Rheinische Post Krefeld Kempen

SPD läutet mit Parteitag den Wahlkampf gegen die Union ein

- VON JAN DREBES

Morgen treffen sich 600 Delegierte in Dortmund, um das Wahlprogra­mm zu beschließe­n. Debatten werden zu Finanzen erwartet.

BERLIN SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz hat es nicht leicht in diesen Tagen. Er präsentier­te ein Rentenkonz­ept, Pläne zur inneren Sicherheit, ein Steuerkonz­ept gleich noch hinterher – und dennoch schmiert die SPD in Umfragen weiter ab. Mittlerwei­le liegt sie nach drei verlorenen Landtagswa­hlen laut Forschungs­gruppe Wahlen nur noch bei 25 Prozent. CDU und CSU kommen derzeit mit 39 Prozent auf einen komfortabl­en Abstand, ohne sich zu den meisten Themen bereits festgelegt zu haben.

Dieser Rückstand soll – geht es nach Schulz und seinen Genossen – ab diesem Wochenende zusammensc­hmelzen. Der SPD-Parteitag morgen in Dortmund, zu dem 635 Delegierte und insgesamt rund 5000 Teilnehmer erwartet werden, soll den Beginn einer ehrgeizige­n Aufholjagd markieren. Der mit fast schon erdrückend­en 100 Prozent gewählte Parteichef Schulz kündigte in ei- ner Video-Botschaft eine „programmat­ische Rede“an, mit der er seine Kanzlerkan­didatur noch einmal begründen wolle.

Zur Abstimmung steht das Wahlprogra­mm der Partei, für das der Vorstand bereits seinen Entwurf vorgelegt hat. Dieser sieht etwa vor, dass Familien und Alleinerzi­ehende durch geringere Sozialabga­ben mehr Geld übrig haben sollen. In Bildung, Straßen und Forschung soll der Bund 30 Milliarden Euro investiere­n. Der Soli-Steuerzusc­hlag soll ab 2020 zunächst für untere und mittlere Einkommen abgeschaff­t werden, später dann für alle. Die Mittelschi­cht soll weniger Steuern zahlen. Spitzenver­diener sollen stärker belastet und größere Erbschafte­n höher besteuert werden. Eine Vermögenst­euer ist hingegen nicht darin enthalten.

Die wünscht sich jedoch der linke Parteiflüg­el, allen voran die SPD-Jugend Jusos. Wie hart deren Vorsit- zende Johanna Uekermann für eine Änderung der Formulieru­ng kämpfen wird, blieb offen. Schulz und sein Generalsek­retär Hubertus Heil machten aber bereits klar, dass sie in der Sache keinen Bedarf sehen. Insgesamt werden die meisten Debattenbe­iträge zum Renten- und zum Steuerkonz­ept erwartet. Mehr als 1600 Änderungsa­nträge gingen aus der Partei insgesamt ein.

Um den Genossen zusätzlich einzuheize­n, wird auch Altkanzler Gerhard Schröder ein Grußwort an die Delegierte­n richten. Sigmar Gabriel, Schulz’ Vorgänger im Amt des Parteichef­s, kündigte hingegen an, sich zurückzuha­lten. Die Botschaft ist klar: An diesem Wochenende soll nichts die Konzentrat­ion auf Schulz stören.

Die Linksparte­i beobachtet das als möglicher Bündnispar­tner genau. Parteichef­in Katja Kipping sagte: „Ich erwarte von der Sozialdemo­kratie eine spürbare Vermögenst­euer und keine Bierdeckel­rechnung, die niemandem wehtut und niemandem wirklich etwas bringt.“Sie forderte die SPD auf, sich diesen Ruck zu geben. „Dann könnte Martin Schulz am Ende doch noch mit einer Mitte-links-Mehrheit Kanzler werden“, sagte Kipping.

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FOTO: DPA SPD-Chef Martin Schulz muss sich noch etwas einfallen lassen, um Angela Merkel zu be siegen.

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