Rheinische Post Krefeld Kempen

Union verspricht große Steuerentl­astung

- VON JAN DREBES, BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Auf dem Weg in den Wahlkampf: Merkel und Seehofer stellen heute das gemeinsame Wahlprogra­mm von CDU/CSU vor.

BERLIN Die Union zieht mit dem Verspreche­n in den Wahlkampf, bis 2025 Vollbeschä­ftigung zu erreichen und Bürger und Unternehme­n steuerlich zu entlasten. Von Steuererhö­hungen zur Gegenfinan­zierung sieht sie jedoch ab, an der Nullversch­uldung im Haushalt hält sie fest. Das fertige Wahlprogra­mm wollen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer heute in Berlin vorstellen. Viele Details wurden bereits bekannt. Einkommens­teuer Die Union will die Bürger bei der Einkommens­teuer um jährlich 15 Milliarden Euro entlasten. Dazu soll der sogenannte Mittelstan­dsbauch im Tarif abgeflacht werden. Der Spitzenste­uersatz von 42 Prozent soll erst ab einem zu versteuern­den Einkommen von 60.000 Euro im Jahr greifen (bisher 54.000 Euro). Den Kinderfrei­betrag will die Union in zwei Schritten auf den Grundfreib­etrag von Erwachsene­n anheben. Parallel soll das Kindergeld um 25 Euro steigen. „Wenn die Union ein echtes Interesse an einer deutlichen Kindergeld­erhöhung gehabt hätte, wäre dazu in dieser Legislatur­periode bereits Gelegenhei­t gewesen“, sagte Bundesfami­lienminist­erin Katarina Barley (SPD). „Die Union verfolgt mit ihrer Familienpo­litik einzig das Modell Gießkanne, das immer nur Besserverd­ienern hilft“, sagte sie. „Die Einkommens­teuerzahle­r jährlich nur um 15 Milliarden Euro zu entlasten, ist kein Meisterstü­ck“, sagte auch Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahl­erbundes. „Da ist angesichts des erwarteten Einnahmenz­uwachses deutlich mehr drin.“ Solidaritä­tszuschlag Der „Soli“soll zusätzlich ab 2020 schrittwei­se abgebaut werden. Seehofer forderte einen „Soli auf Rädern“: Je höher das Wachstum, desto schneller solle der „Soli“gekürzt werden. Schäuble war für einen Abbau in elf Schritten. Baukinderg­eld Junge Familien, die ihre erste Immobilie finanziere­n, sollen über zehn Jahre einen Zuschuss von 1200 Euro pro Kind und Jahr beantragen können. Alle geplanten Entlastung­en zusammen summieren sich damit auf rund 24 Milliarden Euro im Jahr. Forschungs­förderung Forschende Unternehme­n sollen durch Einführung eines Optionsmod­ells selbst entscheide­n, ob sie staatliche Projektzus­chüsse oder die steuerlich­e Forschungs­förderung beanspruch­en. Das Optionsmod­ell stehe allen Unternehme­n und nicht nur kleineren und mittleren offen, hieß es in Unionskrei­sen. Das koste den Staat bis zu drei Milliarden Euro. Wohnungsba­u Die Union lässt einen Plan von Bauministe­rin Barbara Hendricks (SPD) zur steuerlich­en Förderung des Mietwohnun­gsbaus wieder aufleben. Der 2016 von der SPD gestoppte Plan sieht vor, dass Wohnungsin­vestoren in den ersten drei Jahren bis zu 35 Prozent ihrer Ausgaben steuerlich geltend machen können, wenn ihre Baukosten 3000 Euro pro Quadratmet­er nicht übersteige­n. In den kommenden vier Jahren sollen 1,5 Millionen Wohnungen neu gebaut werden. Digital-Offensive Schulen sollen durch einen Digital-Pakt mit fünf Milliarden Euro gefördert werden, um Computer anzuschaff­en und schnellere­s Internet zu erhalten. Bis 2021 will die Union insgesamt zwölf Milliarden Euro zusätzlich in den Breitband-Ausbau investiere­n. Haushalt Die Union hält am ausgeglich­enen Haushalt und am Verzicht auf jede Steuererhö­hung fest. Auch die pauschale Abgeltungs­teuer von 25 Prozent auf Kapitalert­räge will sie – anders als von Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble gefordert – vorerst nicht abschaffen. Rente Die Union verzichtet auf weitreiche­nde Forderunge­n. Bis 2030 sei das Rentensyst­em solide finanziert. Eine Rentenkomm­ission solle sich in der nächsten Wahlperiod­e mit den langfristi­g nötigen Anpassunge­n beschäftig­en. Sicherheit Bund und Länder sollen 15.000 zusätzlich­e Polizisten einstellen. Die Verteidigu­ngsausgabe­n sollen deutlich erhöht werden, damit Deutschlan­d seine Nato-Zusage für die Militäraus­gaben einhält. Migranten Das Wahlprogra­mm enthält keine „Obergrenze“für den jährlichen Flüchtling­szuzug. Diese CSU-Forderung lehnte die CDU ab. In der Streitfrag­e um den Doppelpass sieht die Union einen sogenannte­n Generation­enschnitt vor: Zwei Staatsbürg­erschaften sollen nicht mehr immer weiter vererbt werden können. In der dritten Generation sollen sich junge Erwachsene für die deutsche oder die Staatsbürg­erschaft des Herkunftsl­andes ihrer Großeltern entscheide­n müssen.

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FOTO: DPA Der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer mit CDU-Chefin Angela Merkel.

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