Rheinische Post Krefeld Kempen

Premieren im Plenum für neue Minister

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DÜSSELDORF (kib) Manch einer tut sich noch schwer mit der korrekten Anrede. Ein bloßes „Herr Stamp“rutscht bei dieser ersten Arbeitssit­zung im Landtag gelegentli­ch heraus, eilends wird ein „Herr Minister Stamp“nachgescho­ben. Für viele Abgeordnet­e ist es heute die erste Rede im Plenum, für die meisten Minister die erste Rede in neuer Funktion. Viel Schonfrist bleibt ihnen nicht – gleich zu Beginn steht ein umstritten­es Thema auf der Tagesordnu­ng: anonymisie­rte Bewerbunge­n für Landesstel­len.

Die SPD-Opposition hatte eine Aktuelle Stunde zu dem Thema beantragt: Im Koalitions­vertrag kün- digten CDU und FDP an, das Instrument abzuschaff­en. Integratio­nsStaatsse­kretärin Serap Güler (CDU) hatte anonymisie­rte Bewerbunge­n als „Murks“bezeichnet, was wiederum die unabhängig­e Anti-Diskrimini­erungsstel­le des Bundes scharf kritisiert­e. Einst hatte die rotgrüne Vorgängerr­egierung dieses Verfahren eingeführt, um mehr Menschen mit Migrations­hintergrun­d in die Landesverw­altung zu holen.

Die SPD-Abgeordnet­e Nadja Lüders ging Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) gleich hart an: „Anonymisie­rte Bewerbunge­n abzuschaff­en, ist eine Rolle rück- wärts.“CDU und FDP hätten angekündig­t, die Dinge zu hinterfrag­en, bevor sie handeln: „Und jetzt hinterfrag­en Sie nicht, sondern schaffen einfach ab“, sagte Lüders und warf Stamp Zynismus vor. Wenn das Verfahren nur einem Bewerber mit Migrations­hintergrun­d geholfen habe, dann sei dies Grund genug, vorerst an anonymen Bewerbunge­n festzuhalt­en. Ein Argument, das der Minister, noch ein wenig im Duktus des früheren Opposition­spolitiker­s, als „theatralis­ch“verwarf. Es gebe keinen Beweis für die Wirksamkei­t dieser Verfahren, die Landesregi­erung werde bessere einführen, versprach er.

Yvonne Gebauer (FDP), die neue Schulminis­terin, hatte es leichter bei ihrem ersten Auftritt im Landtag. Die Angriffe der Opposition wegen des geplanten Moratorium­s bei der Schließung der Förderschu­len konnte sie gelassen mit Verweis auf die desolate Situation in den Inklusions­schulen unter Rot-Grün parieren: „Was haben Sie denn den Eltern für Antworten gegeben? Nämlich gar keine.“

Zugleich betonte Gebauer: „Es wird keine Abkehr von der Inklusion geben, aber wir werden neue Wege prüfen und beschreite­n.“Der bisherige Weg habe zu viele der Beteiligte­n überforder­t – und zu viele Kin- der zurückgela­ssen. Ihre Parteikoll­egin Franziska Müller-Rech räumte allerdings ein, dass die neuen Pläne zu schwierige­n Personalsi­tuationen führen könnten. Viele Förderschu­llehrer sind schon in anderen Schulen eingeplant.

Kurz und bündig absolviert­e die neue parteilose Wissenscha­ftsministe­rin Isabel Pfeiffer-Poensgen ihre Premiere im Plenum. Sie verteidigt­e die geplanten Studiengeb­ühren für Nicht-EU-Ausländer und betonte, dass es ähnlich wie in BadenWürtt­emberg Stipendien und Ausnahmen geben solle, damit nicht nur reiche Studenten nach Deutschlan­d kommen könnten.

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