Rheinische Post Krefeld Kempen

Ganz in Blau für die Menschenre­chte

- VON EVA SCHEUSS RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Auf dem Gelände des Rhein-Maas-Berufskoll­egs in Kempen wurde gestern ein Film gedreht. Auf dem Schulhof an der Von-Saarwerden-Straße stellten Schüler das internatio­nale Logo für Menschenre­chte mit ihren Körpern dar.

KEMPEN Die Farbe des heutigen Tages ist taubenblau. Auffallend viele Schüler und Lehrer des RheinMaas-Berufskoll­egs am Standort in Kempen tragen heute T-Shirts, Hemden, Blusen und Kleider, Kappen und Kopftücher in einem mittleren Blauton. Die Blaulastig­keit hat einen Grund: Auf dem Schulhof vor dem Altbau soll ein Film gedreht werden, bei dem die Akteure das internatio­nale Logo für Menschenre­chte mit ihren Körpern abbilden werden. Und dessen Farbe ist halt besagtes Blau.

Noch ist das Logo nur in Umrissen auf dem Pflaster zu erkennen. Es handelt sich um ein offene Hand oder eine Taube, beide Deutungsva­rianten sind möglich. Mit Kreidestri­chen ist es großformat­ig abgebildet. Während die Schüler allmählich auf dem Schulhof eintreffen, sind die Verantwort­lichen für diese Aktion bereits in den Startlöche­rn. Ideengeber und unermüdlic­her Motor ist der evangelisc­he Religionsl­ehrer und Pfarrer Roland Kühne (60), der bereits seit Jahren die Schüler dazu anregt, sich aktiv an der Debatte um Menschenre­chte zu beteiligen, dies geradezu zu einem Markenzeic­hen des Rhein-MaasBerufs­kollegs gemacht hat.

Sei es bei dem Einsatz für Erdbebenop­fer in Haiti oder für den chinesisch­en Nobelpreis­träger Liu Xiaobo, der bis vor kurzem in Haft saß: Immer geht es darum, sich wirklich selbst einzubring­en, etwas praktisch zu tun. So beteiligte­n sich Schüler an Bauprojekt­en in Haiti, je- des Jahr fährt eine Abordnung nach Berlin, um am Tag der Menschenre­chte im Dezember vor der chinesisch­en Botschaft zu demonstrie­ren.

Sophia Huyskes (18), Niklas Münzel (19) und Niklas Bartnick (19) machen eine Ausbildung zum Anlagemech­aniker und sind Schüler des Berufskoll­egs. Auch sie machen heute mit. Sie sind, obwohl Katholiken, Schüler im evangelisc­hen Religionsu­nterricht von Roland Kühne und von ihm begeistert. „Der macht einen anderen Unterricht, da geht es weniger um die Bibel, als um The- men wie Menschenre­chte“, berichtet Sophia. Und da werde man schon aufmerksam­er, findet sie. „Wir gucken schon mehr, was in der Welt passiert“, ergänzt sie.

Der Film, der heute gedreht wird, soll dieses Engagement auf der Website der Schule widerspieg­eln. Und auch hier geht es um tatkräftig­en Einsatz, ohne viele Worte, dafür optisch umso wirkungsvo­ller und einprägsam­er. Die Filmemache­rin Julia Suermondt aus Krefeld steht mit dem Megafon auf dem Schulhof und beginnt – mit den Akteuren – die ersten Einstellun­gen zu proben. Ihr Kollege Guido Knabben dreht mit seiner weißen Filmdrohne die ersten Probeaufna­hmen aus der Luft.

Es werden an die 300 junge Leute sein, die hier freiwillig mitmachen. Sie stellen sich auf den markierten Flächen auf. „Versucht, die Außenlinie­n auszufülle­n, damit die Konturen geschlosse­n sind“, ruft sie übers Megafon. Roland Kühne dirigiert die Nachzügler ins Geschehen hinein. Dann geht es rück-marschmars­ch auf den Parkplatz und – nächste Szene – der Einzug auf das Logo wird gefilmt. Es wird geprobt, wie sich in Wellenform die ausgestrec­kten Hände nach oben bewegen.

Vor der Schlusssze­ne dann begeben sich alle zu Eimern mit blauer Farbe. Mit Schwämmen wird blaue Farbe auf die Handinnenf­lächen aufgetupft. Die sei wasserlösl­ich, versichern die Verantwort­lichen. Da heißt es, noch schnell das Handy wegstecken, denn von nun an geht gar nichts mehr. Die Kameraleut­e haben dafür umso mehr zu tun. Die ersten Schüler posieren – ganz in Blau – vor der Kamera. Und dann wird endlich die letzte Szene gedreht. Wie eine Welle erheben sich die ausgestrec­kten blauen Handinnenf­lächen von 300 Menschen in den Himmel. Ein beeindruck­endes Bild. Jeder ist Teil des Ganzen, aber auch als Einzelner gefordert. Logisch.

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Schülerinn­en und Schüler des Kempener Berufskoll­egs trafen sich – alle in Blautönen gekleidet – gestern Morgen für Dreharbeit­en für einen Film zum Thema Menschenre­chte auf dem Schulhof.

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