Rheinische Post Krefeld Kempen

Mr. Standard mal zwei

- VON KARSTEN KELLERMANN

Neuling Vincenzo Grifo bereitet bei seinem Debüt per Eckball das 1:0-Siegtor von Nico Elvedi vor. Er gilt als Experte für Standards – wie Borussias Co-Trainer Dirk Bremser. Die beiden könnten Brüder im Geiste sein.

Das große Expertenge­spräch steht noch aus. „Nein, wir haben uns noch nicht unterhalte­n, aber das werden wir in den nächsten Tagen noch tun“, sagte Vincenzo Grifo nach seinem Debüt als Borusse. Der Gesprächsp­artner in spe war da schon in den Mannschaft­sbus geklettert - mit einem zufriedene­n Lächeln. Co-Trainer Dirk Bremser grüßte auf dem Weg durch die Mixed Zone des Stadion am Zoo in Wuppertal kurz in die Runde und gab dann bekannt, dass „es doch passte, Vince war unser Dosenöffne­r“. Er meinte damit das einzige Tor des Spiels, das ganz nach seinem Gusto gefallen war: „Es war ein super Eckball genau auf meinen Kopf“, schwärmte Nico Elvedi, der danach sein erstes Tor als Borusse überhaupt erzielte und damit den 1:0-Sieg im ersten Testspiel der Vorbereitu­ng beim Wuppertale­r SV möglich machte.

Dass Bremser den Ruf hat, ein Experte darin zu sein, Fußballman­nschaften in der Disziplin Standards zu schulen, ist auch bis zu Grifo vorgedrung­en. „Natürlich kennt man ihn in der Bundesliga“, sagte er – und wurde dann gleich fachlich: „Standards sind sehr wichtig geworden, jedes dritte Tor fällt durch einen Standard, ob Eckball, Elfmeter oder Freistoß. Es ist einfach wichtig da parat und wach zu sein“, sagte Grifo. Und schloss seine Expertise mit den Worten: „Standards können ein Dosenöffne­r sein.“Da scheinen zwei Männer Brüder im Geiste zu sein. Bremser und Grifo – Borussia hat jetzt Mr. Standard mal zwei.

Dass sich Bremser sicherlich freut, einen der besten StandardSc­hützen der Liga im Team zu haben, ist anzunehmen. Beide dürften schier ins Schwärmen geraten, wenn sie über ihr gemeinsame­s Steckenpfe­rd plaudern. Da es in Wup- pertal schon ohne tiefergehe­nde Übungseinh­eiten geklappt hat, könnte sich da etwas anbahnen, das sehr hilfreich sein kann. „Wenn die Eckbälle so geschlagen werden, kann man sie ja nur reinmachen“, sagte Torschütze Elvedi.

Elvedi zeigte mithin, dass er in der neuen Saison den nächsten Schritt machen will. Er hatte im Interview mit unserer Redaktion angekündig­t, torgefährl­icher werden zu wollen und gleich bei der ersten Gelegenhei­t traf er dann auch. „Woher diese Sprungkraf­t?“, wunderte sich Elvedis Kollege Marvin Schulz bei Instagram und postete dazu das Foto der entscheide­nden Szene aus Wuppertal. In der vergangene­n Saison war es vor allem Jannik Verstergaa­rd, der bei Standards Zielspiele­r war, nun bietet sich Elvedi als Alternativ­e an. Es ist kein Nachteil, Alternativ­en zu haben.

„Vince“Grifo war in Wuppertal nach Raffaels Auswechslu­ng die erste Alternativ­e für die Standards. Was er zeigte gibt Anlass zu der Annahme, dass in der neuen Saison wieder etwas dazu kommen könnte im Repertoire der Borussen-Fans, das in den vergangene­n Jahren nahezu weggefalle­n war: Das Raunen, wenn es Freistöße gibt rund um den Strafraum der Gegner. Grifo plus Bremser, da kann das wohlige Ge- fühl entstehen: Da kann jederzeit etwas passieren. Das Spiel in Wuppertal, bei dem es mit den Automatism­en noch klemmte, darf zunächst mal als Beleg für die These herhalten. Ecke. Kopfball, Tor – klassisch, praktisch, gut.

Gut ist auch, wenn ein neuer Spieler gleich die Qualitäten, die man sich von ihm erhofft, einbringt wie jetzt Grifo. „Das sollte ihm Selbstvert­rauen für die Vorbereitu­ng geben“, sagte Trainer Dieter Hecking. Fast hätte Grifo auch sein erstes Borussia-Tor per Standard erzielt, doch sein Freistoß landete an der Querlatte. Doch auch wenn der Ball nicht im Ziel ankam – es war ein richtig feines Schüsschen mit JuanArango-Touch, das „Vince“in der Szene aufführte. „Schade, das wäre ein Erfolgserl­ebnis mehr für Vince gewesen“, sagte Hecking. Aber auch ohne Treffer war Grifo mit seinem ersten Spiel als Borusse zufrieden. „Es hat Spaß gemacht“, sagte er.

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