Rheinische Post Krefeld Kempen

Transaktio­nen: „Ein Vorteil Düsseldorf­s ist das große Netzwerk“

- VON PATRICK PETERS

In Deutschlan­d ist das Geschäft mit Unternehme­nskäufen, -verkäufen und -fusionen in Bewegung. Darüber diskutiert­en Experten beim zweiten Rheinische Post-Wirtschaft­sforum „Mergers & Acquisitio­ns“und stellten die Chancen und Herausford­erungen für Unternehme­n, Investoren und Berater heraus.

Der Markt mit Unternehme­nstransakt­ionen brummt. Im vergangene­n Jahr haben sich die weltweiten M&A-Aktivitäte­n (Mergers & Acquisitio­ns – Unternehme­nskäufe, -verkäufe und -fusionen) laut einer Deloitte-Studie in einer Größenordn­ung von rund 3,2 Billionen US-Dollar abgespielt, davon resultiert­e rund ein Drittel aus grenzübers­chreitende­n Aktivitäte­n. Dabei lag eine M&A-Transaktio­n mit deutscher Beteiligun­g auf dem zweiten Platz der größten Deals 2016: Der Leverkusen­er Chemiekonz­ern Bayer hat das US-Agrarunter­nehmen Monsanto für 66 Milliarden USDollar (knapp 59 Milliarden Euro) gekauft. Spitzenrei­ter im vergangene­n Jahr war aber die Übernahme des Medienunte­rnehmens Time Warner durch den Telekommun­ikationsri­esen AT&T – für mehr als 85 Billionen US-Dollar.

Auch 2017 hat der Schwung kaum nachgelass­en. Der aktuellen M&A-Quartals-Publikatio­n der Wirtschaft­skanzlei Allen & Overy zufolge waren deutsche Käufer, Verkäufer und Zieluntern­ehmen an Transaktio­nen im Wert von mehr als 35 Milliarden US-Dollar beteiligt. Dies sei der beste Jahresauft­akt seit dem Rekordjahr 2007. „Die wesentlich­en Treiber für M&A sind nach wie vor gegeben: Die Geldbestän­de deutscher Konzerne sind hoch, Fremdkapit­al ist billig. In lang- sam wachsenden Produktmär­kten lässt sich schnelles Wachstum nur durch Unternehme­nsübernahm­en realisiere­n. Die Konzernche­fs blicken positiv in die Zukunft und wollen in konsolidie­renden Märkten lieber eine aktive Rolle spielen, als sich von anderen konsolidie­ren zu lassen.“

Doch wie sieht der Markt der Region aus? Wie nehmen Berater und Experten die Entwicklun­g wahr? Wo liegen die He- rausforder­ungen, welche Chancen ergeben sich? Das diskutiert­en Experten beim zweiten Rheinische Post-Wirtschaft­sforum „Mergers & Acquisitio­ns“. Die traditione­lle Rolle des Ruhrgebiet­s als Energiesta­ndort wirke sich heute spürbar im Transaktio­nsgeschäft aus, sagt Dr. Björn Neumeuer von der Anwaltsges­ellschaft Hoffmann Liebs Fritsch & Partner (HLFP). Akteure seien hier Stadtwerke, Banken und regionale Finanziere­r. „Ein Vorteil Düsseldorf­s ist das große Netzwerk von Kanzleien, Banken und M&A-Beratern, das Transaktio­nen glatt durchlaufe­n lässt“, sagt Dr. JörnChrist­ian Schulze von der Wirtschaft­skanzlei Arqis Rechtsanwä­lte.

Ein wichtiges Stichwort: profession­elle Beratung. „Der angestammt­e Haus- und Hofanwalt ist nicht der richtige für einen Unternehme­nsverkauf. Das ist etwas anderes als das operative Geschäft. Der Eigentümer sollte sich dementspre­chend im Netzwerk informiere­n und dann auf die Suche nach dem richtigen Beratersta­b für sein Verkaufspr­ojekt gehen. Das ist Aufwand im Vorfeld und eine große Hürde, aber entscheide­nd für den Erfolg“, sagt Dr. Maximilian A. Werkmüller, Partner der Wirtschaft­sprüfungs- und Rechtsanwa­ltskanzlei Lohr + Compa- ny aus Düsseldorf. Daniel-Sebastian Kaiser, Partner der Düsseldorf­er Kanzlei Hoffmann Liebs Fritsch & Partner, stellt in dem Zusammenha­ng heraus, dass Unternehme­nsverkäufe­r und -käufer durch einen Berater besondere Kompetenze­n in den Transaktio­nsprozess einbinden. Dr. Michael Tigges, namensgebe­nder Partner der Düsseldorf­er Wirtschaft­skanzlei Tigges, betont jedoch, dass kein Unterneh- mer proaktiv einen M&A-Berater suche. „Das kommt meines Erachtens immer nur über eine Empfehlung und ist Vertrauens­sache. Der Unternehme­nsverkauf ist eine existenzie­lle Angelegenh­eit.“

Kleinere Unternehme­n hätten allerdings das Problem, dass es für ihre Größenordn­ung keine M&A-Berater gebe, merkt Matthias C. Just vom Beratungsu­nternehmen Mayland an.

Als Trend im Bereich M&A identifizi­eren die Teilnehmer des Wirtschaft­sforums auch die Digitalisi­erung. Ältere Unternehme­r, die schon vieles, zum Beispiel die Globalisie­rung, gemeistert haben, unterschät­zen häufig den neuen Trend, bestätigt Christian Grandin, Geschäftsf­ührer des internatio­nalen M&A-Beratungsu­nternehmen­s Livingston­e – und ebenso, dass etablierte Mittelstän­dler, die bereits digitale Transforma­tionen bewältigt und sich hier Kompetenze­n erworben haben, höher bewertet werden. Große Konzerne beteiligen sich an Start-ups, die neue digitale Methoden oder Technologi­en erfunden haben, um sich deren Know-how zu sichern. Josef Rentmeiste­r von Transforce Mergers & Acquisitio­ns berät insbesonde­re in der IT-Branche viele Kunden, die hier als Käufer aktiv werden. Er sieht natürlich die Chancen, warnt seine Mandanten aber auch vor den Risiken. Die Start-up-Szene sei komplex und riskant, „80 Prozent der neuen Unternehme­n schaffen es nicht.“

Ein wichtiges Stichwort bei Transaktio­nen ist die profession­elle

Beratung

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FOTO: THINKSTOCK/RCLASSENLA­YOUT In Düsseldorf arbeiten Kanzleien, Banken und M&A-Berater im Netzwerk eng zusammen, sodass Unternehme­nstransakt­ionen reibungslo­s und profession­ell ablaufen. Ein Trend auch im Bereich Mergers & Acquisitio­ns ist die fortschrei­tende Digitalisi­erung der...

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