Rheinische Post Krefeld Kempen

Vorwurf gegen Heimbetrei­ber

- VON MARTIN RÖSE

Knapp 9000 Euro erhält der Betreiber der Flüchtling­sunterkunf­t in Niederkrüc­hten aktuell pro Monat und Flüchtling. Doch das Unternehme­n European Homecare hat den vertraglic­h vereinbart­en Personalsc­hlüssel nicht eingehalte­n.

NIEDERKRÜC­HTEN Jeden Monat überweist die Bezirksreg­ierung Düsseldorf 818.244 Euro als Grundpausc­hale an die Firma European Homecare GmbH in Essen, weil das Unternehme­n im Auftrag der Bezirksreg­ierung die Zentrale Unterbring­ungseinric­htung des Landes in Niederkrüc­hten betreibt. Die bietet Platz für 1000 Flüchtling­e, bei einer Vollbelegu­ng erhielte das Essener Unternehme­n 818 Euro pro Flüchtling und Monat. Allerdings: Voll belegt war die Einrichtun­g noch nie, aktuell leben dort gerade mal 91 Flüchtling­e. Damit erhält das Essener Unternehme­n derzeit 8991,69 Euro monatlich pro Flüchtling.

Trotzdem sind bei Kontrollen Unregelmäß­igkeiten aufgefalle­n, wie die Bezirksreg­ierung Düsseldorf gestern auf Anfrage berichtete. „Zum konkreten Vertragsve­rhältnis zwischen uns und European Homecare in Niederkrüc­hten kann ich bestätigen, dass es bereits vorgekomme­n ist, dass das Unternehme­n zum Beispiel wegen Krankheit von Mitarbeite­rn oder ähnlichem den Personalsc­hlüssel nicht eingehalte­n hat“, sagte Julia Klockhaus aus der Pressestel­le der Bezirksreg­ierung. Sie betonte: „Wichtig ist in dem Zusammenha­ng aber, dass zwar der vertraglic­he, aber zu keinem Zeitpunkt der für die jeweils konkret anwesende Zahl von Flüchtling­en erforderli­che Betreuungs­schlüssel unterschri­tten wurde, da die Einrichtun­g in Niederkrüc­hten bisher noch nicht entspreche­nd ihrer Nennkapazi­tät belegt war.“Den- noch zieht die Bezirksreg­ierung finanziell­e Konsequenz­en. „In diesen Fällen wird die Monatspaus­chale um 25 Euro pro nicht geleistete Stunde reduziert“, so Klockhaus. Allerdings konnte die Bezirksreg­ierung gestern nicht beziffern, wie oft das schon vorgekomme­n ist. „Die Zahl der Fälle insgesamt saldieren wir nicht auf.“Die Fälle würden monatlich erfasst und abgerechne­t.

Die Bezirksreg­ierung habe die Einrichtun­g mehrfach kontrollie­rt, so Klockhaus. „Es werden reguläre Kontrollen in unregelmäß­igen Abstand im Wechsel mit anderen Einrichtun­gen vorgenomme­n, zusätzlich auch anlassbezo­gen, zum Beispiel aufgrund von festgestel­lten Mängeln oder Verdacht auf Minderleis­tung, zum Beispiel bei Schichtunt­erbesetzun­g.“

Die erste Prüfung wurde angekündig­t. „Sie dient der Bestandsau­fnahme“, so Klockhaus. „Die weiteren Prüfungen erfolgen unangekünd­igt.“Insgesamt achtmal waren die Kontrolleu­re in den vergangene­n zwölf Monaten vor Ort, so die Bezirksreg­ierung. European Homecare betreibt die Zentrale Unterbring­ungseinhei­t in Niederkrüc­hten seit Dezember 2015. Zweimal wurde der Vertrag seither fortgeschr­ieben. Er endet Mitte März 2018. „Die Betreuungs­dienstleis­tung für Niederkrüc­hten wird derzeit im Rahmen eines EU-weiten Vergabever­fahrens ausgeschri­eben und neu vergeben“, so Klöckner. „Eine vorzeitige Vertragsau­fhebung ist aktuell nicht vorgesehen.

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ARCHIVFOTO: HEIKE AHLEN Seit 18. Dezember 2015 ist das Essener Unternehme­n European Homecare GmbH Betreuungs­dienstleis­ter für das Land NRW in Niederkrüc­hten. In den ehemaligen Javelin Barracks befindet sich bis 2020 eine Zentrale Unterbring­ungseinric­htung des Landes für bis...

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