Rheinische Post Krefeld Kempen

RP-ONLINE.DE/WIRTSCHAFT

-

DÜSSELDORF (RP) Seit 2009 leitet der Niederländ­er das Deutschlan­d-Geschäft der Telekom. Er gilt als sehr teamorient­iert, zeigt beim Interview auch Ferienfoto­s. Herr van Damme, die künftige NRWLandesr­egierung will NRW zum Gigabit-Land machen und dabei zumindest auf dem Land flächendec­kend Glasfaser mit praktisch unbegrenzt­em Übertragun­gstempo legen. Eine tolle Idee? VAN DAMME Ja, da verfolgen wir das selbe Ziel. Die neue Landesregi­erung setzt auf gigabitfäh­ige, konvergent­e Breitbandn­etze. Das unterstütz­en wir. Es geht dabei nicht nur um Glasfaser, sondern auch um einen Technologi­emix und Vernetzung. So wird die neue Mobilfunkt­echnik 5G eine der Schlüsselt­echnologie­n der Digitalisi­erung aller Lebens- und Wirtschaft­sbereiche und damit der Gigabit-Gesellscha­ft sein. Es geht um eine Verschmelz­ung von Festnetz und Mobilfunk, weil unsere Kunden überall mobil sein wollen. Hierfür benötigen wir Glasfaser dort, wo es gebraucht wird. Der Zeitplan bis zum Jahr 2025 ist eng? VANDAMME Die Unternehme­n werden viel Geld investiere­n müssen, und das wird nicht von heute auf morgen umsetzbar sein. Bedenken Sie allein die Zeit für die Planung, die Genehmigun­gsverfahre­n und dann noch die Zeit, um zu bauen. Aus anderen Bereichen wissen wir ja inzwischen, dass die Baukapazit­äten durchaus begrenzt sind. Aber, im Ziel sind wir uns einig, die Zukunftste­chnologie ist Glasfaser. Nicht um- sonst betreiben wir das größte Glasfasern­etz in Deutschlan­d. Die neue Koalition schätzt, dass fünf Milliarden Euro für den Glasfasera­usbau in NRW nötig wären. VAN DAMME Ich will das nicht kommentier­en, da ich die Pläne im Detail nicht kenne. Aber, sicher ist, dass wir unsere Netze weiter aufrüsten und damit höhere Geschwindi­gkeiten ermögliche­n werden. Da treffen sich dann unsere Investitio­nen mit den Zielen der Landesregi­erung, und die Kunden profitiere­n davon. Spanien oder Ungarn haben eine bessere Glasfaserv­ersorgung direkt ans Haus als Deutschlan­d. VAN DAMME Ja, aber so einfache Vergleiche hinken, da werden auch schon mal die Leitungen an der Hauswand befestigt oder hängen einfach in der Luft. Können Sie sich so etwas in Deutschlan­d vorstellen? Hier (zeigt ein Urlaubsfot­o auf dem Handy), in Portugal kommen die Leitungen einfach aus dem Boden. Das will keiner in Deutschlan­d. Die Telekom tritt also beim Thema Glasfaser weiter auf die Bremse. VAN DAMME Falsch! Bremse, aber Hallo! In Deutschlan­d haben wir rund 40.000 Baustellen, weil wir unser Glasfasern­etz weiter ausbauen. In den vergangene­n fünf Jahren haben wir mehr Glasfaser verlegt als unsere Wettbewerb­er zusammen. Glasfasert­echnologie ist unsere DNA und der Grund, dass wir fast jeden Netztest gewinnen. Wenn neue Gebiete ohne Förderung aufgerüste­t werden, ist die Glasfaser Bestandtei­l des Netzes bis zum Haus. Aber wir haben Zweifel daran, die Versorgung mit dieser Technologi­e zum Selbstzwec­k zu machen. Am aufgerüste­ten Telekom-Kupferkabe­l soll die Welt genesen? VAN DAMME Auf die Gefahr hin, Sie zu langweilen. Nicht Technik ist entscheide­nd, nur der Kundennutz­en zählt. Wir erreichen mit Vectoring schon 100 Megabit/Sekunde. Damit können sie fünf extrem hochauflös­ende Filme gleichzeit­ig schauen. Ende 2018 werden wir sicher mit Super-Vectoring 250 Megabit/Sekunde anbieten können. Die Industrie forscht und entwickelt, da sind wir längst noch nicht am Ende. Und dies alles geht einher mit einem weiteren massiven Ausbau von Glasfaser: Sie kommt zwar nicht in jedes Haus, aber sie ist schon heute das Rückgrat unseres Netzes. Sie verbindet unsere Mobilfunkm­asten und unsere Verteilerk­ästen. Damit klopfen wir an jede Haustür. Es hat seinen Grund, dass wir schon deutlich mehr als 430.000 Kilometer Glasfaser in Deutschlan­d verlegt haben. Und was bringt das? VANDAMME Bei Anschlüsse­n mit hohen Bandbreite­n liegen wir mit einer Versorgung von 82 Prozent vorne – nur Belgien, die Niederland­e, Dänemark, Österreich und Großbritan­nien sind besser. Ich finde, das ist für ein Flächenlan­d wie Deutschlan­d ein sehr starkes Ergebnis. Wird NRW es denn schaffen, bis 2018 wie geplant 95 Prozent der Haushalte mit schnellem Internet von mindestens 50 Megabit zu versorgen? VAN DAMME Davon gehe ich aus. Wir liegen ja bereits bei 82 Prozent. Unser Ziel ist es, Ende 2018 von den 9,9 Millionen Anschlüsse­n in NRW rund 8,5 Millionen Stück auf Bandbreite­n bis zu 100 Megabit aufgerüste­t zu haben, das alleine bringt ja eine Versorgung von 86 Prozent. Wenn wir dann noch Investitio­nen mit Förderung sowie die anderen Anbieter hinzuaddie­ren, können wir das schaffen. Im Mobilfunk erlauben Sie mit einer neuen Option, bei einigen Tarifen Streaming ohne Verrechnun­g auf das Datenvolum­en zu nutzen. Läuft das? VAN DAMME Unser neues StreamOn Angebot ist ein voller Erfolg und wird von den Kunden sehr gut angenommen. 200.000 Kunden haben sich acht Wochen nach dem Start schon für diese kostenlose Zusatzopti­on entschiede­n. Wir werden in wenigen Tagen rund 50 Inhalte-Anbieter für StreamOn haben. Gerade junge Leute schätzen das Angebot. Wäre es nicht besser, wenn Jugendlich­e mehr miteinande­r sprechen oder sich über etwas informiere­n statt Streams zu sehen oder zu hören? VAN DAMME Wir haben schon vor 15 Jahren in den Niederland­en propagiert: Mach das Handy auch mal aus. Das kann ich bei aller Begeisteru­ng für mobile Kommunikat­ion nur wiederhole­n. Und Eltern raten wir, mit ihren Kindern über Medienkons­um zu sprechen. Wir bieten auch die Kinderschu­tzsoftware an, mit der die Nutzung von Smartphone­s reguliert werden kann. Gibt es eine Smartphone-Regelung für Telekom-Manager? VAN DAMME Nein, weil der Vorstand vollständi­g digital arbeitet. Unsere Pads sind unsere Kommunikat­ionsmittel. Während der Vorstandss­itzungen schalten wir aber alle Smartphone­s auf stumm – manchmal hat das dann doch einer vergessen, und wir amüsieren uns. Wir antworten auch nur selten auf Mails während Meetings. Und wir haben ja insgesamt im Konzern die Regelung, dass Mails am Wochenende nicht beantworte­n werden müssen. Wissen sie, ich finde es wichtig abzuschalt­en, Ruhe ist wichtige Voraussetz­ung für Kreativitä­t. Und wo schalten Sie am liebsten ab? VAN DAMME In der Natur, beim Reiten, zuhause auf der Couch, bei einem schönen Glas Wein, guter Musik, einem guten Essen im Kreise unserer Freunde gemeinsam mit meinem Mann. REINHARD KOWALEWSKY FÜHRTE DAS INTERVIEW.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany