Rheinische Post Krefeld Kempen

Reisebus wird zur brennenden Todesfalle

- VON M. PLÜM UND K. ZEILMANN

Auf der A9 in Oberfranke­n prallt ein Bus auf einen Sattelzug. Der Bus fängt sofort Feuer und brennt vollständi­g aus. Die Einsatzkrä­fte können nur zehn Minuten später nichts mehr ausrichten. 18 Menschen sterben, 30 werden verletzt.

MÜNCHBERG Stunden nach dem verheerend­en Busunglück ist die Szenerie auf der Autobahn 9 im Norden Bayerns nahezu sachlich-nüchtern. Feuerwehrl­eute sondieren die Lage, die Polizei sichert Spuren. Die ganze Tragik des Ereignisse­s wird erst deutlich, als ein Leichenwag­en nach dem anderen vorfährt und vor einem komplett ausgebrann­ten Gerippe hält, das einmal ein Reisebus war. 18 Menschen, darunter einer der Busfahrer, starben bei einem Unfall zwischen den Anschlusss­tellen Münchberg-Süd und Gefrees in Oberfranke­n.

Um kurz nach 7 Uhr ging ein Notruf bei der Feuerwehr ein: Ein Reisebus und ein Lastwagena­nhänger stehen auf der Autobahn in Flammen. Der Bus war an einem Stauende aus noch ungeklärte­r Ursache auf den Lkw aufgefahre­n. 30 Menschen einer Reisegrupp­e aus Sachsen und Brandenbur­g können sich ins Freie retten. Mit teils schweren Verletzung­en werden sie später in Krankenhäu­ser gebracht. Für die anderen Fahrgäste – insgesamt saßen 46 Passagiere und zwei Fahrer im Bus – kommt jede Hilfe zu spät. „Als wir eingetroff­en sind, kam niemand mehr aus dem Bus“, sagt Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg. Wegen der großen Hitzeentwi­cklung seien die Einsatzkrä­fte, die nur zehn Minuten nach Alarmierun­g bereits an der Unfallstel­le eingetroff­en seien, nicht mehr nah genug ans Fahrzeug herangekom­men. „Der Bus stand lichterloh in Flammen.“

Insgesamt waren 200 Rettungskr­äfte im Einsatz. Hubschraub­er landeten auf der Autobahn und flogen die Opfer in Kliniken. „Sie ha- ben teils sehr schwere Verletzung­en erlitten“, sagt Polizeispr­echerin Anne Höfer. Am Nachmittag waren laut Einsatzkrä­ften alle 18 vermuteten Todesopfer geborgen, 15 von ihnen bereits identifizi­ert. Dadurch zerschluge­n sich auch vage Hoffnungen, dass manche Passagiere neben die Autobahn geflüchtet sein könnten. Dort seien allerdings Wildschutz­zäune angebracht, die niemand so leicht hätte überklette­rn können, teilten Polizei und Feuerwehr mit.

Das Wrack bietet einen grausigen Anblick. Selbst die Bäume am Fahrbandra­nd sind vom Feuer gezeichnet. Feuerwehrf­ahrzeuge und Planen schützen das Wrack vor neugierige­n Blicken, Experten haben mit ihren Arbeiten begonnen. Die Staatsanwa­ltschaft will aufklären, wie es zu dem Unfall kam. Denn wie ein Bus so rasch komplett in Brand geraten konnte, wirft Fragen auf.

Fassungslo­sigkeit herrscht auch in den Ortschafte­n im Umland. „Das ist der schlimmste Unfall, den wir je auf unserem Gemeindege­biet hatten“, sagte Karl Philipp Ehrler, Bürgermeis­ter des nahen Marktes Stammbach. Auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) drückten ihre Anteilnahm­e mit den Angehörige­n der Opfer aus. Am frühen Nachmittag kamen Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (beide CSU) an die Unfallstel­le. Sie sprechen mit den Helfern, kritisiere­n aber auch, dass offenkundi­g nicht schnell genug eine Rettungsga­sse gebildet wurde. Das sei völlig unverantwo­rtlich. „Es ist trotzdem so schnell wie irgend möglich Hilfe geleistet worden“, betont Hermann.

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FOTOS: DPA Der drei Jahre alte Reisebus brannte nach dem Aufprall innerhalb von Minuten vollständi­g aus. 30 Personen konnten sich, teils schwer verletzt, noch retten. Für 18 Passagiere kam aber jede Hilfe der Einsatzkrä­fte zu spät.

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