Rheinische Post Krefeld Kempen
Der olympische Geist neigt zur Verklärung
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet will die Olympischen Spiele 2032 nach NRW holen. Weil die meisten Sportstätten hier längst gebaut seien, blieben die Kosten im Rahmen. Das Land bekäme einen Investitionsschub vor allem für die Infrastruktur. Und einen weltweiten Imagegewinn obendrein. So die Argumentation.
Die olympische Marketing-Lawine hat bislang noch jedem Austragungsort vergoldete Straßen und Weltruhm zu Discount-Kosten versprochen. Laut Universität Oxford überstiegen die Kosten die Planung bei den Sommerspielen der Jahre 1960 bis 2012 aber im Schnitt um 252 Prozent. Die Bilder von verrottenden Austragungsstätten in aller Welt karikieren auch die Infrastruktur-Versprechen. München und Hamburg haben schon „Nein, Danke“zu Olympia gesagt. Offenbar denkt man dort, dass Städte ihre Infrastruktur ohne olympisches Drumherum viel effektiver verbessern können.
Allein die Olympia-Bewerbung kostet einen zweistelligen Millionenbetrag. Das Mindeste, was die Sportfreunde in der Landesregierung ihren Bürgern schulden, ist eine vorherige Abstimmung. Vielleicht wollen die meisten in NRW statt Olympia ja viel lieber ihre Ruhe. BERICHT
Türkei provoziert erneut
Eigentlich sollte die Türkei am Jahrestag des Putsches Solidarität erfahren. Doch die Türkei selbst verhindert, dass ihr diese Form von Unterstützung zuteilwerden kann. Die Kräfte, die 2016 den Putsch unternahmen, handelten illegal und müssen selbstverständlich bestraft werden. Doch die Massenverhaftungen, die dem Putschversuch folgten, entbehrten jeder Verhältnismäßigkeit. So wie auch die anhaltende Rachsucht zum Jahrestag völlig unangemessen für einen Gedenktag ist.
Auch nach außen setzt die inzwischen autokratisch geführte Türkei auf Konfrontation. Die jüngste Provokation gegenüber Deutschland: Die Türkei verbietet den Besuch deutscher Parlamentarier am Nato-Stützpunkt Konya. Damit zieht sie das Verteidigungsbündnis in die deutsch-türkischen Auseinandersetzungen hinein. Das ist eine neue, dramatische Eskalationsstufe. Bislang ist die deutsch-türkische Freundschaft zerbrochen und die Partnerschaft auf das EU-Türkei-Abkommen reduziert. Dass nun auch die Bündnisfähigkeit in Frage steht, ist ein ernstes Sicherheitsproblem – für die Türkei und Deutschland. BERICHT TÜRKEI VERWEHRT . . ., TITELSEITE
Pragmatischer Präsident
Donald Trump ist auch in Paris Donald Trump geblieben. Die „Stadt der Liebe“machte den ungehobelten US-Präsidenten nicht zu einem besseren Menschen. Aber trotzdem könnte Emmanuel Macron mit seiner Einladung etwas bewirkt haben. Denn Trump wirkte so zufrieden wie ein Kind, das zum ersten Mal zum Geburtstag eingeladen wurde. Der französische Präsident ist eben Pragmatiker. Denn auch wenn Trump zweifelhafte Entscheidungen trifft, ist die Welt doch auf ihn angewiesen. Der Terrorismus kann ohne die USA nicht bekämpft werden, und die Konflikte in Syrien und anderswo sind alleine auch nicht zu lösen. Das hat Macron klar erkannt.
Ganz uneigennützig übernimmt er die Rolle des Vermittlers natürlich nicht. Mit seiner Geste zeigt er seinen Landsleuten, dass Frankreich zurück ist auf der Weltbühne. Wie eine Art europäischer Klassensprecher versucht Macron, das diplomatische Heft in die Hand zu nehmen. Schöne Bilder reichen dafür allerdings nicht aus. Das wird Macron in den nächsten Monaten noch zu spüren bekommen. BERICHT