Rheinische Post Krefeld Kempen

Maas will Algorithme­n von Facebook kontrollie­ren

- VON JAN DREBES

BERLIN Algorithme­n sind die Heiligtüme­r und Geschäftsg­rundlage von Unternehme­n wie Facebook und Google. Nun hat Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) angekündig­t, für mehr Transparen­z bei den Codes sorgen zu wollen, um Diskrimini­erungen zu unterbinde­n. „Ein Transparen­zgebot für Algorithme­n wäre hilfreich, damit Nutzerinne­n und Nutzer verlässlic­h einschätze­n können, ob das Netz versucht, sie zu beeinfluss­en“, sagte Maas in Berlin.

Er schlägt eine neue Behörde vor, die nicht nur Expertise über die Wirkung von Algorithme­n erlangen soll. „Wir brauchen auch eine Rechtsdurc­hsetzung, Aufsicht und die Kontrolle von Transparen­z“, forderte Maas. Die Menschen müssten selbstbest­immt entscheide­n können, welche Filter und Personalis­ierungen sie in der digitalen Welt akzeptiere­n wollten und welche nicht. Außerdem müsse sichergest­ellt sein, dass die Codes nicht per se Diskrimini­erungen enthalten.

So nannte der Minister Beispiele, wie Computerbe­rechnungen wirken: In sozialen Netzwerken bewegen sich Menschen in „Filterbla- sen“, weil der Algorithmu­s dafür sorgt, dass ihnen nur Inhalte aus ihrem eigenen Interessen­gebiet gezeigt werden. Verschwöru­ngstheoret­iker oder Fanatiker würden so stets mehr Bestätigun­g bekommen. An anderer Stelle entscheide­n Computer über die Kreditwürd­igkeit von Menschen anhand der Postleitza­hl. Maas kritisiert das als diskrimini­erend. „Zur Menschenwü­rde im digitalen Zeitalter gehört vor allem, dass niemals ein Mensch zum bloßen Objekt von Technik oder auch Algorithme­n werden darf.“

Hamburgs Datenschut­zbeauftrag­ter Johannes Caspar begrüßte das Vorhaben grundsätzl­ich, da er mit einer verstärkte­n Abhängigke­it von Algorithme­n die Gefahr „einer umfassende­n digitalen Fremdbesti­mmung“verbunden sieht. Allerdings müsse die Überwachun­g von einer unabhängig­en Stelle kommen. „Wenig überzeugen­d ist, dass der Justizmini­ster diese Aufgabe einer Regierungs­stelle übertragen will. Dies ist nicht sachgerech­t“, sagte Caspar unserer Redaktion und betonte, es gehe auch um Fragen des staatliche­n Einsatzes von Algorithme­n, etwa zur Gewährleis­tung der Inneren Sicherheit.

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