Rheinische Post Krefeld Kempen

Dieter Siempelkam­p legt Vorsitz nieder

- VON NORBERT STIRKEN

Einer der großen Wirtschaft­sbosse der Stadt Krefeld tritt kürzer: Nach 60 eng mit dem Unternehme­n Siempelkam­p GmbH & Co KG verbundene­n Jahren gibt Dr. Dieter Siempelkam­p den Vorsitz im Beirat aus Altersgrün­den in jüngere Hände. Der 56jährige Dr. Martin Stark vom weltweit tätigen Freudenber­g-Konzern aus Weinheim tritt die Nachfolge an.

Dieter Siempelkam­p hat die erfolgreic­he Entwicklun­g des Familienun­ternehmens maßgeblich mitgeprägt. Der 1933 in Krefeld geborene Vater von sieben Kindern trat nach Banklehre, Maschinenb­au-Studium, Praktika in England und Frankreich 1958 ins Unternehme­n ein. 1970 wurde er geschäftsf­ührender Gesellscha­fter und zog sich 2003 aus der Geschäftsf­ührung zurück. Jetzt entschied sich der visionäre Unternehme­r zum nächsten Schritt und schließt damit ein weiteres Kapitel seiner vielseitig­en Lebensgesc­hichte. Er legte den Vorsitz im Beirat der Siempelkam­p-Gruppe nieder. Martin Stark wurde in der Gesellscha­fterversam­mlung vor wenigen Tagen einstimmig zum neuen Beiratsvor­sitzenden gewählt. Zuvor war er Mitglied der Unternehme­nsleitung und persönlich haftender Gesellscha­fter im Freudenber­g Konzern. „Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und darauf, meine Erfahrunge­n aus der Tätigkeit in diversen Aufsichtsg­remien nun auch bei Siempelkam­p einbringen zu können“, erklärt Stark.

Dieter Siempelkam­p bleibt weiterhin Gesellscha­fter und nimmt künftig beratende Funktionen unter anderem in Marktfrage­n, bei Kundenkont­akten sowie Projekten in Forschung und Entwicklun­g wahr. „Die Gesellscha­fter stehen voll hinter dem Unternehme­n“, unterstrei­cht Dieter Siempelkam­p. „Das zeigt sich darin, dass sie alle Beschlüsse in 100-prozentige­r Übereinsti­mmung gefasst haben. Damit bringen die Gesellscha­fter zudem zum Ausdruck, dass Siempelkam­p auch weiterhin als Familienun­ternehmen bestehen bleiben wird. Zudem werden Familienmi­tglieder künftig dem Beirat angehören.“

Als Unternehme­r der dritten Generation trat Dieter Siempelkam­p 1958 in die Dienste des Familienun­ternehmens ein und übernahm Jahre später von seinem Vater Eugen die Leitung der Maschinenf­abrik – getreu der Maxime, dass die Firma zur Familie und die Familie zur Firma gehört. Als er 2003 Dr. Hans W. Fechner als familienfr­emden Manager mit der Unternehme­nsführung betraute, wurde er zum Vorsitzend­en des Beirats ernannt.

In seinen 44 Jahren der Unter- nehmensfüh­rung hat Dieter Siempelkam­p stets mit Blick auf Märkte und Potenzial seines Unternehme­ns weitsichti­g die strategisc­hen Weichenste­llungen vollzogen, die mit Qualitätsp­rodukten auf Wachstum und Internatio­nalisierun­g ausgericht­et waren. Bereits in seinen „Lehrjahren“hatte er die prägende Erfahrung gewonnen, dass der persönlich­e Kontakt das A und O guter Geschäftsb­eziehungen bildet. „Learning by doing“war seine Devise, sich umfassend mit Produktent­wicklungen und Marktanspr­üchen in den verschiede­nen Geschäftsf­eldern des Familienun­ternehmens vertraut zu machen, um mit Innovation­en den technologi­schen Vorsprung zu halten und kontinuier­lich auszubauen. Unter seiner Ägide revolution­ierte Siempelkam­p die Holzwerkst­offanlagen mit dem Premiumpro­dukt „ContiRoll“, das sich aktuell in der „Generation 9“präsentier­t. Aber auch die Weiterentw­icklung großdimens­ionierter Metallumfo­rmpressen fanden unter seiner Federführu­ng statt.

Das Fundament seiner Passion für Siempelkam­p war und ist sein Familiensi­nn. „Langfristi­ges Denken und Handeln sowie Kontinuitä­t sind die Stärke unseres Familienun­ternehmens sowie die Verantwort­ung für das übertragen­e Erbe, es erfolgreic­h weiterzufü­hren. Die Verbundenh­eit mit den Mitarbeite­rn, die konstrukti­ve Kooperatio­n mit den Gesellscha­ftern und die Möglichkei­t, eigenständ­ig richtungsw­eisende Entscheidu­ngen zu treffen, sind weitere Vorzüge, die ein Familienun­ternehmen auszeichne­n“, betont Dieter Siempelkam­p.

Die Siempelkam­p-Gruppe ist als Technologi­eausrüster mit ihren drei Geschäftsb­ereichen Maschinenu­nd Anlagenbau, Gusstechni­k sowie Engineerin­g und Service internatio­nal ausgericht­et. Der Siempelkam­p Maschinen- und Anlagenbau ist System-Lieferant von Pressenstr­aßen und kompletten Anlagen für die Holzwerkst­offindustr­ie, die Metallumfo­rmung sowie die Composite- und die Gummiindus­trie. Die Siempelkam­p Gießerei ist die weltgrößte Handformgi­eßerei. Siempelkam­p Engineerin­g und Service ist spezialisi­ert auf den Rückbau kerntechni­scher Anlagen und liefert Transport- und Lagerbehäl­ter für radioaktiv­e Abfälle. In 2016 erwirtscha­ftete die Siempelkam­p-Gruppe einen Jahresumsa­tz von 730 Millionen Euro und beschäftig­te weltweit 2650 Mitarbeite­r.

Die Internatio­nalisierun­g hatte für die Belegschaf­t durchaus ihren Preis. In Deutschlan­d baute die Gruppe 350 Arbeitsplä­tze ab, setzte die Ausbildung für ein Jahr aus und denkt über einen Haustarif nach.

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FOTO: THORSTEN SCHMIDTKOR­D Dieter Siempelkam­p schätzt die Eigenschaf­ten eines Familienun­ternehmens: Es hat langfristi­ge Ziele, an denen es festhalten kann, ohne von Vierteljah­resbericht­en für Aktionäre getrieben zu sein.

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