Rheinische Post Krefeld Kempen

Düsseldorf hat seine Chance genutzt

- VON UWE-JENS RUHNAU VON MICHAEL BRÖCKER VON BIRGIT MARSCHALL UNION VERSPRICHT . . ., SEITE A 6

Bundesjust­izminister Heiko Maas war das einzige Mitglied der Bundesregi­erung, das sich in Düsseldorf den ersten Start der Tour de France in Deutschlan­d seit 30 Jahren anschaute. Das ist ein bisschen schade, denn die enge Verbindung von Frankreich und Deutschlan­d wurde am Wochenende in Düsseldorf regelrecht zelebriert, auch mit einem umjubelten Konzert der Gruppe Kraftwerk. Der Dreiklang Tour de France, Kraftwerk und Düsseldorf soll das Image der Landeshaup­tstadt ändern. Dies vor dem Hintergrun­d der rasanten Internatio­nalisierun­g der NRW-Metropole, die auch auf die Region abstrahlt. Deswegen war es gut, dass der Grand Départ ein Gemeinscha­ftsereigni­s vom Bergischen bis zum Niederrhei­n war. Es war die Tour de Chance, und nicht nur Düsseldorf hat diese Chance trotz teils schlechten Wetters sehr gut genutzt.

Oberbürger­meister Geisel denkt weiter. Es gibt eine Anfrage für die Deutschlan­d-Tour im nächsten Jahr. Die Rad-WM 2020 ist noch nicht vergeben. Realistisc­he Ziele? Geisel träumte anfangs von null TourKosten für die Stadt, jetzt könnten es bis zu neun Millionen Euro werden. Davon kann man einige Kindergärt­en bauen. Zudem hielt die Stadt die Tour-Verträge unter Verschluss. Das ist nicht akzeptabel. BERICHT TOUR DE RHEINLAND, TITELSEITE

ZKohls letzter Auftrag

u wem hätte der erste europäisch­e Staatsakt in der Geschichte besser gepasst als zu Helmut Kohl, diesem Jahrhunder­teuropäer? Es war eine würdevolle Zeremonie zum Abschied vom Ehrenbürge­r Europas. Nicht nur wegen der politische­n Reden. Sondern weil Tausende Bürger sich bei Kohls letzter Reise von der Hauptstadt Europas über den europäisch­sten aller Flüsse bis in die pfälzische Heimat von einem Mann verabschie­den konnten, der wesentlich dazu beitrug, dass der Frieden auf diesem Kontinent Alltag ist.

Die Symbolkraf­t der Trauerfeie­r war so mächtig, dass der Unmut über den fehlenden deutschen Staatsakt kleingeist­ig wirkt. Hier geht ein großer Europäer, der die EU zu seinem Lebenswerk gemacht hat und dafür skeptische Weltenlenk­er überzeugte. Die Dankbarkei­t für diese Leistungen Kohls bleibt. Die schwierige­n Seiten dieses unversöhnl­ichen, sturen Mannes treten hinter seinem Lebenswerk zurück. Es war Emmanuel Macron, Frankreich­s junger Präsident, der anmerkte, dass Kohls Sinn für Europa Auftrag sei für alle folgenden Generation­en. BERICHT EUROPA VERABSCHIE­DET SICH . . ., TITELSEITE

Gehobene Mitte

Das Unionswahl­programm unterschei­det sich in drei wesentlich­en Punkten von dem der SPD: Die Union will erstens alle Steuerzahl­er entlasten, die SPD dagegen nur die ärmeren, die etwas reicheren aber belasten. Zweitens sitzt die Union das Thema Rente aus, während die SPD Älteren bessere Renten verspricht und für Jüngere demnach Mehrbelast­ungen plant. Drittens will sich die Union die geplante Steigerung der Verteidigu­ngsausgabe­n demokratis­ch absegnen lassen, die SPD ist strikt dagegen. Die Programme sind unterschei­dbarer geworden, als befürchtet worden war – und das ist gut so.

Was die Rente angeht, liefert die Union eine offene Flanke. Dagegen ist sie bei den Steuern überzeugen­der. Wer investiere­n und Jobs schaffen will, den darf der Staat bei vollen Kassen nicht belasten, sagt sie mit Recht – und trifft einen Nerv: Wer sich als Leistungst­räger sieht, fühlt sich von Debatten über soziale Ungerechti­gkeit selten angesproch­en. Die Union hat die Wähler der gehobenen Mitte im Blick. Umfragen, die sie sehr deutlich vor der SPD sehen, machen deutlich, dass sich hier auch viele selbst verorten. BERICHT

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