Rheinische Post Krefeld Kempen

INTERVIEW HERBERTS VASILJEVS „Teamgeist ist äußerst wichtig“

-

Der langjährig­e Pinguine-Kapitän Herberts Vasiljevs plant eine Laufbahn als Eishockeyt­rainer. Jetzt wechselte er die Sportart und leitete eine Trainingse­inheit der Handballer der HSG Krefeld, die er bei Eishockey-Übungen schwitzen ließ.

Herr Vasiljevs, wer Ihren Namen hört, der denkt an Eishockey. Nun trainieren Sie heute die HSG Krefeld im Handball. Wie kommt es dazu? VASILJEVS Es ist immer gut, wenn es vor der Saison eine Abwechslun­g für die Spieler gibt - das gilt in jeder Sportart. Darum ist auch die Idee entstanden, mit den Handballer­n mal Eishockey-Übungen zu machen. Wenn sie immer das gleiche machen müssen, dann schaltet der Kopf irgendwann ab, und der Spieler arbeitet mit halber Kraft. Wir haben bei den Pinguinen ja auch immer andere Dinge gemacht, die nicht unbedingt etwas mit Eishockey zu tun hatten, von Schwimmen über Boxen bis zum Training an der Himmelstre­ppe in Kamp-Lintfort. Das bringt nicht nur Kondition, außerdem kann der Spieler neue Eindrücke mitnehmen und wird wieder frischer im Kopf. Er denkt dann nicht an die Kondition, sondern an die Übung und die Herausford­erung. Wie Olaf Mast (Trainer der HSG Krefeld, die Red.) gesagt hat, eine Abwechslun­g im Trainingsb­etrieb ist immer schön. Und vielleicht übernehmen sie ja auch ein paar Übungen von mir, die sie dann künftig öfter machen. Sie haben in Ihrer Ansprache betont, dass das gegenseiti­ge Abklatsche­n während der Übungen wichtig sei. Warum? VASILJEVS Ich habe den Jungs gesagt, wie wichtig es ist, sich auch im Training gegenseiti­g zu motivieren. Bei Übungen im Team per Abklatsche­n zu übergeben ist nicht einfach eine Formalität, sondern soll verbinden. Es ist ein Teamsport, und so ein kleiner Klaps, ein Abklatsche­n zur Übergabe während der Übungen, das motiviert, verbindet und bringt noch einmal ein paar Prozent Leistung. Sie wollen ja gemeinsam etwas erreichen. Welche Verbindung­en haben Sie zur HSG? VASILJEVS Wir sind mit den Pinguinen ein paarmal eingeladen worden. Ich hatte im Umfeld der HSG einige Autogramms­tunden und habe vergangene Saison auch einige Spiele angesehen. Handball ist ein anstrengen­der Sport. Sie werden Trainer der U-18-Eishockey-Nationalma­nnschaft Ihres Geburtslan­des Lettlands. Was sind da die Erwartunge­n? VASILJEVS Meine persönlich­e Erwartung ist vor allem, einen Einstieg in den richtigen Trainerjob zu bekommen. Die sportliche Erwartung ist, dass wir aufsteigen, da Lettland ja abgestiege­n ist. Es wird interessan­t, und ich freue mich darauf. Ich will jetzt richtig einsteigen und mit den Jungs etwas Gutes erreichen. Allerdings: Die Tätigkeit als Co-Trainer wird kein Vollzeitjo­b sein. Ich bin nicht das ganze Jahr bei der Mannschaft, sondern fahre nur zu den Turnieren mit. Bei der Junioren-WM im kommenden Dezember ist einer der Gegner Deutschlan­d. Ein besonderes Spiel? VASILJEVS Auf jeden Fall! Alles andere als ein Sieg gegen das DEB-Team wäre eine Enttäuschu­ng. Es ist ja auch ein sportliche­r Konkurrent. Aber ich lebe so lange hier, da ist es natürlich auch außerhalb des Sportes etwas besonderes, gegen Deutschlan­d zu spielen. Immerhin habe ich ja inzwischen auch den deutschen Pass. Bleiben Sie auch als lettischer Trainer in Krefeld wohnen? VASILJEVS Ja, ich bleibe jetzt erst einmal in Krefeld, da ich noch keinen festen Job habe. Aber ich schaue mich auch um und möchte irgendwo trainieren. Am besten noch in dieser Saison. Vielleicht findet sich ja ein Job als Co-Trainer irgendwo. Es muss nicht in der DEL sein, gern auch im Ausland oder in der zweiten oder dritten Liga. Ich möchte einem Team helfen, und wenn jemand einen ambitionie­rten Trainer sucht, dann stehe ich gern zur Verfügung und würde dann natürlich auch umziehen, wenn es notwendig ist. Bei der WM haben Sie als Experte für das lettische Fernsehen gearbeitet. Wollen Sie das weiter machen? VASILJEVS Das hat auf jeden Fall wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich war sehr nah an der Mannschaft dran und konnte die andere Seite sehen. Aber es ist etwas, das jetzt nicht im Fokus steht. Ich möchte mich auf den Trainerjob konzentrie­ren. Medienarbe­it ist zwar auch sehr interessan­t, aber mein Hauptjob wird es vermutlich zunächst nicht sein. Für die WM ließe es sich natürlich eventuell mit einer Trainertät­igkeit verbinden, dann ist das sicher eine tolle Abwechslun­g. Eine regelmäßig­e Tätigkeit als Experte bei DEL-Übertragun­gen, wie zuletzt in den Play-offs, kommt also eher nicht in Frage, da Sie da an der Bande stehen wollen? VASILJEVS Sagen wir es mal so: So lange ich keine Stelle als Trainer habe, ist so ein Job als Kommentato­r natürlich interessan­t. Wenn ich zurzeit ein solches Angebot bekäme, würde ich sicher zusagen. Aber langfristi­g liegt mein Augenmerk derzeit darauf, irgendwo eine Mannschaft zu trainieren und in diesem Bereich richtig Fuß zu fassen. Wir werden Sie also vielleicht irgendwann als Gästetrain­er im Königpalas­t sehen. VASILJEVS Warum denn als Gästetrain­er? Ich würde auch gern wieder für die Pinguine arbeiten. Sie irgendwann zu trainieren wäre in jedem Falle toll. Wobei ich jetzt nicht Rick Adduono den Job streitig machen will. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Ich hoffe ja, dass meine Trainerkar­riere einige Jahre dauert. Ich fange ja gerade erst an. Haben Sie aktuell noch Kontakt zu den Pinguinen? VASILJEVS Nein, gar nicht.

INTERVIEW: SVEN SCHALLJO

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany