Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Regenschir­me wippten im Takt

- VON EVA SCHEUSS

Das Grefrather Straßenmus­ikfestival litt am Samstag unter dem Regenwette­r. Die Musikgrupp­en spielten nur vor ganz wenigen Zuschauern. Es wurde leider nichts aus der klingenden Flaniermei­le.

GREFRATH Die Regenschir­me wippten im Takt, begehrt waren alle halbwegs trockenen Plätze, sei es unter Markisen, Zelten oder in Hauseingän­gen. Da gibt es nichts schön zu reden: Das Wetter spielte beim Grefrather Straßenmus­ikfestival diesmal nicht mit. Anders als bei der Premiere vor zwei Jahren hatte der „Wettergott“diesmal keine Gnade walten lassen und der Kulturinit­iative Grefrath (KinG) als Ausrichter der klingenden Flaniermei­le einen ganz schönen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Himmelssch­leusen waren am Samstag mehr oder weniger offen, wenn es auch gegen Abend trockener wurde.

„Da muss man durch“, merkte Bürgermeis­ter Manfred Lommetz dazu nur an. Er vermutete, dass das Festival zudem mit zu vielen Konkurrenz­veranstalt­ungen konfrontie­rt wurde. Uschi Krings von der Kulturinit­iative erzählte wehmütig: „Wir hatten sonst immer gutes Wetter. Es war immer total voll.“Der Bürgermeis­ter ist Geschäftsf­ührer der Kulturinit­iative Grefrath, einem Verein der seit 2013 das Schwingbod­enfestival und seit 2015 im Wechsel auch das Straßenmus­ikfestival ausrichtet. 120 Mitglieder zählt der Verein, der sich vor allem die musikalisc­he Kulturförd­erung in Grefrath auf die Fahnen geschriebe­n hat und sich in Anspielung auf die Abkürzung KinG eine Krone als Logo erwählt hat. Erster Vorsitzend­er ist der bekannte Trompeter und Jazzmusike­r Markus Türk, der am Samstag auf dem Bergerplat­z mit der vielköpfig­en Kempen Big Band beste Jazz- und Swingmusik bot – allerdings vor ganz wenigen Zuschauern. Die Landfrauen, die dort Sekt ausschenkt­en, hatten nicht wirklich viel zu tun. Und auch die Cocktails von Textil Daamen und die Waffeln der Schülerhil­fe fanden nur wenige Abnehmer. Wie schade, möchte man meinen, bei diesem doch großen Aufwand.

An neun Stellen im Ortszentru­m von Grefrath spielten auf kleinen Bühnen Ensembles aus der Region. Eine bunte Mischung wurde da geboten. Vor der Bäckerei Oomen etwa ertönte der Helene-FischerSon­g „Du bist ein Phänomen“, dargeboten von dem Duo „Heidi und Uli“aus Nettetal. Tapfer sangen sie für einige weniger Zuhörer, die im Außenberei­ch der Bäckerei Kaffee tranken. Jazziges boten Dragène Drenski und Markus Vögeler mit Gitarre und Saxophon oder Klarinette auf dem Marktplatz. Die Beiden sind hauptberuf­lich Musiklehre­r an der Musikschul­e Mönchengla­dbach und kurzfristi­g nach einem Anruf von Markus Türk eingesprun­gen. Auf dem Marktplatz wurde unter dem großen blau-lila Riesenfall­schirm derweil eine große Bühne verkabelt. Hier sollte am Abend als Abschluss und Höhepunkt unter dem großen blau-lilafarben­en Riesenfall­schirm die Berliner Gruppe Polka-Geist für beste Stimmung sorgen.

Sympathisc­h war, wie viele Einzelhänd­ler am Ort eine Patenschaf­t für die Musiker vor ihrer Haustür übernommen hatten. Geöffnet hatten sie fast alle, doch die guten Geschäfte dürften diesmal ausgeblieb­en sein. Dafür versorgten viele „ihre“Musiker mit Sitzgelege­nheiten, Getränken und weiteren logistisch­en Hilfsangeb­oten. Bei Buchhändle­r Karl Groß etwa spielten die „Niersboys“, während Mitarbeite­r und Bewohner des Hauses an der Dorenburg die Cafeteria ausrichtet­en.

Auch an die kleinen Besucher hatte man gedacht: Kinder tunkten Stäbe, die mit Schnüren zusammenge­halten waren, in einen Eimer mit Seifenlaug­e und produziert­en große schillernd­e Seifenblas­en, die im Regen schwebten. Frisörin Ayse Berdibey betreute die drei Musiker von „bernshteyn“, ein Trio aus Oedt, das in bester Manier Klezmer-Musik gepaart mit Lyrik darbot. Als Gitarrist und Sänger Achim Lüdecke fest und rhythmisch auf den hölzernen Boden der Plattform aufstampft­e, war dies für den Hund einer Zuschaueri­n sofort Anlass, kräftig mit zu bellen. Überraschu­ngen aller Art, auch das ist der Reiz der Straßenmus­ik.

Die Kempen Big Band unter der Leitung von Markus Türk bot auf dem Bergerplat­z beste Jazz- und Swingmusik

 ??  ??
 ?? RP-FOTOS (3): KAISER ?? Die Kempen Big Band unter Leitung von Markus Türk spielte auf dem Bergerplat­z (oben). Nur wenige Zuschauer kamen zum Straßenmus­ikfestival. Die Musikgrupp­en spielten zumeist unter Pagodenzel­ten (rechts).
RP-FOTOS (3): KAISER Die Kempen Big Band unter Leitung von Markus Türk spielte auf dem Bergerplat­z (oben). Nur wenige Zuschauer kamen zum Straßenmus­ikfestival. Die Musikgrupp­en spielten zumeist unter Pagodenzel­ten (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany