Rheinische Post Krefeld Kempen

Drama des hochbegabt­en Kindes

- VON FABIAN MAY

„Begabt“ist ein sensibel inszeniert­er Familienfi­lm über ein Mathe-Genie.

(dpa) Nach dem ersten Schultag von Mary sagt Lehrerin Bonnie, das Kind sei hochbegabt und gehöre auf eine spezielle Schule. Was sonst, wenn eine 17-Jährige krumme Quadratwur­zeln im Kopf ausrechnet und den Abschwung im Euroraum für unausweich­lich erklärt? Onkel Frank (Chris Evans) reagiert im Kinofilm „Begabt – Die Gleichung eines Lebens“allerdings eher verdrossen. Der Philosoph aus Boston, der lieber in Florida Boote repariert, wünscht sich für seine Nichte (Kinderstar Mckenna Grace) ein normales Kinderlebe­n. Damit sie sich nicht jung umbringt wie einst die Mutter, seine Schwester, die eine geniale Mathematik­erin war.

Dann allerdings taucht die förderwüti­ge Großmutter Evelyn (Lindsay Duncan) auf, ebenfalls Mathematik­erin. Sie fährt mit dem Mädchen an die Bostoner Elite-Uni M.I.T. und strengt eine Sorgerecht­sklage an. Diese Handlung erinnert an „Das Wunderkind Tate“(1991) von und mit Jodie Foster als überforder­ter Kellnerinn­en-Mutter. Dagegen ist schwer anzukommen. Trotzdem schafft Drehbuchau­tor Tom Flynn einen berührende­n Film – und Re- gisseur Marc Webb ist nach der romantisch­en Komödie „(500) Days of Summer“und „The Amazing Spider-Man“verantwort­lich für die Gefühls-Choreograf­ie.

Auch das Spiel ist durchgehen­d nuanciert und voller Leben, vom rastlosen Kind bis hin zur bedingungs­los loyalen Nachbarin (Octavia Spencer). Da stören dann nur wenige ärgerliche Schwächen das Bild. Zum einen ist es seltsam, wie Frank am Ende eine Auflösung aus dem Hut zaubert, die er die ganze Zeit mit sich getragen hat. Musste er erst bereit dafür werden?

Und leider werden aus dem FünfPerson­en-Cast zwei Figuren fast gar nicht auserzählt. Außer ihrer müt- terlichen Liebe zu Mary erfährt man etwa von der Nachbarin nichts. Und wer ist die unverschäm­t hübsche Frau in den immer raffiniert­eren Kostümen, die erst Mary unterricht­et und dann aus Versehen mit deren Onkel im Bett landet?

Aber vielleicht ist das Absicht. Denn das Wichtigste und Schwierigs­te im Leben, erzählt dieser Film, ist ja immer die Familie. USA 2017 – Regie: Marc Webb, mit Mckenna Grace, Chris Evans, 101 Min.

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