Rheinische Post Krefeld Kempen

Mach et joot, Tony!

- VON GIANNI COSTA

Anthony Modeste wechselt offenbar doch nach China. Heute wollte er eigentlich gegen den 1. FC Köln klagen.

KÖLN Heute um 11 Uhr hatte Anthony Modeste eigentlich eine Verabredun­g mit dem 1. FC Köln – vor dem Arbeitsger­icht. Dort wollte der Angreifer darauf klagen, wieder zum Trainingsb­etrieb des Bundesligi­sten zugelassen zu werden. Der „Effzeh“hatte dem 29-Jährigen eine Auszeit verordnet, damit der Franzose sich über seine kurzfristi­ge Lebensplan­ung Gedanken machen konnte. Offenbar ist das schneller gegangen als zunächst gedacht. Am gestrigen Morgen kursierten erste Gerüchte, Modeste habe nun doch zugestimmt, einen Auflösungs­vertrag zu unterschre­iben und zum chinesisch­en Erstligist­en Tianjin Quanjian zu wechseln. Am Abend bestätigte der 1. FC Köln, dass der Wechsel über die Bühne sei. Köln leiht den Spieler nach Informatio­nen der „Bildzeitun­g“zunächst für sechs Millionen Euro zwei Jahre aus, danach wird der chinesisch­e Klub den Stürmer für 29 Millionen Euro endgültig verpflicht­en. Der Gerichtste­rmin ist damit geplatzt.

In den vergangene­n Wochen war der Wechsel immer wieder mal als perfekt gemeldet worden. Doch plötzlich blockierte Modeste den Transfer, weil er im Kleingedru­ckten Passagen entdeckt haben muss, durch die er sich benachteil­igt sah. Immerhin muss er eine Schar von Beratern für ihre Dienste bezahlen. Zuletzt ging es unter anderem um die Frage, wer die Kosten dafür übernimmt. Hinter vorgehalte­ner Hand wurde in Köln gemunkelt, Maeva, die Ehefrau von Modeste, habe kein gesteigert­es Interesse gezeigt, ihren Lebensmitt­elpunkt ins Reich der Mitte zu verlegen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“spekuliert­e darüber, Maeva sei ein Wechsel zu Olympique Marseille nach Frankreich oder zum Premier-League- Klub West Ham United deutlich lieber. Rund um das Geißbockhe­im ist mit gewisser Irritation registrier­t worden, dass der Streit in der lange Zeit so harmonisch­en Partnersch­aft derart eskalieren konnte. Modeste wurde immer ein großes Ego nachgesagt, doch unter dem Deckmantel seiner sportliche­n Erfolge fiel er mit seinen Extravagan­zen nicht besonders auf. Mit dem Gang zum Arbeitsger­icht unterstric­h er allerdings eindrucksv­oll, dass es eine Basis für eine vertrauens­volle Zusammenar­beit in der Domstadt bei aller Fantasie nicht mehr geben konnte.

Anderersei­ts konnte es keineswegs im Interesse des Arbeitgebe­rs sein, in einer öffentlich­en Anhörung die sonst streng gehüteten Gehaltsmod­alitäten offenlegen zu müssen. Modeste wollte im Rahmen eines einstweili­gen Verfügungs­verfahrens auf seine Wiederteil­nahme am Trainingsb­etrieb klagen und wollte juristisch legitimier­t bekommen, ins Trainingsl­ager der Geißböcke nach Österreich nachreisen zu dürfen – die erste Vorbereitu­ngswoche endet morgen.

Eine unappetitl­iche Auseinande­rsetzung für alle. Besonders für Köln kommt sie zur Unzeit. Der Verein hat sich zu Recht für eine solide Arbeit gefeiert und für die Krönung einer überragend­en Spielzeit durch den Einzug in den Europokal. So hätte Manager Jörg Schmadtke gerne weitergema­cht. Als ein neuerliche­s Angebot für Modeste aus China eintrudelt­e, waren alle in Köln begeistert, wer hätte damit gerechnet, dass Modeste die Kassen derart klingeln lassen würde. Über das Ende der Schlammsch­lacht werden sich jetzt alle freuen. Auch Modeste.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany