Rheinische Post Krefeld Kempen
Aller Ehren Werth
ersten Deutschen Meistertitel gewonnen. Dabei war es ihr 13., und sechs Olympiasiege kann die Rheinbergerin ja auch vorweisen. Sie ist schließlich die erfolgreichste Reiterin der Welt. Doch wie WinterSchulze nicht müde wird, sich über Siege ihres Schützlings kindlich zu freuen, so wird Werth – das zeigt das Turnier im Sauerland – einfach nicht müde zu gewinnen. Im Jahr eins nach dem olympischen TeamGold von Rio ist sie jedenfalls das Maß aller Dinge.
„Im Moment habe ich einfach eine tolle Situation mit drei außergewöhnlichen Grand-Prix-Pferden. Dass man da mit Selbstbewusstsein an den Start geht, gehört dazu“, sagt Werth in Balve. Dabei musste ihre Nummer eins, die Oldenburger Stute Weihegold, krank passen. Aber Emilio, die „Nummer 1a“(Werth) ist eben auch Weltklasse. Und überdies gibt es ja auch noch den Hannoveraner Wallach Don Johnson. Mit allen drei Pferden steht Werth unter den Top Ten der Weltrangliste, die sie mit Weihegold anführt. Das hat vor ihr niemand geschafft. Entsprechend groß sind die Lobeshymnen, die die Reitsport-Welt auf die Frau vom RFV Graf von Schmettow Eversael singt. „Isabell ist eine enorme Inspiration für Dressurreiter weltweit. Ihre mitreißenden Auftritte sind eine großartige Sache für den Dressursport, denn sie üben große
Ingmar de Vos Anziehungskraft auf die Zuschauer aus“, sagt Ingmar de Vos unserer Redaktion. Der Belgier ist Präsident des Weltreiterverbandes FEI. „Isabell ist eine unglaublich versierte Reiterin, und sie hat bewiesen, dass die größten Erfolge im Sport das Ergebnis harter Arbeit sind. Gerade diese Qualität sollte unglaublich lehrreich für die jungen Reiter sein.“
Bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) klingt das Ganze ähnlich. „Isabell Werth ist das Gesicht des deutschen Dressursports. Für ihre zahlreichen sportlichen Erfolge gebühren ihr unser aller Respekt und unsere Hochachtung. Wie keine Zweite hält sie sich seit Jahrzehnten konstant an der DressurWeltspitze. Sie ist durch alle Höhen und Tiefen des Spitzensports gegangen, hat alles erlebt, was man als Sportler auf diesem Niveau erleben kann“, sagt Dennis Peiler, Geschäftsführer Sport der FN.
Doch was ist es im Kern, was Isabell Werth nach all den Jahren – ihre erste Olympiamedaille stammt von 1992 – immer noch antreibt, Weltklasse sein zu wollen? Sie selbst sagt: „Jedes Pferd bietet die Herausforderung, es in den Spitzensport zu bringen. Emilio ist ja nun auch als Spitzenpferd in den Grand Prix reingewachsen.“So wie vorher Weihegold und davor Satchmo oder Gigolo. Und so ist Werths Ehrgeiz eben auch in dieser Saison ungebrochen. Das bewies schon ihr Sieg beim Weltcup-Finale in den USA Anfang April, und auch hier in Balve sprüht der Wille aus jeder Pore ihres angespannten Gesichts während des Rittes. Als „Herausforderung“habe sie es empfunden, den Deutschen Meistertitel zu verteidigen. Und weil sie sich dieser gerne stellt, gewann sie auch die Kür – ihr 14. Meisterschafts-Titel.
Wenn sich Bundestrainerin Theodorescu mit Blick auf den CHIO im Juli in Aachen und die EM Ende August in Göteborg über die „große Breite auf hohem Niveau“in der deutschen Dressur freut, dann will niemand widersprechen angesichts der Qualität von Akteuren wie Kristina Bröring-Sprehe, Sönke Rothenberger, Dorothee Schneider, Hubertus Schmidt, Helen Langehanenberg, Fabienne Lütkemeier oder Anabel Balkenhol. Aber sie alle wissen: Oberhalb der großen Breite auf gutem Niveau, da steht eben Isabell Werth. Mit all ihrem Ehrgeiz. Und ihren drei Weltklasse-Pferden.
„Isabell ist eine enorme Inspiration für Dressur
reiter weltweit“
Weltreiterverbands-Präsident