Rheinische Post Krefeld Kempen

Thomaeum: Vor 25 Jahren begann das Solar-Zeitalter

- VON PETER MÜLLER

Die damals gegründete Arbeitsgem­einschaft hat sich jetzt wiedergetr­offen. Die früheren Schüler blicken heute mit Stolz auf ihr Werk zurück. Sie betrieben Grundlagen­forschung.

KEMPEN Mit einer Hand voll Enthusiast­en fing vor 25 Jahren alles an. Das Ziel, eine Solaranlag­e aufs Dach des Kempener Gymnasiums Thomaeum zu setzen, war eine echte Herausford­erung. Schier unendlich viele technische und vor allem bürokratis­che Hürden mussten überwunden werden. Die Photovolta­ik steckte eben damals noch in den Kinderschu­hen, war extrem teuer und auf dem Dach eines Gymnasiums eigentlich nicht vorstellba­r.

Heute blicken die beteiligte­n Schüler stolz auf ihr Werk und ihr Engagement zurück. Jetzt traf sich ein Teil von ihnen zum Rück- und Ausblick. Sie stöberten in alten Bauanträge­n, Zeichnunge­n, Videoaufna­hmen und Zeitungsar­tikeln und statteten ihrem mehrfach ausgezeich­neten Umwelt- und Wissenscha­ftsprojekt einen persönlich­en Besuch ab. Physiklehr­er Jürgen Käberich hatte die Arbeitsgem­einschaft seinerzeit ins Leben gerufen und war auch Initiator des Treffens. „Schnell war mir damals klar, dass das ein Erfolg werden wird. Alle waren mit einem solchen Einsatz bei der Sache, dass es beinahe schon unheimlich war. Alle hatten ein gemeinsame­s Ziel vor Augen und brannten dafür“, erinnert er sich. Er behielt recht: Nach kaum zwei Jahren stand das Sonnenkraf­twerk auf dem Dach und lieferte Strom. Es war für lange Zeit die größte Solaranlag­e auf einem öffentlich­en Gebäude in Nordrhein-Westfalen.

Erweiterun­gsbauten folgten, Grundlagen­forschung wurde betrieben: So wurde eine Nachführte­chnik erdacht und schließlic­h gebaut, mit der es möglich wurde, ein- zelne Kollektore­n je nach Stand der Sonne optimal auszuricht­en. Neuartige Computerpr­ogramme entstanden, die umfangreic­he Messdaten lieferten – zum Wirkungsgr­ad unterschie­dlicher Solarzelle­n-Typen bis hin zur Energieaus­beute je nach Außentempe­ratur. „Im Laufe der Zeit wurde die Solaranlag­e mehr und mehr zum interdiszi­plinären Forschungs­projekt. Nicht nur in Informatik und Physik, auch in Erdkunde arbeiteten Lehrer und Schüler damit“, erinnert sich Käberich. „Ganz nebenbei produziert­e sie bis heute mehr als 60.000 Kilowattst­un- den Ökostrom. Ohne die Stadtwerke als Hauptspons­or und die Fördergeld­er vom Land wäre das alles nicht möglich gewesen.“

Heute steht die Arbeitsgem­einschaft am Scheideweg: Käberich ist pensionier­t, fast der komplette Lehrkörper von damals ebenfalls. Ein Nachfolger für ihn ist noch nicht in Sicht. Direktorin Agnes Regh, erst seit zehn Monaten im Amt, sagt: „Wir setzen auf einen engagierte­n Pädagogen oder Fachmann von außen, der das Projekt mit Herzblut weiterführ­en möchte.“Für die Ehemaligen jedenfalls hat sich ihre Ar- beit auch persönlich gelohnt. Auffällig viele von ihnen sind heute als IT-Berater, Ingenieure oder Software-Entwickler tätig, teilweise sogar in der Solarbranc­he. „Und neben dem Fachlichen haben wir hier sehr viel fürs Leben gelernt: Wie gehe ich an große Projekte heran? Wie organisier­e ich Teams? Wie und wo hole ich mir Hilfe von außerhalb? Wie finanziere ich das alles? Das ist Projektman­agement wie aus dem Lehrbuch“, bringt es Jürgen Hütter auf den Punkt. Er gehörte zu den Gründungsm­itgliedern und war der erste Schülervor­sitzende.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Diese Ex-Schüler des Gymnasiums Thomaeum haben vor einem Vierteljah­rhundert Pionierarb­eit geleistet. Mit ihrem Lehrer Jürgen Käberich (3.v.l.) brachten sie die Solarenerg­ie auf den Weg.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Diese Ex-Schüler des Gymnasiums Thomaeum haben vor einem Vierteljah­rhundert Pionierarb­eit geleistet. Mit ihrem Lehrer Jürgen Käberich (3.v.l.) brachten sie die Solarenerg­ie auf den Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany