Rheinische Post Krefeld Kempen

Polizei hätte Amri vor dem Attentat stoppen können

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BERLIN (her) Die Versäumnis­se der Behörden im Fall des IS-Terroriste­n Anis Amri sind größer als angenommen. Beamte des Berliner Landeskrim­inalamts (LKA) haben nach dem Bericht eines Sonderermi­ttlers Akten manipulier­t. Damit wollten sie wohl verheimlic­hen, dass es den Behörden möglich gewesen wäre, den Terroriste­n vor dessen Anschlag am 19. Dezember auf dem Breitschei­dplatz in Berlin zu stoppen. Amri hatte einen Lastwagen gekapert und damit zwölf Menschen getötet und 70 verletzt. Italienisc­he Polizisten erschossen ihn vier Tage später bei Mailand.

Der frühere Bundesanwa­lt Bruno Jost untersucht für den Berliner Senat Versäumnis­se und Fehler der Behörden. Gestern stellte er seinen Zwischenbe­richt vor. Bekannt war, dass ein Beamter des Berliner LKA im Januar einen Bericht vom 1. November 2016 über Amri verkürzt, entschärft und rückdatier­t hat. In dem ursprüngli­chen Bericht wurde Amri „gewerbsmäß­iger und bandenmäßi­ger Drogenhand­el“vorgeworfe­n. Bruno Jost betonte gestern, dass mit diesen schweren Vorwürfen eine Verhaftung Amris möglich gewesen wäre. Außerdem sagte Bundesanwa­lt Thomas Beck, dass Amri ein Einzeltäte­r gewesen sei. Beck wies auf einen Vorfall Ende Juli 2016 hin. Polizisten nahmen Amri demnach in Friedrichs­hafen fest – und hinderten ihn an der Ausreise. Amri fürchtete wohl, wegen Drogenhand­els ins Gefängnis zu müssen, und wollte nach Italien fliehen. Er durfte nicht, weil Gefährder nicht in andere Länder des SchengenRa­ums ausreisen dürfen.

„Nürnberger Nachrichte­n“und ZDF berichten derweil von weiteren Sicherheit­slücken beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e. Mehrere Tausend Asylbewerb­er seien weder persönlich angehört noch erkennungs­dienstlich behandelt worden. „Diese sogenannte Risikogrup­pe“umfasse 3638 Syrer und Iraker.

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