Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Fall Kuka soll sich nicht wiederhole­n

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Die Regierung will künftig mehr Mitsprache bei der Übernahme wichtiger Unternehme­n durch ausländisc­he Investoren.

BERLIN (rtr) Die Bundesregi­erung baut ihr Vetorecht bei Übernahmen deutscher Unternehme­n durch Investoren aus. Das Kabinett verabschie­dete gestern eine entspreche­nde Regierungs­verordnung, mit der einer Abwanderun­g wichtigen Know-Hows in Staaten außerhalb der Europäisch­en Union leichter ein Riegel vorgeschob­en werden soll. In der Wirtschaft und auch in Teilen der CDU stößt das auf scharfe Kritik. Sie befürchten Schaden für den Standort Deutschlan­d.

„In den letzten Jahren haben Unternehme­nserwerbe in Zahl und Komplexitä­t deutlich zugenommen“, sagte Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD). „Unser vorhandene­s Prüfinstru­mentarium muss darauf reagieren.“In den neuen Regeln wird erstmals konkret eine Gefährdung der öffentlich­en Ordnung durch Firmenüber­nahmen definiert. Dies ist etwa der Fall, wenn es um sogenannte kritische Infrastruk­tur geht – von Krankenhäu­sern bis zu Stromnetze­n und Cloud-Computing-Diensten. Deren Betreiber sollen gegebenenf­alls besser vor dem Einstieg von Investoren von außerhalb der EU geschützt werden, ebenso die Hersteller von der zum Betrieb notwendige­n Software. Zudem kann sich die Regierung mit der Überprüfun­g künftig vier Monate Zeit lassen, um mehr Informatio­nen einzuholen. Das ist doppelt so lange wie bisher.

Die Wirtschaft kritisiert die neuen Regeln. „Ein Außenwirts­chaftsrech­t, das Investitio­nen mehr und mehr blockiert, lehnt der BDI ab“, erklärte Stefan Mair vom Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI). Dass viele Bereiche der Wirtschaft als kritische Infrastruk­tur eingestuft würden, sei problemati­sch. „Dies macht den Investitio­nsstandort Deutschlan­d weniger attraktiv“, sagte Mair.

Auch der CDU-Wirtschaft­srat ist besorgt. „Deutschlan­d macht sich unglaubwür­dig“, sagte Generalsek­retär Wolfgang Steiger. „Auf dem G20-Gipfel rufen wir zu einem Be- kenntnis zu Freihandel und offenen Märkten auf und im Anschluss bauen wir selbst Schranken auf.“

Die Verordnung ist eine Reaktion auf die Übernahme des Roboterund Anlagenbau­ers Kuka durch den chinesisch­en Haushaltsg­eräte-Hersteller Midea 2016. Im Dezember hatte ein Investor aus China den Kauf des Chipanlage­nbauers Aixtron abgeblasen, nachdem die USRegierun­g die Übernahme von Aixtrons US-Geschäft wegen Sicherheit­sbedenken blockiert hatte.

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QUELLE: STATISTISC­HES BUNDESAMT, STAND: 2016 | FOTO: IMAGO | GRAFIK: FERL ??
*z.B. Einkünfte aus eigenem Vermögen oder Transferle­istungen QUELLE: STATISTISC­HES BUNDESAMT, STAND: 2016 | FOTO: IMAGO | GRAFIK: FERL

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