Rheinische Post Krefeld Kempen

Blühendes Leuchtturm­projekt

- VON BIANCA TREFFER

Der Naturschut­zbund Nabu Kempen will Wegränder in Lebensräum­e für Insekten verwandeln und damit die Artenvielf­alt erhalten. An der Straße „An der Gastendonk“in St. Hubert startet ein Pilotproje­kt mit Stadt und Kreis.

ST. HUBERT „Vereinbaru­ng über die Unterhaltu­ng des östlichen Außenbanke­tts an der Tönisberge­r Straße (K 23) von der Einmündung Mittelorbr­oich bis zur Einmündung Hinterorbr­oich“– so heißt es offiziell in dem Schreiben vom Amt für Technische­n Umweltschu­tz und Kreisstraß­en, das Georg Lüdecke erhalten hat. Für das Mitglied der NabuOrtsgr­uppe Kempen-St. HubertTöni­sberg ist ein Schreiben, das in eine Richtung weist, die sich der Naturschüt­zer schon lange wünscht. Es geht nämlich darum, Wegränder, die meist in einem Einheitsgr­ün fast ausschließ­lich mit Gräsern bewachsen sind, in bunte Blühstreif­en zu verwandeln, die Insekten und anderen Tierarten aufgrund ihrer Pflanzenvi­elfalt als Lebensraum dienen können. Der Kreis Viersen hat nun grünes Licht gegeben, dass die Nabu-Ortsgruppe unter Berücksich­tigung der Verkehrssi­cherheit genau dies machen darf.

„Jeder weiß um das Artensterb­en. Mit unserem Projekt Blühstreif­en für die Natur schaffen wir es, dass bedrohte Pflanzenar­ten wieder wachsen können. Diese bilden wiederum eine entspreche­nde Nahrungsgr­undlage für Insekten und damit auch für Vögel. Ein kleiner, aber bedeutsame­r Schritt, um dem Artensterb­en entgegen zu wirken“, sagt Lüdecke. Das Pilotproje­kt, an dem nicht nur der Kreis Viersen, sondern auch die Stadt Kempen beteiligt ist, hat der Naturschut­zbund An der Gastendonk in St. Hubert angesiedel­t.

Die gesamte Siedlung wurde schon als fledermaus­freundlich ausgezeich­net und nun geht es an das nächste Leuchtturm­projekt. Wobei ein Straßendre­ieck, eingerahmt von An der Gastendonk, Tönisberge­r Straße und Hinterorbr­oich, das betreffend­e Gebiet darstellt. In der Praxis wird es so aussehen, dass die Wegränder, dort, wo es die Verkehrssi­cherheit erfordert, auf einem halben Meter Breite kurz zurückgesc­hnitten werden. Auf dem restlichen Streifen dürfen die Pflanzen bis zur Samenreife wachsen. Danach schneiden die Nabu-Experten die Fläche. „Die geschnitte­nen Pflanzen lassen wir eine Woche zur Aussamung liegen“, erklärt Lüdecke. Danach wird das Schnittgut aufgesamme­lt und auf den Kompost von Lüdecke gebracht.

Es sei wichtig, dass die Pflanzen nicht als Mulch liegen bleiben, da dies den Boden zu sehr mit Nähr- stoffen versorgt. Durch die Entfernung kann der Boden abmagern und ist damit ideal für Blühpflanz­en, die einen mageren Boden bevorzugen. „Wir werden erstaunt sein, was sich alles im Bodendepot befindet und mithilfe von Kot, den Vögel hinterlass­en, wachsen wird“, meint Nabu-Ortsgruppe­nsprecher Peter Jeske.

Die Naturschüt­zer konnten zudem einen Landwirt gewinnen, der die Ränder seiner landwirtsc­haftlichen genutzten Äcker ebenfalls für das Projekt zur Verfügung stellt und mit seinen Gerätschaf­ten sogar hilft, das Schnittgut zu entfernen. „Für Schmetterl­inge bieten sich damit auch ganz neue Chancen“, sagt Peter Kunz, der Schmetterl­ingsexpert­e des Kempener Nabu. Er hat allein in diesem Jahr schon mehr als 1000 Raupen vor dem sicheren Tod bewahrt, weil die Nahrungspf­lanzen der künftigen Schmetterl­inge einfach abgemäht wurden.

Wie schön und ökologisch Flächen werden können, wenn man ihnen die Chance dazu gibt, wissen die Naturschüt­zer aus Erfahrung. Ob die Verkehrsin­seln in Klixdorf, die nach einem Bodenausta­usch nun Blühecken geworden sind oder die Dreiecksfl­äche vor der Kita „Spatzennes­t“am Eibenweg in Kamperling­s, in der es bunt und vielfältig zugeht – beides sind Beispiele für Projekte im Einklang mit der Natur. Die Ortsgruppe hofft, dass ihre Projekte viele Nachahmer finden und weitere Bürger oder Unternehme­n mithelfen und bestehende Flächen ökologisch sinnvoll unterhalte­n. „Wir haben viele Möglichkei­ten, wir müssen sie nur nutzen“, betont Jeske.

Ein schönes Beispiel ist für Jeske eine Fläche an der Vorster Straße, wo er darum bat, den dortigen Beinwell, eine sehr gute Bienenfutt­erpflanze, stehen zu lassen und nicht abzumähen. Der Beinwell steht noch und die Verkehrssi­cherheit ist auch gegeben.

 ??  ??
 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Georg Lüdecke, Peter Kunz und Peter Jeske vom Naturschut­zbund (Nabu) am Blühstreif­en an der Straße „An der Gastendonk“in St. Hubert.
FOTO: PRÜMEN Georg Lüdecke, Peter Kunz und Peter Jeske vom Naturschut­zbund (Nabu) am Blühstreif­en an der Straße „An der Gastendonk“in St. Hubert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany