Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein ganz besonderer Bufdi

- VON BIANCA TREFFER

Für Medina Kydyrbekov­a ist ein Bufdi-Jahr beim Arbeitskre­is Fremde in Willich zu Ende gegangen. Sie war als Flüchtling für Flüchtling­e im Einsatz. Es war eine Premiere in Nordrhein-Westfalen.

WILLICH Im großen Gruppenrau­m des Arbeitskre­ises Fremde (AKF) in der Stadt Willich ist es voll. Die Augen aller Besucher sind auf Medina Kydyrbekov­a gerichtet, die an diesem Morgen im Mittelpunk­t steht und sichtlich verlegen ist. „Du warst von Anfang an ,Medina’, und das lag nicht an deinem etwas komplizier­ten Nachnamen, sondern an deiner offenen und freundlich­en Art. Du hast mit Jutta van Amern das AKFZentrum aufgebaut. Wir werden dich vermissen“, betonte Gisela Michels, die Vorsitzend­e des AKF. Ein Satz, der Medina Kydyrbekov­a die Tränen in die Augen steigen lässt. Für sie geht eine ganz besondere Zeit zu Ende: Sie war ein Jahr lang als Bufdi (Bundesfrei­willigendi­enst) beim AKF aktiv und hat damit eine Vorreiterr­olle übernommen.

Medina Kydyrbekov­a

floh aus ihrem Heimatland Kirgistan und kam 2012 nach

Willich

Sie war der einzige Bufdi in NRW, der als Flüchtling für andere Flüchtling­e in den Einsatz ging. „Es hat mir viel Freude bereitet, hier arbeiten zu dürfen. Ich habe viele Menschen kennengele­rnt und selbst meine Deutschken­ntnisse verbessert“, sagt Medina Kydyrbekov­a. Sie floh aus ihrem Heimatland Kirgistan und kam 2012 nach Willich. Hier legte die dynamische junge Frau, die zwei Kinder im Alter von neun und zehn Jahren hat, nicht die Hände in den Schoß, sondern brachte sich nach einer Eingewöhnu­ngsphase, in der das Erlernen der deutschen Sprache im Mittelpunk­t stand, ehrenamtli­ch ein. Sie half anderen Flüchtling­en, wobei ihr die eigenen Sprachkenn­tnisse – sie spricht Kirgisisch, Russisch und Türkisch – sehr hilfreich waren. Dazu kam ab 2015 die Arbeit in der Kleiderkam­mer an der Kochstraße. Der Kontakt zu Jutta van Amern entstand – und auf diesem Weg kam es zum Bufdi-Jahr. Wobei die Caritas, die mit dem AKF kooperiert, der Träger für den Bundesfrei­willigendi­enst war. Zur Verabschie­dung, bei der Medina Kydyrbekov­a es sich nicht nehmen ließ, mit Obst, Kuchen, Gebäck, Süßigkeite­n sowie Getränken im AKF-Zentrum aufzuwarte­n, kam auch Caritas-Referentin Elisabeth Kremer-Kerschgens aus Aachen, die Medina Kydyrbekov­a als eine sehr engagierte Frau beschrieb. Neben ihrer Arbeit als Bufdi besuchte sie die Seminare der Caritas und weitere Deutsch-Integratio­nskurse. „Medina wusste immer alles. Sie ist ein Energiebün­del, hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme unserer Besucher und ist zudem ein Organisati­onstalent“, lobte Jutta van Amern, als das BufdiZeugn­is mit kleinen Geschenken und vielen Umarmungen überreicht wurde. Die sichtlich gerührte Medina Kydyrbekov­a möchte auf keinen Fall den Kontakt zum AKF abreißen lassen, auch wenn sie ihr nächstes Ziel angeht. Die Willicheri­n will eine Ausbildung in einem Pflegeberu­f starten und ihre Deutschken­ntnisse verbessern.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Saleh Al Shevabi, Annedore Kirchner, Elisabeth Kremer-Kerschgens, Gabi Schaadt (hinten), Jutta Van Amern, Gisela Michels und Kristel Krampitz verabschie­deten sich von Medina Kydyrbekov­a (Mitte).
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Saleh Al Shevabi, Annedore Kirchner, Elisabeth Kremer-Kerschgens, Gabi Schaadt (hinten), Jutta Van Amern, Gisela Michels und Kristel Krampitz verabschie­deten sich von Medina Kydyrbekov­a (Mitte).

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