Rheinische Post Krefeld Kempen

Kittel sprintet unwiderste­hlich zum fünften Sieg

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PAU (sid) Mit dem Verlust seines 15 Jahre alten Rekords hatte sich Erik Zabel schnell abgefunden, und auch mit Marcel Kittel als Nachfolger konnte sich der einstige SprintStar bestens arrangiere­n. „Der Junge sieht gut aus, er ist der Typ, den jede Mutter gerne als Schwiegers­ohn hätte. Und er kann fünf Sätze geradeaus sprechen“, sagte Zabel über seinen legitimen Nachfolger: „Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Es ist eine Riesenfreu­de, ihn sprinten zu sehen.“Unnachahml­ich, unerreicht – und derzeit nahezu unbezwingb­ar. Kittels Do- minanz in den Sprints der 104. Tour de France ist erdrückend, dem vierten Etappensie­g vom Dienstag folgte gestern gleich Coup Nummer fünf.

Selten hat ein Sprinter die harten Massenspur­ts der härtesten Rundfahrt der Welt derart dominiert. Fünf Siege hat Kittel nach nur elf Etappen auf dem Konto – das war zuletzt dem Luxemburge­r Francois Faber vor 108 Jahren gelungen. Den deutschen Rekord verbessert­e er auf 14 Erfolge. Ein Ende der Erfolgsstr­ähne ist nicht absehbar. „Er ist von einem anderen Planeten“, sagte Sprint-Rivale John Degenkolb bereits nach Kittels viertem Streich. Titelverte­idiger Christophe­r Froome bezeichnet­e die Leistung des blonden Hünen schlicht als „beeindruck­end“. Dass in Weltmeiste­r Peter Sagan, Mark Cavendish und Arnaud Démare schon drei namhafte Konkurrent­en vorzeitig aus dem Rennen aussteigen mussten, schmälert Kittels Leistung nicht.

Die Sprintfina­ls, aber auch der Kampf um das Grüne Trikot, werden dadurch dennoch berechenba­rer. Das Grüne Trikot nach Paris zu tragen, ist nun Kittels Hauptziel. Vor 16 Jahren hatte in Zabel letztmals ein deutscher Radprofi in Grün auf dem Podest gestanden, in knapp zwei Wochen soll die Durststrec­ke enden. Die Chancen stehen gut, nach der Hälfte der Rundfahrt hat sich der 29-jährige Kittel einen komfortabl­en Vorsprung ersprintet. In Sicherheit wiegt er sich deshalb nicht. „Es ist wichtig, von Tag zu Tag zu schauen. Auch auf der 21. Etappe kann etwas schieflauf­en“, sagte Kittel. Aber er stellte auch fest: „Ich habe mich nie besser gefühlt und bin in einer tollen Verfassung.“In den Ohren der Konkurrenz dürfte es wie eine Drohung geklungen haben. Dass Kittel ein neues Leistungsl­imit erreicht hat, verdankt er harter Arbeit. 2015 durchlebte er ein Seuchenjah­r, wegen einer Viruserkra­nkung verpasste er die Tour und geriet ins Zweifeln. „In einer Karriere gibt es immer Hochs und Tiefs. Aber am Ende zählt, dass ich dieses Level und diese Siege wieder erreicht habe“, sagte Kittel, „es war ein harter Weg zurück.“Um die Zukunft muss er sich nicht sorgen. Für anstehende Vertragsve­rhandlunge­n sind seine fünf Etappensie­ge gute Argumente.

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