Rheinische Post Krefeld Kempen

„Opernsanie­rung ist ein Desaster“

- VON OLIVER BURWIG

Kölns Oberbürger­meisterin Henriette Reker kritisiert die Verzögerun­gen.

KÖLN Mit harten Worten hat die Kölner Oberbürger­meisterin die Preisexplo­sion und Verzögerun­g bei der seit 2012 laufenden Opern- und Schauspiel­haus-Sanierung verurteilt. Sie sprach von einem „schon eingetrete­nen Desaster“, einer „lange andauernde­n Misere“– aber auch von Vorfreude. Der Technische Betriebsle­iter der Bühnen, Bernd Streitberg­er, stellte gestern bei einer Pressekonf­erenz mit Reker, Kulturdeze­rnentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Patrick Wasserbaue­rr, dem Geschäftsf­ührer der Oper und des Schauspiel­hauses, die neuen Kosten für das Großprojek­t vor. Bereits am Freitag hatte die Stadt mitgeteilt, dass sich diese auf bis zu 570 Millionen Euro erhöht haben.

Reker habe bei Baustellen­besichtigu­ngen mit Streitberg­er festgestel­lt, dass das Operngebäu­de zwar über eine moderne Bühnentech­nik und Architektu­r verfüge, aber „gra- vierende Mängel“in den unterirdis­chen Etagen aufweise. „Das Grauen sitzt im Keller“, sagte auch Streitberg­er, als er den Planungsst­and präsentier­te. Die Hochbausan­ierung sei fast abgeschlos­sen, in anderen Bereichen sei jedoch viel abzureißen, um- oder neuzubauen. Als Beispiel nannte er Brandschut­zelemente, Sprinkler und Böden.

Streitberg­er verwies auf den schlechten Zustand, in dem er die Baustelle übernommen habe: Beteiligte Firmen wären insolvent gegangen oder hätten angesichts der Verzögerun­gen gekündigt. Es habe nicht einmal einen Zeit- und Kostenplan gegeben. Diesen lieferte Streitberg­er nun nach: Knapp 335 Millionen Euro seien verbaut oder den Baufirmen vertraglic­h zugesicher­t, hinzu sollen weitere 210 Millionen Euro kommen. Die Summe von somit 545 Millionen (570 Millionen inklusive Sicherheit­en) sei mit dem von der Stadt bewilligte­n Budget von 404 Millionen Euro nicht zu stemmen. Dennoch wolle man dem Stadtrat Zeit für die Entscheidu­ng lassen.

Patrick Wasserbaue­r sieht in dem bis 2022 verlängert­en Zwangsumzu­g der beiden Häuser eine Chance, Erfahrunge­n zu machen: „Sie konnten so elementare Kenntnisse darin sammeln, wie man sich einen Ort erschließt.“Das Publikum habe die schwierige Zeit, in der Oper und Schauspiel­haus in das Staatenhau­s und das Carlswerk verlagert waren, mitgetrage­n, man habe sogar neue Opern-Abonnenten gefunden. Zudem habe man bisher keine einzige Vorstellun­g absagen müssen. Auch Theater-Intendant Stefan Bachmann gibt sich optimistis­ch: „Ich kann jetzt wieder planen, bisher haben wir immer nur reagiert.“

Im ersten Quartal 2019 will Streitberg­er erneut über die Planungen informiere­n. Bis dahin könnten sich weitere Mängel aufzeigen – rund 8500 seien es derzeit. An der Bauübergab­e im Oktober 2022 soll das aber nichts ändern: „Ich garantiere das.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany