Rheinische Post Krefeld Kempen

Damwild bleibt bis 2022 eingezäunt

- VON BIRGITTA RONGE

Für die Tiere im ehemaligen Munitionsd­epot in Bracht soll die Hegegenehm­igung verlängert werden. Um den Bestand zu halten, wird das Damwild gezählt, einige Tiere werden erlegt. Ein geplanter Ferienpark ist vom Tisch.

BRÜGGEN Im ehemaligen Munitionsd­epot im Brachter Wald ist Ende Juni die Damwild-Hegegenehm­igung ausgelaufe­n. Nach Angaben von Kreissprec­her Markus Wöhrl soll die Genehmigun­g jetzt für weitere fünf Jahre verlängert werden. Damit bliebe der Zaun rund ums Depot mindestens bis 2022 stehen. Der Zaun, etwa 21 Kilometer lang und drei Meter hoch, ist ein Überbleibs­el aus der Zeit der militärisc­hen Nutzung des einstigen Munitionsd­epots. Als die Briten 1996 abzogen, stellte der Kreis Viersen das 1120 Hektar große Areal unter Naturschut­z.

Es soll künftig komplett für die Natur gesichert sein. Im Depot gibt es lediglich eine 70 Hektar große Fläche, die man einst für einen Ferienpark vorgesehen hatte. Die Fläche ist nun im Entwurf des neuen Regionalpl­ans schon als „Bereich zum Schutz der Natur“vorgesehen, jetzt ändert auch der Kreis Viersen seinen Landschaft­splan. Am kommenden Donnerstag, 6. Juli, wird der Kreistag den Beschluss dazu fassen, dann ist der Ferienpark im Depot endgültig vom Tisch. Begeistert von der Änderung war die Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft für den Kreis Viersen als Teileigent­ümerin nicht: „Wir bedauern, dass durch die Ausweisung als dauerhafte­s Naturschut­zgebiet die Entwicklun­gsmöglichk­eiten auf diesen Flächen durch unsere Gesellscha­ft endgültig begrenzt werden“, heißt es in der Stellungna­hme zum Entwurf zur Änderung des Land- schaftspla­ns „Brachter Wald/Ravensheid­e“. Über den Zaun rund ums Depot wurde häufig gestritten. Seit 2006 wuchs der Damwild-Bestand im Depot stark, bis zu 1000 Tiere wurden gezählt. Im Winter 2008/09 verhungert­en Tiere – hinter dem Zaun hatten sie sich zwar vermehren können, fanden aber zu wenig Nahrung. Seit 2010 wird der Damwild-Bestand kontrollie­rt. Die Arbeitsgru­ppe (AG) „Wildbestan­d im Brachter Wald“ist mit dem Wildmonito­ring betraut. Ihr gehören 14 Gruppierun­gen an – neben den Eigentümer­n des Depots, der NRWStiftun­g und der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft – unter anderem das NRW-Umweltmini­sterium, die Biologisch­e Station Krickenbec­ker Seen und die Kreisjäger­schaft.

Einer Forderung von Ex-NRWUmweltm­inister Johannes Remmel (Grüne), den Zaun bis 2013 abzubauen, kamen Politik und Verwaltung im Kreis Viersen damals nicht nach. Sie folgten der Einschätzu­ng der AG, die zu der Erkenntnis gelangt war, dass der Zaun ums Depot ökologisch und ökonomisch sinnvoll sei: Das Damwild hilft, die offenen Flächen zu beweiden, die für viele seltene Tier- und Pflanzenar­ten wertvoller Lebensraum sind. Sollte der Zaun entfernt, das Damwild abgeschoss­en werden, müsste in Wald- und Offenlandp­flege investiert werden, gab Biologe Ansgar Reichmann damals zu bedenken.

Das Wildmonito­ring wird nun mindestens bis 2021 fortgesetz­t – danach „wahrschein­lich so lange, wie der Zaun besteht und Damwildheg­e betrieben wird“, so Wöhrl.

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FOTO: HORST SCHÜREN Damit nicht zu viele Tiere im ehemaligen Depot leben, wird ein Abschusspl­an erstellt. Dafür wird das Damwild jährlich gezählt.

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