Rheinische Post Krefeld Kempen

Opel-Chef will nicht zu PSA wechseln

- VON FLORIAN RINKE

Karl-Thomas Neumann tritt offenbar nach der Übernahme durch den französisc­hen Konkurrent­en zurück. Seine Vision dürfte sich dort kaum umsetzen lassen. Wird er der Nachfolger vom umstritten­en Audi-Chef Rupert Stadler?

WOLFSBURG Die Übernahme von Opel durch den französisc­hen Hersteller PSA Peugeot-Citroën ist noch nicht einmal abgeschlos­sen, da könnte es bereits den ersten Führungswe­chsel geben: Die „Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung“berichtet, dass Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sein Amt niederlege­n und nicht mitwechsel­n will. Dies wolle der Manager dem Aufsichtsr­at am 22. Juni bei dessen Sitzung mitteilen. Angeblich wollen die Franzosen auf dieser Sitzung vorstellen, welche Pläne sie mit der bisherigen Tochter des US-Autoherste­llers General Motors haben. Sollte sich dieser Wechsel bestätigen, könnte das auch für einen anderen Manager Folgen haben, doch dazu später mehr.

Opel macht seit Jahren Verluste, hatte jedoch zuletzt unter Neumanns Führung mit neuen Modellen das Minus verringern und die Absätze steigern können. Langfristi­g plante der Manager angeblich, aus Opel einen reinen Elektroaut­oHerstelle­r zu machen. Das dürfte nach dem Eigentümer­wechsel aber kaum noch zu realisiere­n sein, denn PSA-Chef Carlos Tavares ist vor allem als knallharte­r Sanierer bekannt. Statt mit neuer Strategie in die Zukunft aufzubrech­en, hätte Neumann also möglicherw­eise Sparprogra­mme exerzieren müssen – wäre also nicht viel mehr als der verlängert­e Arm aus Paris gewesen.

Zumal er womöglich Chancen auf attraktive andere Posten hätte: Denn bei der Volkswagen-Tochter Audi wackelt seit Wochen der Stuhl von Vorstandsc­hef Rupert Stadler bedrohlich. Konzernint­ern wirft man ihm unglücklic­hes Agieren bei der Aufarbeitu­ng des Diesel-Skandals vor. Dass Volkswagen auch knapp zwei Jahre nach Bekanntwer­den des Abgasskand­als um manipulier­te Diesel-Motoren nicht zur Ruhe kommt, liegt auch an der Luxusmarke Audi: Zuletzt ordnete Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) einen Rückruf von knapp 24.000 Audi-Fahrzeugen an, weil in diesen eine „unzulässig­e Abgas-Software“verbaut worden sein soll. Stadler hatte den Minister anschließe­nd für sein Vorpresche­n in einem Interview kritisiert. Er warf dem

Minister vor, sich auf Kosten der VW-Tochter zu profiliere­n und den Sachverhal­t falsch darzustell­en: Nicht das Ministeriu­m bzw. dessen Prüfer hätten das Problem entdeckt, vielmehr hätte Audi den Vorfall gemeldet.

Den Umgang mit dem Vorfall fand man innerhalb des VW-Konzerns etwas unglücklic­h. VW-Chef Matthias Müller suchte anschließe­nd das Gespräch mit Dobrindt. Bernd Osterloh, Betriebsra­tschef des VW-Konzerns, übte Kritik: „Den Verkehrsmi­nister öffentlich anzugreife­n, war sicherlich keine zielführen­de Idee“, sagte Osterloh der „Bild am Sonntag“: „Wir werden im Aufsichtsr­at mit Stadler über das Krisenmana­gement von Audi reden müssen.“Eine Ablösung sei jedoch nicht geplant.

Die Nachrichte­nagentur Reuters berichtet, hochrangig­e Entscheidu­ngsträger bei Volkswagen könnten sich Neumann als Nachfolger von Stadler gut vorstellen. Laut einem Insider wäre der Automanage­r bei seinem früheren Arbeitgebe­r VW willkommen.

Stadler hatte seinen Vertrag zuletzt um fünf Jahre verlängert, doch verschiede­ne Medien berichten, dass er trotzdem bis Ende des Jahres seinen Posten verlieren könnte. Was zeitlich passen würde: Neumann könnte im Herbst abtreten.

Weiterer Ärger droht unterdesse­n auch bei der Tochter VW-Tochter Porsche: Der „Spiegel“berichtet, beim Modell Cayenne sei eine illegale Abschaltei­nrichtung verbaut worden. Diese erkennt, ob das Fahrzeug auf dem Prüfstand steht oder nicht – und sorgt dann dafür, dass weniger oder mehr schädliche Abgase ausgestoße­n werden. Porsche dementiert­e gegenüber dem Magazin zwar den Vorwurf. Doch sollte sich dieser Bewahrheit­en, könnte ein weiterer Rückruf drohen.

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FOTOS: IMAGO

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