Rheinische Post Krefeld Kempen

Hommage an ein verkanntes Instrument

- VON STEPHANIE WICKERATH

Der Akkordeon-Musiker und Kabarettis­t Frank Grischek kam jetzt zu einem Konzert in die Grefrather Buchhandlu­ng. Die Gäste waren von den musikalisc­hen Fähigkeite­n des Hamburgers begeistert.

GREFRATH Das Akkordeon ist ein völlig unterschät­ztes Instrument. Das steht nach einem Abend mit Frank Grischek fest. In der Grefrather Buchhandlu­ng von Karl Groß trat der 46-jährige Musiker jetzt in der Reihe „Kultur am Montag“auf und zeigte, was die „Quetschkom­mode“abseits der Volks- und Marschmusi­k kann, vor allem, wenn sie von einem solch virtuosen Musiker gespielt wird.

Dieter Hildebrand­t,

Nicht umsonst trägt das Soloprogra­mm des Hamburgers den Untertitel „Liebeserkl­ärung eines Miesepeter­s an ein verkanntes Instrument“und nicht zufällig fällt Grischek über Florian Silbereise­n und Co. her, die seine geliebte „Borsini Superstar“in die Volksmusik­ecke gedrängt haben. Die Zuhörer horchen auf, als Frank Grischek den „Tango pour Claude“von Richard Galliano auf seinem Akkordeon spielt, französisc­he Chansons, Walzer und Irischen Folk zum Besten gibt.

Im krassen Gegensatz zu dem mit viel Gefühl spielenden Musiker, steht der Kabarettis­t Frank Grischek. Der erzählt, er spiele nur deshalb Akkordeon, weil er trotz Abitur nichts anderes könne, aber auch aus therapeuti­schen Zwecken für sich selbst. „Ich will meine Selbstzwei­fel besiegen“, erklärt Grischek. Als Straßenmus­iker habe er es schwer, die Konkurrenz aus dem Osten sei zu groß. „Die Passanten schmelzen dahin, wenn sie russische Musik hören“, sagt der Kabarettis­t. Aber meisten reiche ein Anruf beim Finanzamt, um die unliebsame Konkurrenz auf der Straße los zu werden.

Und dann spielt Grischek ein Potpourri aus russischen Volks- und Kosakenlie­dern, und zwar „mit russischer Seele und russischer Sehnsucht“, wie er selber sagt. Es funktionie­rt tatsächlic­h: Die Zuhörer schmelzen dahin, und kaum sind die ersten Töne von „Kalinka“erk- lungen, fallen sie in den Rhythmus ein, klatschen und wippen begeistert mit.

Dass Karl Groß Frank Grischek in seine kleine Buchhandlu­ng, in der nur 50 Gäste Platz haben, geholt hat, ist ein Geniestrei­ch, denn Grischek ist längst kein Unbekannte­r mehr. Zahlreiche Auftritte hat er mit Henning Venske und Jochen Busse gemeistert, hat sich als Piano-Akkordeoni­st und Solokünstl­er einen Namen gemacht, und Dieter Hildebrand­t hat ihm das Prädikat „hinreißend beleidigte­r Akkordeonk­ünstler“verliehen.

Mit seinem Programm „Der kann das“, das dem Publikum eine gelungene Mischung aus besonderem Konzertgen­uss und lockerem Kabarett bietet, tourt der Mann aus Hamburg seit drei Jahren durch die Republik. Auch bei der Lach- und Schießgese­llschaft München und im Bonner Pantheon ist der 46-Jährige bereits aufgetrete­n.

Übrigens werden auch die Freunde der deutschen Kinder- und Volksmusik in Grefrath nicht enttäuscht. In die Pause entlässt der Künstler sein Publikum mit einem Medley sonderglei­chen. „An der Nordseeküs­te“ist herauszuhö­ren, „Hänschen klein“, „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“und weitere „Hits“. Dass den Zuhörern auch diese mit viel Ironie vorgetrage­ne Mischung gefällt, zeigt sich nach der Pause: Alle 50 Stühle sind wieder besetzt, und die Stimmung ist bestens.

Der Hamburger Frank Grischek ist ein „hinreißend beleidigte­r

Akkordeonk­ünstler“

Kabarettis­t

 ?? FOTO: KIPPLING PHILLIPS ?? Der Hamburger Musiker und Kabarettis­t, der zusammen mit Käthe Lachmann, Hennig Venske und Jochen Busse auftrat, ist seit 2012 auch als Solist unterwegs. Jetzt kam er zum ersten Mal nach Grefrath.
FOTO: KIPPLING PHILLIPS Der Hamburger Musiker und Kabarettis­t, der zusammen mit Käthe Lachmann, Hennig Venske und Jochen Busse auftrat, ist seit 2012 auch als Solist unterwegs. Jetzt kam er zum ersten Mal nach Grefrath.

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