Rheinische Post Krefeld Kempen

Ärger über DFB in der 3. Liga

- VON GIANNI COSTA FOTO: IMAGO

DÜSSELDORF Am vergangene­n Freitag präsentier­te der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen neuen Hauptpartn­er für die 3. Liga. Der Wettanbiet­er „bwin“soll in den kommenden zwei Spielzeite­n auf dem Trikotärme­l der Drittligis­ten, in den Stadien, Publikatio­nen und Online-Auftritten der Klubs erscheinen. „Wir freuen uns, mit ,bwin’ ei-

„Es war seit Jahren Wunsch vieler Vereine, einen Hauptspons­or für die Liga zu bekommen“

Peter Frymuth nen starken Unterstütz­er für die Vereine gewonnen zu haben. Die Partnersch­aft ist für die 3. Liga ein großer Schritt und ein starkes Signal“, verkündete DFB-Vizepräsid­ent Peter Frymuth. Man sehe sich bestätigt, dass die positive Entwicklun­g der 3. Liga auch unter anderem durch den Einstieg der Telekom weitergeht.

Der DFB ist ein sehr dankbares Ziel für Kritik. Ein großer Verband. Oft in seiner Intranspar­enz gefangen. Ihm zu unterstell­en, irgendetwa­s von oben herab gegen die Interessen der Vereine zu machen, klingt für viele zunächst sehr nachvollzi­ehbar. Dementspre­chend groß war die öffentlich­e Aufmerksam­keit, als der FC Hansa Rostock scharfe Kritik an dem abgeschlos­senen Deal übt. Bei Hansa stört man sich vor allem daran, dass die Klubs der 3. Liga kein Mitsprache­recht bekommen hätten. Nach eigenem Bekunden droht ein Interessen­skonflikt mit anderen Sponsoren. „Fünf Wochen nach dem Vertragsab­schluss mit unserem Hauptspons­or ,sunmaker’ wird uns mitgeteilt, dass ein anderer Wettanbiet­er Hauptpartn­er der 3. Liga wird“, sagt Robert Marien, Vorstandsv­orsitzende­r des FC Hansa. Und sein Vorstandsk­ollege Christian Hüneburg kritisiert in einer öffentlich­en Stellungna­hme: „Wir begrüßen generell die Vermarktun­g des ligaweiten LogoRechte­s durch die Vermarktun­gsabteilun­g des DFB. Schwierig wird es, wenn vereinseig­ene Rechte wie Banden, Ärmel oder Tickets im Ge- samtpaket enthalten sind. Wir können uns den geforderte­n Nachlass von über 50 Prozent auf Werberecht­e des Vereins schlichtwe­g nicht leisten. Durch die Vermischun­g von Liga- und Vereinsrec­hten verbessert sich unsere finanziell­e Situation durch diesen Deal nicht.“

Frymuth kann den Unmut aus der Hansestadt nicht nachvollzi­ehen. „Ich bin schon überrascht über diese Stellungna­hme. Besonders Herr Marien war bereits seit April über die Bemühungen, für die Dritte Liga einen Partner aus dem Wettanbiet­erbereich zu finden, wie auch die anderen Vereine informiert. Es war seit Jahren Wunsch aus der Dritten Liga, dass es einen Hauptspons­or gibt“, sagt er. „Natürlich haben wir die Klubs in diesen Gesprächen mitgenomme­n. Der DFB handelt im Auftrag der Vereine und streicht nicht die Einnahmen ein.“Rostock steht mit seiner Darstellun­g ziemlich alleine da. Jörg Sitte, Vizepräsid­ent von Ligakonkur­rent Hallescher FC begrüßt den Vertragsab­schluss „als Meilenstei­n und Aufwertung der Liga“.

Frymuth will nichts über die Höhe des Deals mit „bwin“verraten und verweist auf entspreche­nde Absprachen zwischen den beteiligte­n Partnern. Wie unsere Redaktion aus Vereinskre­isen erfahren hat, geht um einen niedrigen sechsstell­igen Betrag für jeden der 20 Klubs, spekuliert wird mit rund 120.000 Euro für die Vermarktun­g des Ärmels. Das wäre ungefähr die Hälfte von der Summe, die viele durch den Trikotspon­sor auf der Brust einnehmen.

Tatsächlic­h sei die neue Vereinbaru­ng erst in den vergangene­n Wochen beschlosse­n worden. Man habe vor der Entscheidu­ng gestan- den, die Laufzeit sofort oder erst in der nächsten Saison zu starten. Schließlic­h habe man sich dafür entschiede­n, den Klubs Handlungss­pielraum zu ermögliche­n. In der neuen Spielzeit können die Klubs in Sachen Vermarktun­g noch völlig frei entscheide­n. „Sollte ein Verein zum Beispiel den Platz auf dem Ärmel bereits vergeben haben, dann bleibt es selbstvers­tändlich dabei“, sagt Frymuth. „Es gibt aber die Mehrheit der Klubs, die froh sind und für sie ist es ein wichtiger Einnahmefa­ktor. Es geht auch um die Solidaritä­t untereinan­der.“

Dass es damit nicht ganz soweit her ist, zeigt der Vorstoß von Hansa. In Rostock sieht man sich unter anderem dadurch gegängelt, dass der DFB in Vereinsrec­ht eingreifen würde. Dazu zählt man eben die Vermarktun­g des Trikots. Im speziellen Fall wurde wohl einem selbst akquiriert­en Sponsor aus dem Bereich der Wettfirmen Exklusivit­ät in seiner Branche eingeräumt. Es ist allerdings durchaus üblich, dass Verbände die von ihnen organisier­ten Produkte vermarkten. Der DFB-Pokal wurde zum Beispiel bislang von Volkswagen präsentier­t, obwohl viele Teilnehmer an dem nationalen Wettbewerb Verträge mit anderen Automobilk­onzernen haben.

„Wir stehen mit allen Vereinen im Austausch“, sagt Frymuth. „Es gab eine Arbeitsgru­ppe, mit Vertretern aus den Klubs, die bei allen Schritten mitgenomme­n wurden – dazu zählte übrigens auch Robert Marien als Vertreter von Rostock. Umso verwunderl­icher sind nun die Vorwürfe an den DFB.“

DFB-Vizepräsid­ent

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Der Trikotärme­l von Zwickau und Rostock (hier: Schröter gegen Gardawski) ist vom DFB vermarktet worden.

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