Rheinische Post Krefeld Kempen
Erdogan schickt Soldaten und Lebensmittel nach Katar
Die Türkei verlegt Kampfjets und weitere 3000 Soldaten an den Golf. Im Gegenzug stützt das Emirat die Türkei mit Geld und Aufträgen.
KATAR Das kleine Golfemirat Katar hat in der Welt keinen besseren Freund als die Türkei, aus ideologischen, strategischen und wirtschaftlichen Gründen. Deshalb war es für den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan Ehrensache, dem jungen katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani in der Stunde der Not Beistand zu leisten. Als ein Dutzend arabisch-sunnitische Staaten unter der Führung Saudi-Arabiens die diplomatischen Beziehungen zu Katar letzte Woche abbrachen und den ultrareichen Ölstaat weitgehend isolierten, weil er die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) fördere und mit dem schiitischen Iran kungele, versicherte Erdogan umgehend, dass die Türkei Lebensmittel schicke und fest an der Seite ihres Verbündeten stehe.
Am Wochenende unterzeichnete Erdogan flugs zwei Abkommen, wonach die Türkei Kampfjets und 3000 zusätzliche Truppen in Katar statio- nieren werde, die dort offiziell die lokalen Sicherheitskräfte trainieren sollen. Die Türkei, die sich als Schutzmacht der Sunniten versteht, sendet damit ein klares Signal an die konkurrierende sunnitische Regionalmacht Saudi-Arabien: Wir überlassen euch nicht einfach das Feld.
Erdogan hatte die Sanktionen Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten gegen Katar deutlich kritisiert. Für Erdogan ist Al-Thani der wichtigste Partner in der Region, denn Doha engagiert sich mit ei- nem milliardenschweren Investitionsprogramm in der Türkei und hat Ankara mit massiven Geldflüssen geholfen, die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Die türkische Baubranche, eine wichtige Stütze der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, ist auf die Millionenaufträge Katars im Straßenbau und bei den Projekten der Fußballweltmeisterschaft 2022 angewiesen. Einen Ausfall Katars als wirtschaftlichen Partner kann sich die Erdogan-Regierung nicht leisten.
Während die Saudis die Muslimbrüder und die ihnen nahe stehende palästinensische Hamas als Terroristen ansehen, weil sie ihr autokratisches Regime attackieren, sind Al-Thani und Erdogan die Schutzherren der aus Ägypten stammenden Bewegung. Nachdem Al-Thani 2013 in einem unblutigen Putsch mitten im „arabischen Frühling“die Macht übernahm, formte der Emir mit Erdogan eine Achse des politischen Islam zur Unterstützung der Muslimbrüder, derweil Riad die Konterrevolution der arabischen Autokraten finanzierte. Als Ägyptens General Al-Sissi die Muslimbrüder in Kairo wenig später blutig wegputschte, hielten Doha und Ankara diesen die Treue. Seither hat die Exilführung der ägyptischen Islamisten in Doha Zuflucht gefunden, Hamas unterhält Büros in Doha und Ankara. Als Erdogan sich kürzlich wieder zum Chef der AKP wählen ließ, machte er das „RabiaZeichen“der ägyptischen Muslimbrüder zum neuen Parteisymbol.