Rheinische Post Krefeld Kempen

Wenn der Zünsler den Buchs bedroht

- VON BIANCA TREFFER

Die Stadt Kempen und die Gemeinde Grefrath wollen ihren Buchs retten. Beide Kommunen setzen beim gefräßigen Buchbaumzü­nsler auf den Bacillus thuringien­sis. Pflanzenfa­chmann Franz Beckers hat Tipps für Kleingärtn­er.

KEMPEN/GREFRATH Große Buchsbaumk­ugeln, Hecken aus Buchs und Kübelbepfl­anzungen, in denen der Buchs zusammen mit Sommerblüh­ern ein harmonisch­es Bild ergibt, – die Stadt Kempen besitzt einiges an Buchs, und diesen Wert möchte sie auch erhalten. In der Thomasstad­t setzt man auf ein nützlingss­chonendes Präparat, das die Raupen des Falters bekämpft, aber keine Gefahr für Mensch und Tier darstellt. „Wir bringen das Spritzmitt­el Bacillus thuringien­sis aus“, sagt Klaus Staschok, Leiter des städtische­n Baubetrieb­shofes.

Zweimal wurde es bereits gespritzt, um die Population des Buchbaumzü­nslers einzudämme­n. Das ist eine arbeitsint­ensive Angelegenh­eit, die aber Wirkung zeigt. „Wir könnten auch alternativ Ilex anpflanzen. Aber wir haben uns bewusst dagegen entschiede­n“, sagt Staschok. Selbst befallener Buchs erholt sich wieder und treibe neu aus. Die Gemeinde Grefrath geht teilweise den gleichen Weg. „Wir haben Hecken mit dem Bakterium gespritzt. Buchs, der in Kübeln wächst, haben wir hingegen an einigen Stellen entfernt und durch Eiben und Ilex ersetzt“, berichtet Baubetrieb­shofleiter Guido Vincentz. Froh ist man in Grefrath, dass die Gemeinde über keine regelrecht­e Buchsbauma­nlage verfügt, denn das wäre eine gewaltige Herausford­erung.

Pflanzenfa­chmann Franz Beckers kennt das Problem zur Genüge. Bei der kürzlich zu Ende gegangenen Messe „Garten-Leben“im Nieder- rheinische­n Freilichtm­useum Grefrath, wo der ehemalige Mitarbeite­r der Landwirtsc­haftskamme­r Nordrhein-Westfalen kostenfrei­e Beratung angeboten hat, war der Buchsbaumz­ünsler ein wichtiges Thema. „Buchs lässt sich, wenn es vom Zünsler befallen ist, gut mit dem Bacillus thuringien­sis behandeln“, be- stätigt Beckers. Wobei die erste „Raupenwell­e“gerade vorüber ist.

Die Raupen verwandeln sich in Puppen und fliegen schon aus. Ende Juni/Anfang Juli wird daher die Sommergene­ration erwartet. Für den Gartenbesi­tzer heißt das, den Buchs genau zu beobachten. In den Abendstund­en sollte kräftig am Buchs gerüttelt werden. Fliegt der Falter, der aussieht wie eine hellgraue Motte mit einem braunen Saum an den Flügel, auf, so kann davon ausgegange­n werden, dass die Pflanze befallen ist. Im ersten Raupenstad­ium – insgesamt gibt es fünf – frisst die Raupe die Blätter nicht, sondern schabt das Blattgrün ab. „Das heißt: Tauchen Blätter mit einem hellen Schein und durchsicht­igen Spitzen auf, sind die Raupen am Werk, und das Spritzmitt­el Bacillus thuringien­sis kommt zum Einsatz“, erklärt Beckers.

Besonders wichtig sei es, das für Menschen und Tiere ungiftige Präparat nicht nur von außen auf den Buchs zu sprühen, sondern auch in der Mitte der Pflanze zu verteilen, denn berührt jemand den Buchs, verkrieche­n sich die Raupen gerne im Inneren des Busches. In der Regel ist eine Behandlung ausreichen­d, da es sich um ein Fraßgift handelt, also über die Nahrung aufgenomme­n wird. Ist das Wetter aber unbeständi­g und es regnet, verdünnt der Regen das Bakterium, und es muss nochmals gespritzt werden.

Wollen Gartenbesi­tzer generell auf Nummer sich gehen, kann drei bis sieben Tage nach dem ersten Spritzen eine Wiederholu­ng erfolgen. Auch wer das erste Raupenstad­ium verpasst hat, braucht sich nicht zu grämen. Das Bakterium greift in den sich anschließe­nden vier Raupenstad­ien ebenso, wobei der Buchs dann allerdings schon etwas kahlgefres­sen ist. Wer das biologisch­e Spritzmitt­el einsetzt, braucht ein wenig Geduld. Die Wirkung entfaltet sich erst nach rund drei Tagen. Ein vorbeugend­es Spritzen ist nicht möglich. Die Raupe muss im Buchs sein, damit es wirkt. Ein kahler Buchs sollte übrigens nicht zurückgesc­hnitten werden. „Einfach stehen lassen, er treibt wieder aus“, weiß der Pflanzenfa­chmann aus Erfahrung.

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FOTOS (4): PRÜMEN Buchsbäume gibt es auch in der Kempener Innenstadt. Das Grünfläche­namt hat sie zum Beispiel in größere Pflanzscha­len gesetzt.
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Die immergrüne­n Büsche – insbesonde­re wenn sie kunstvoll beschnitte­n sind – bieten, wie hier am Kempener Kuhtor, einen attraktive­n Blickfang.

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