsident mit dem, was er den Partnern Amerikas zumutet, nicht von seinen Vorgängern ab. Wohl aber zwingt er die westlichen Gemeinschaften, endlich aus dem Dämmerschlaf zu erwachen, in den sie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und mit ihr der alten Weltordnung verfallen sind.
Keine dieser Organisationen, schon gar nicht die Nato, hat es in den vergangenen 25 Jahren geschafft, auf den Abgang des weltpolitischen Gegners zu reagieren und sich den grundlegend geänderten Verhältnissen anzupassen. Die umgehende und grundlegende Korrektur dieser anachronistischen Lage ist das Gebot der Stunde – und die Voraussetzung für einen Neuanfang. Das ist die eigentliche Botschaft Donald Trumps. Nicht die amerikanische Außenpolitik hat sich geändert, sondern die Welt – und das nicht erst 2017, sondern schon 1991. Der Autor Gregor Schöllgen (65) ist ein deutscher Historiker und Publizist. Er hat mehrere Bücher zur Geschichte und Politik des 19. und 20. Jahrhunderts geschrieben. Seine Habilitationsschrift „Imperialismus und Gleichgewicht“und das Handbuch „Das Zeitalter des Imperialismus“gelten als Standardwerke. 2001 veröffentlichte er eine Biografie über Ex-Bundeskanzler Willy Brandt, die Bestseller-Status erreichte. 2015 legte er zudem eine viel beachtete Biografie über den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder vor.