Rheinische Post Krefeld Kempen
Rückschritt im Bewerbungsverfahren
Menschen mit Migrationshintergrund sind in der Landesverwaltung unterrepräsentiert. Ihr Anteil an der Bevölkerung in NRW liegt bei 22 Prozent, aber sie besetzen nur zwölf Prozent der Stellen. Anonymisierte Bewerbungen sind ein Mittel, daran etwas zu ändern. Sie sollen verhindern, dass Bewerber mit ausländischem Namen oder etwa Ältere zu Beginn einer Auswahl diskriminiert und aussortiert werden. Das Instrument ist so anerkannt, dass es in Ländern wie Belgien oder in internationalen Konzernen wie Siemens Anwendung findet. Auch Orchester lassen Bewerber anonym hinter einem Vorhang vorspielen.
Gewiss gibt es Nachteile. Manch einem Bewerber mögen orthografische Fehler eher verziehen werden, wenn deutlich ist, dass er kein Muttersprachler ist. Auch ist einigen Personalverantwortlichen der Aufwand zu hoch. Anonyme Bewerbungen sind eben auch nur ein Weg von vielen, Diskriminierung entgegenzuwirken. Es spricht daher nichts dagegen, das Verfahren mit anderen Maßnahmen zu verknüpfen. Das aber hat die schwarz-gelbe Landesregierung nicht vor, sie kündigt neue Methoden an und bleibt dabei vage. Anonyme Bewerbungen vor diesem Hintergrund abzuschaffen, ist ein Rückschritt. BERICHT
Was Scholz offenlässt
Mit seiner Entschuldigung bei den Hamburgern hat Bürgermeister Olaf Scholz den richtigen Ton getroffen. Auch inhaltlich war die Geste notwendig: Vor dem Gipfel saß er auf einem zu hohen Ross und hatte zur Sicherheitslage Versprechungen gemacht, die er auch nicht ansatzweise halten konnte.
Dennoch ließ Scholz’ Regierungserklärung vor der Hamburgischen Bürgerschaft viele Fragen offen. Wie konnte man die linksextremistische Szene so unterschätzen? Warum ist es nicht wie vor zwei Jahren beim G7-Gipfel in Bayern gelungen, die internationalen Gewalttäter schon an der Einreise nach Deutschland zu hindern? Kein Wort verlor Scholz darüber, warum es während der Krawalle 476 verletzte Polizisten, aber nur 186 Festnahmen gab? Wenn Scholz diese Fragen in seiner Erklärung nicht aufwirft, dann können die Bürger auch leider nicht damit rechnen, dass er gewillt wäre, sie aufzuklären.
So bleibt Scholz’ Regierungserklärung nichts weiter als eine wortreiche Entschuldigung. Das ist zu wenig nach den Geschehnissen in Hamburg. BERICHT SCHOLZ ENTSCHULDIGT SICH . . ., TITELSEITE
ADistanz zu Trump
merikanische Wahlkämpfe sind bekanntlich beinhart, und es gehört zum gängigen Repertoire, den Gegner ausgiebig mit Schmutz zu bewerfen. Sich dabei aber mit einer ausländischen Macht einzulassen, wie es der Sohn von US-Präsident Donald Trump offenbar vorhatte, grenzt an Landesverrat. Wie die Kontakte von Donald Trump junior zu russischen Emissären rechtlich zu bewerten sind, darüber wird vermutlich die US-Justiz zu befinden haben. Aber schon jetzt ist der Schaden für den Präsidenten enorm, denn mit dem letzten Rest seiner Glaubwürdigkeit in der Russland-Affäre ist es vorbei: Vertuschen und nur das zugeben, was sich nicht mehr leugnen lässt – das ist Trumps Masche.
Doch Trumps Wählerbasis wirkt unerschütterlich unbeeindruckt von den immer neuen Enthüllungen, und die Republikaner wollen Trump offenbar um keinen Preis vor den Midterm Elections in anderthalb Jahren fallenlassen. Mal sehen, ob die Partei das wirklich durchhält. In jedem Fall könnte es aber bald einsam werden um Trump, wenn nun schon sogar sein serviler Vize Mike Pence auf Distanz geht. BERICHT