Rheinische Post Krefeld Kempen
KULTURTIPPS
Klassik Literatur Er gehörte damals zu den großen Bestsellerautoren, dessen unglaubliche Geschichten auch als Fortsetzungsromane in den Tageszeitungen von Wien, Prag und Berlin erschienen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er ein wenig vergessen, doch wird er seit ein paar Jahren immer wieder mal ans Tageslicht der Leseröffentlichkeit bugsiert: der fantastische Leo Perutz – 1882 in Prag geboren, 1938 nach Tel Aviv emigriert und 1957 in Bad Ischl gestorben. Was für ein ungeheuerlicher Erzähler ist dieser Perutz, der uns mit seinen Geschichten kunstvoll und unterhaltsam an dem zweifeln lässt, was wir naiv einfach nur die Wirklichkeit nennen. Und jetzt gibt es nach der Vorlage der Erstausgabe eine Neuauflage von „Zwischen neun und neun“– von der wahnwitzigen AlbtraumGeschichte des Studenten Stanislaus Demba. Der Roman erzählt ein groteskes, persönliches Schicksal, von dem sich auch Alfred Hitchcook inspirieren ließ. Lothar Schröder Leo Perutz: Zwischen neun und neun Zsolnay, 238 Seiten, 24 Euro
Hier sind sie alle versammelt, auf der CD der Deutschen Harmonia Mundi: die Feinsinnigen, Melodiker, Melancholiker jener Zeit, die an der Schwelle zur Frühklassik standen. Natürlich fehlt Johann Joachim Quantz nicht, der Flötenlehrer Friedrichs des Großen, auch Georg Friedrich Händel macht seine Aufwartung, ebenso Carl Philipp Emanuel Bach. Ganz köstlich beginnt die Platte: mit der Komposition „A Ground“eines gewissen Gottfried Finger. Das ist schon fast elegisch, wie hier die Blockflöte auf einem begrenzten Bassfundament sich ihre introvertierten Linien zurechtträumt.
Neben der wie stets famosen Dorothee Oberlinger beglücken uns weitere Könner, etwa der Oboist Alfredo Bernardini oder der Bratscher Nils Mönkemeyer.
Man geht mit „Rococo“also auf Entdeckungsreise, und wir bleiben diesmal in Deutschland, wo es ja auch Orte ohne Sorge gab: wie Sanssouci. Wolfram Goertz