Rheinische Post Krefeld Kempen

Kirchliche Gemeinde ist Kamms Familie

- VON STEPHANIE WICKERATH FOTO: NORBERT PRÜMEN

Der katholisch­e Pfarrer Ludwig Kamm, der St. Godehard Vorst und St. Cornelius St. Tönis betreut hat, geht Ende des Monats mit 69 Jahren in den Ruhestand. Bereut hat er seine Berufswahl nie.

TÖNISVORST Er ist kein Mann, der das Herz auf der Zunge trägt, aber einer, der es am rechten Fleck hat. Gefragt nach den schönsten Erinnerung­en an seine 35-jährige Tätigkeit als Theologe zählt Pfarrer Ludwig Kamm die Sanierung der Kirche St. Godehard auf, den Kauf von Haus Vorst, die Restaurier­ung der KlaisOrgel, die Verleihung des Bundesverd­ienstkreuz­es und die Godehard-Prozession­en. Im Laufe des Gesprächs finden sich aber noch ganz andere Themen, die wohl die wirklichen Highlights sind.

Die vielen jungen Menschen, die im Zachäus-Haus in Gitega, Burundi, ein Zuhause gefunden haben, eine Ausbildung absolviert haben und ihren Weg gegangen sind und die heute noch Mails an den Priester aus Deutschlan­d schicken, in denen steht: „Das verdanke ich alles Ihnen“, die bewegen den Theologen, machen ihn stolz und glücklich. Auch die Aktionen und Ausflüge mit den Messdiener­n aus seiner Zeit als Kaplan in Waldniel und später als Pfarrvikar in Rheydt tauchen im Gespräch immer wieder auf. Zu vielen der damaligen Messdiener hat der Pfarrer heute noch guten Kontakt. „Vielleicht ist das die väterliche Seite an mir“, sagt er dazu.

Seine Eltern spielten bei der Berufswahl eine entscheide­nde Rolle. „Meine Eltern waren engagierte Christen“, erzählt Kamm, der im Mai 1948 in Schwerte geboren wur- de. In seinem Elternhaus sei immer viel diskutiert worden, auch über den Glauben und die Kirche. Den jungen Mann hat das geprägt. Als Student engagierte er sich mit den anderen „68ern“im Studentenp­arlament. Auch später sammelte er Unterschri­ften gegen Ungerechti­gkeiten auf der Welt. Seine Meinung zu sagen und dazu zu stehen, ist heute ein Markenzeic­hen des 69Jährigen.

Bevor Ludwig Kamm Theologe wurde, hat er in Aachen Chemie studiert. 1972 machte er sein Diplom und strebte eine Promotion an. Der Gedanke, Priester zu werden, sei aber immer da gewesen. „Ich habe schon früh daran gedacht, Theologie zu studieren, mich aber nicht getraut, weil ich noch so jung war.“1977, mit 29 Jahren, schrieb der Chemiker sich in Bonn zum Theologies­tudium ein. Im Oktober 1982 wurde er zum Priester geweiht. Bereut hat er seine Berufswahl und die damit verknüpfte­n Bedingunge­n nie. „Auch wenn ich keine eigene Familie hatte, war ich nie einsam, weil ich immer Teil einer Gemeinscha­ft war“, sagt Kamm. Für ihn ist das ein wichtiger Baustein der Religion: „Religion ist der Hinweis darauf, dass der Mensch ein gemeinscha­ftliches Wesen ist. Sie ist Schutz vor Überheblic­hkeit und Ermahnung zur Menschlich­keit.“

Der Pfarrer wird den Weg seiner Gemeinden weiterhin beobachten. Zwar verlässt er am 1. August das Vorster Pfarrhaus, aber er zieht nach Kempen und bleibt damit in der Gemeinscha­ft der Gemeinden wohnen, wo er auch als Subsidiar weiterhin Dienste übernehmen wird. Auch sein Einsatz für die Kinder aus Burundi wird bleiben. Seit 1989 besucht der Vorster das gebeutelte afrikanisc­he Land regelmäßig. Für Kamm ist das Zachäus-Haus in Burundi die Nummer eins seiner Herzenspro­jekte.

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Pfarrer Ludwig Kamm mit einer Holzfigur aus Burundi, zu der die Kinder aus dem Zachäus-Haus gesagt haben, die große Figur ist der Patarei, der Priester, der die Kinder auf seinen Schultern trägt.

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