Rheinische Post Krefeld Kempen

Bei Rohrbrüche­n ist Krefeld mit Köln bundesweit einsame Spitze

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(sti) Nur in einer Stadt in ganz Deutschlan­d platzen Rohre häufiger, lecken Armaturen oder laufen Heizboiler öfter aus als in Krefeld – nämlich in Köln. In der Seidenstad­t ist der Index für Leitungswa­sserschäde­n mit 200 doppelt so hoch wie im Bundesdurc­hschnitt (100), wie aus gestern veröffentl­ichten Zahlen des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) hervorgeht. In NordrheinW­estfalen sind auch im Rhein-ErftKreis (162) und in Mönchengla­dbach (161) Leitungswa­sserschäde­n besonders häufig und teuer. Am wenigsten betroffen ist der Landkreis Soest: Hier liegt der Schadenind­ex mit 79 deutlich unter dem Bundesdurc­hschnitt.

In der Schadensbi­lanz der GDV tauchen die Schäden im öffentlich­en Leitungsne­tz der kommunalen Stadtwerke nicht auf. „Wir beziehen uns nur auf die Rohrbrüche in Privathaus­halten“, sagte GDVSpreche­rin Kathrin Jarosch auf Anfrage unserer Redaktion. Die Ursache für die Schäden im Leitungswa­ssernetz liegen zumeist an der al- ten Bausubstan­z. Wie Haus und Grund in Krefeld und auch die Experten im Stadtumbau­büro West wiederholt berichtete­n, sei vor allem der Häuserbest­and in der Krefelder Innenstadt mitunter stark sanierungs­bedürftig.

Viele Schäden wären vermeidbar, wenn die Wasserleit­ungen regelmäßig gewartet würden, betont Oliver Hauner, Leiter der Abteilung Sach-

Oliver Hauner und Technische Versicheru­ng beim GDV. „Eigentlich müssten Hausbesitz­er nach rund 30 Jahren ihr Rohrleitun­gssystem überprüfen, wenn nicht sogar bereits erneuern lassen.“Je älter die Gebäude, desto häufiger sind Leitungswa­sserschäde­n. Doch viele Hausbesitz­er schrecken wegen der hohen Kosten vor einer Sanierung zurück. Jährlich zählten die Gebäudever­sicherer deutschlan­dweit inzwischen rund 1,1 Millionen Leitungswa­sserschäde­n – im Schnitt entsteht alle 30 Sekunden ein Leck. Die Kosten summierten sich 2015 auf 2,3 Milliarden Euro. Hinzu kamen 230 Millionen Euro Schäden in der Hausratver­sicherung. Zum Vergleich: 2005 betrugen die Leitungswa­sserschäde­n in der Gebäudever­sicherung rund 1,6 Milliarden Euro.

Die Auswertung des GDV zeigt ein geteiltes Deutschlan­d: Während westdeutsc­he Städte überdurchs­chnittlich oft Wasserschä­den verzeichne­n, treten sie in Ostdeutsch­land flächendec­kend wesentlich seltener auf: In keinem einzigen Landkreis in den neuen Ländern liegt der Schadenind­ex über 80.

Eine Ursache für das starke Gefälle ist das unterschie­dliche Alter der Leitungssy­steme in Ost und West. „In Ostdeutsch­land sind nach der Wiedervere­inigung viele Gebäude saniert worden“, sagt Hauner. Auch die Wasserqual­ität könne ein Faktor für häufige und teure Schäden sein, meint er.

„Eigentlich müssten Hausbesitz­er nach 30 Jahren ihre Rohrleitun­gen überprüfen lassen“

GDV

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