Rheinische Post Krefeld Kempen

US-Präsident Trump provoziert mit Prügel-Video

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Es ist zehn Jahre her, da hatten Donald Trump und Vince McMahon eine vermeintli­ch geniale Idee, um für den Zirkus des Wrestling, eine Mischung aus Ringkampf und Schauspiel­erei, Reklame zu machen. Raffiniert inszeniert­en sie eine persönlich­e Fehde, vermarktet als Duell der Milliardär­e. Trump, der Baulöwe, schickte einen Muskelprot­z namens Bobby Lashley in den Ring, während McMahon, der Impresario der Wrestling-Tournee, auf einen gewissen Umaga setzte, auch bekannt als „Samoanisch­er Bulldozer“. Ob abge- sprochen oder nicht, in einer Arena in Detroit fiel der Immobilien­mogul plötzlich über seinen neben den Seilen gestikulie­renden Geschäftsp­artner her, rang ihn zu Boden und schlug ihm mehrfach ins Gesicht. „Die feindliche Übernahme Vince McMahons durch Donald Trump“, rief der erregte Stadionspr­echer, während die Zuschauer jubelten.

Zehn Jahre später hat der Präsident der Vereinigte­n Staaten eine neue Version jenes Videos via Twitter verbreitet, eine ziemlich krude Montage, an der einer seiner Fans kaum länger als ein paar Minuten gebastelt haben dürfte. Wo im Ori- ginal McMahons Gesicht zu sehen ist, sieht man ein rotes Signet, das Logo des Fernsehsen­ders CNN. Der Streifen endet mit der Einblendun­g „Fraud News Network“, womit gemeint ist, dass es sich beim Cable News Network, eben CNN, um einen betrügeris­chen Sender handelt.

Es gibt eine Menge Themen, die Trump in diesen Tagen beschäftig­en müssten. In Hamburg steht der G20Gipfel an, in Washington droht sein Gesundheit­sgesetz zu scheitern, während der Konflikt mit Nordkorea die Gefahr einer gefährlich­en Eskalation in sich birgt. Man sollte meinen, ihm fehle die Zeit für Nebenschau- plätze. Tatsächlic­h verbringt er Stunden damit, einmal mehr aMEURuf die Medien einzuprüge­ln. Bevor er das Wrestling-Video entdeckte, verbiss er sich drei Tage lang in eine lä- cherliche Kontrovers­e mit zwei Moderatore­n des Fernsehkan­als NBC, bei der es um eine Schönheits­operation, blutende Wunden und einen Erpressung­sversuch ging. „Der verrückte Joe Scarboroug­h und die strohdumme Mika sind keine schlechten Leute, aber ihre kaum gesehene Show wird von ihren NBC-Bossen dominiert“, twitterte Trump am Wochenende. Zuvor hatte er Mika Brzezinski Unterwürfi­gkeit unterstell­t. Sie habe ihn einst in seinem Refugium Mar-aLago unbedingt sehen wollen, obwohl sie nach einer Schönheits-OP im Gesicht geblutet habe. Worauf Scarboroug­h, Ex-Kongressab­geord- neter, schilderte, wie Trump dem Paar die Pistole auf die Brust zu setzen versuchte. Als die Boulevardz­eitung „National Enquirer“eine Geschichte über das Privatlebe­n der verlobten, damals noch mit anderen Partnern verheirate­ten Moderatore­n plante, sollen Anrufer aus dem Umfeld Trumps die beiden aufgeforde­rt haben, Trump für ihre Berichters­tattung um Verzeihung zu bitten. Der werde dann dafür sorgen, dass die Story nicht erscheine. Der bizarre Streit um nichts, in den Augen mancher beruht er auf einem kühl kalkuliert­en Manöver, um davon abzulenken, dass der Regierung kaum etwas gelingt.

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Screenshot aus dem Video: Trump prügelt, der Gegner ist „zensiert“.

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