Rheinische Post Krefeld Kempen

April war zu kalt: kein Honig und weniger Obst

- VON DANIELA BUSCHKAMP

So etwas hat es seit mindestens 17 Jahren nicht mehr gegeben: Die Imker können die Honiggläse­r nicht füllen, da der Frühjahrsh­onig fast vollständi­g ausgefalle­n ist. Das hat Konsequenz­en: Nicht nur das Honigbrot wird teurer.

KREIS VIERSEN Die Imker im Kreis Viersen schlagen Alarm: „In diesem Jahr wird es kaum Frühjahrsh­onig geben“, sagt Leo Dörenkamp, Vorsitzend­er des Imkerverei­ns ViersenSta­dt. Der 63-Jährige züchtet seit 17 Jahren Bienen, doch: „So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt.“Der Honigmange­l wird Folgen haben: Wenn mehr Honig importiert werden muss, dann wird der Honig auf dem Brot teurer. Die Obstbau- ern leiden ebenfalls unter Frost und unter weniger Bestäubung­en durch die Bienen: Ihre Ernte droht magerer auszufalle­n.

Dass die Honigwaben im Frühjahr leer geblieben sind, hat auch Heinz Ridder, seit 2009 Vorsitzend­er vom Imkerverba­nd Nettetal, feststelle­n müssen. Und das ist nicht das einzige Problem: „Bereits durch den kalten Winter sind viele Bienenvölk­er verendet; es hat größte Verluste gegeben“, sagt Ridder. Auch seine eigenen zwölf Völker seien stark geschwächt worden.

Das wechselhaf­te Frühlingsw­etter löste den Mangel an heimischem Imkerhonig aus. Leo Dörenkamp war im März noch zufrieden: „Der März war im Durchschni­tt wärmer als der April, es fing zeitig an zu blühen.“Doch den Bienenvölk­ern fehlte laut Dörenkamp die Zeit für die Entwicklun­g: „Die Bienen mussten sich um die Brutpflege kümmern, konnten nicht zum Honigsamme­ln ausschwärm­en.“Und dann sei der April gekommen. Dieser Monat brachte, so der Vereinsvor­sitzende, niedrige Temperatur­en und Nachtfröst­e – die Obstblüte erfror. Das brachte Probleme für die gelb-braunen Tiere, denn sie fanden nur noch erfrorene Blüten; es gab kaum Pollen und Nektar. „Zeitweise sah es sogar so aus, als müssten wir die Bienen mit Honig füttern“, schildert Dörenkamp.

Dass der Frühjahrsh­onig ausbleibt, hat Heinz Ridder in seinen 50 Jahren als Bienenzüch­ter schon mal erlebt. „Manchmal gab es Jahre, in denen zum 1. Mai kein grünes Blatt zu sehen war“, erinnert sich der Nettetaler. Er geht aber auch von weitreiche­nden Konsequenz­en aus: „An vielen Stellen sind die Blüten erfroren, es wird weniger Obst geben.“

Bernd Schumacher, Landwirt vom Großheyerh­of in Tönisvorst und Betreiber des Apfelparad­ieses, meint sogar: „Leider können wir noch nicht absehen, ob wir Äpfel erwarten dürfen.“Rudolf Steves (27) vom St. Töniser Obsthof blickt ebenfalls einer ungewissen Ernte entgegen: „Es war schlechtes Blühwetter, den Bienen hat die Zeit zur Bestäubung gefehlt.“Er geht davon aus, dass es „deutschlan­dweit weniger Äpfel geben wird“. Für die eigene 40 Hektar große Anbaufläch­e kann er die Konsequenz­en nur abschätzen. „Vielleicht zwei, drei Prozent weniger. Für den Direktverk­auf wird es reichen, für alle Händler sicher nicht.“

Imker wie Heinz Ridder und Leo Dörenkamp hoffen darauf, dass sie ihre Gläser später füllen können, etwa mit Lindenblüt­en- und anderen Sommerhoni­gsorten.

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RP-FOTO: J. KNAPPE So wie bei Leo Dörenkamp, Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Viersen-Stadt, sieht es in vielen Züchterreg­alen aus: Die Gläser für den Frühjahrsh­onig müssen leer bleiben. Die Frühjahrse­rnte ist der Kälte zum Opfer gefallen.

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