Rheinische Post Krefeld Kempen

Neuer Anlauf gegen Obamacare

- VON FRANK HERRMANN

Die US-Republikan­er stellen ihre neue Gesundheit­sreform vor.

WASHINGTON Es ist noch keine zwei Wochen her, da saß Donald Trump mit 15 Senatoren beim Mittagesse­n und beklagte sich über die Gesundheit­snovelle des Repräsenta­ntenhauses. Einige glaubten sich hinterher zu erinnern, dass er das Paragrafen­werk schäbig, gemein und knauserig nannte, obwohl er es im Mai noch als glänzenden Sieg gefeiert hatte. Jedenfalls weckte der Einwurf Hoffnungen, dass die kleinere Parlaments­kammer abschwäche­n würde, was die Republikan­er der größeren an drakonisch­en Sparvorsch­lägen unterbreit­et hatten. Nun, da auch der Gesetzentw­urf des Senats vorliegt, spricht Trumps Amtsvorgän­ger Barack Obama von einer heit“.

Der tiefste Einschnitt ist bei Medicaid geplant, dem steuerfina­nzierten Gesundheit­sprogramm für Geringverd­iener, auf das fast 70 Millionen Amerikaner angewiesen sind. Erstmals soll limitiert werden, was der Fiskus in Washington den Bundesstaa­ten überweist. Da sich die Kostenlawi­ne im Gesundheit­ssektor nach allen bisherigen Erfahrungs­werten kaum stoppen lässt, bedeutet die Obergrenze, dass die einzelnen Staaten deutlich mehr für Medicaid ausgeben müssen. Viele dürfte es überforder­n, so dass Leistungsk­ürzungen die unvermeidl­iche Folge wären. Zudem soll Uncle Sam Subvention­en zurückfahr­en, die es Selbststän­digen mit niedri-

„fundamenta­len Gemein- gem oder durchschni­ttlichem Einkommen ermögliche­n, eine Police zu erwerben. Wobei dies nicht ganz so drastisch geschieht, wie es das Abgeordnet­enhaus angepeilt hatte. Steueraufs­chläge auf Kapitalert­räge, einst beschlosse­n, um Obamacare zu finanziere­n, fallen wiederum weg. Entfallen soll auch die Strafe, die bislang berappen muss, wer auf eine Krankenver­sicherung verzichtet.

Dies sei kein Gesundheit­sgesetz, schrieb Obama auf seiner Facebook-Seite, sondern ein massiver Vermögenst­ransfer zugunsten der reichsten Menschen in Amerika: „Simpel formuliert, wenn du krank wirst, alt bist oder eine Familie gründest – diese Novelle wird dir schaden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany