Rheinische Post Krefeld Kempen
Junge Leute werden Freizeitsportleiter neben dem Abi
Seit drei Jahren bietet der Willicher Standort des Rhein-Maas-Berufskollegs Abiturienten die Möglichkeit, eine Zusatzqualifikation zu erwerben.
WILLICH „Das ist ja wohl einfach,“sagt der 17-Jährige. Er steht in der Jakob-Frantzen-Halle in einem Kreis mit etwa acht Klassenkameraden. Sie werfen sich einen Ball zu. Etwa 20 Minuten später sind dies schon vier Bälle – zwei farbig unterschiedliche Fußbälle, ein Soft- und ein Hockeyball. Sie müssen jedes Mal, wenn sie einen bestimmten Ball werfen, den vorherigen oder neuen Passempfänger nennen oder bevor sie den gelben Fußball fangen, vorher in die Hände klatschen. Schon schwieriger. Dies ist nur eine koordinative Übung von vielen, die 19 Oberschüler des Rhein-Maas-Berufskollegs machen. Sie wollen Freizeitsportleiter werden.
Im dritten Jahr gibt es am Willicher Berufskolleg-Standort diese Kurse für Interessierte, die die dreijährige gymnasiale Oberstufe durchlaufen und zum Abschluss ihr Abitur machen. Insgesamt sind dies für die Zusatzqualifikation 40 Lerneinheiten. „Wir machen diese im Rahmen einer Projektwoche, dann sind die jungen Leute vom anderen Unterricht befreit“, sagt Andreas Schwan, der wie sein Kollege Eric Bongartz Sportlehrer ist.
Es sind aber nicht nur diese Lerneinheiten, bei denen sich die Teilnehmer fortbilden. Voraussetzung dafür, dass sie sich an diesem Projekt beteiligen, ist, dass sie erst einmal in die Sportvereine reinschnuppern, dort für einen Zeitraum von ein bis eineinhalb Jahren einmal in der Woche unter fachkundiger Anleitung ein Praktikum machen.
„Das ist eine große Chance für Euch, denn so etwas könnte mit dem Zertifikat eines Freizeitsportleiters bei Euren späteren Bewerbungen sehr nützlich sein“, sagen die zwei Jugend-Geschäftsführer von Viktoria Anrath, Stephan Kroh und Volker Stiepert. Der Verein ist ein Kooperationspartner des Berufskollegs. Natürlich profitieren auch die Vereine: „Uns ist zum Beispiel gerade ein E-Jugend-Trainer weggebrochen, wir suchen händeringend Nachwuchs, da wir für die neue Saison insgesamt 14 Jugendteams gemeldet haben“, ergänzt Stephan Kroh. Nach den Sommerferien fangen bei Viktoria mit Felix Heimann und Raik Häßer zwei neue Praktikanten an, die dann im nächsten Jahr ihre Sportprüfung machen.
Und die 19 jungen Leute sind durchaus angetan, darunter sind die beiden jungen Frauen Anna Braf aus Schiefbahn und Lea Heinen aus Nettetal. Aus Willich ist der 16-jährige Fabian Basile dabei. „Das ist ein cooler Kurs, bei dem man einiges mitnimmt“, sagt Fabian, der bei den „Düsseldorfer Panthers“Football spielt. „Wir haben bisher sehr viel gelernt, vor allem, dass wir als Anleiter eine Fülle von Regeln beachten müssen“, ergänzt der 18-jährige Kaarster Dennis Durmus, der beim MSV Duisburg im U-19-Team Fußball spielt und nach wie von einer Karriere als Profi-Fußballer träumt. „Klar, kann ich mir vorstellen, dass ich später einmal beim DJK/VfL Willich eine Jugendmannschaft trainiere“, meint Nikolaus Maaßen (17) aus Willich.
Und da ein weiterer Kooperationspartner neben der Commerzbank auch der DFB ist, besteht sogar die Möglichkeit, dass die künftigen Freizeitsportleiter die Trainer-C-Lizenz erwerben können.
Andreas Schwan nennt weitere Bausteine, die dafür neben dem Titel eines Freizeitsportleiters wichtig sind: „In den Herbstferien findet erst einmal in der Sportschule in Wedau ein viertägiger Aufbaukurs statt, danach ist man offiziell ,DFBTeamleiter Kinder’. Dann hat man die Möglichkeit, die C-Lizenz bei einem einwöchigen Kursus in Wedau oder dezentral in den Kreisen zu erwerben.“
Wahrscheinlich haben alle 19 jungen Leute die erste Stufe geschafft. Heute, 11. Juli, gibt es in der Aula des Rhein-Maas-Berufskollegs in Willich, Schiefbahner Straße 4, in feierlicher Form die abschließenden Zertifikate.