Rheinische Post Krefeld Kempen

Der teure Zukunftspl­an des Herrn Schulz

- VON BIRGIT MARSCHALL VON FRANK NORDHAUSEN VON REINHARD KOWALEWSKY

SPD-Kanzlerkan­didat Schulz muss in die Offensive kommen. Das ist ihm mit der Vorstellun­g des „Zukunftspl­ans für Deutschlan­d“noch nicht voll zufriedens­tellend gelungen. Immerhin war seine 50-Minuten-Rede gestern klar besser als seine Parteitags­rede in Dortmund. Schulz präsentier­te sich kämpferisc­her und konzentrie­rter. Vor allem in der Europapoli­tik kann der frühere EUParlamen­tspräsiden­t mit Leidenscha­ft und manchen Argumenten überzeugen. Schulz machte klar, dass Deutschlan­d mehr Geld für die EU bereitstel­len muss, wenn sie nicht auseinande­rbrechen solle.

Doch ob er die Bürger damit gewinnt, ist fraglich. Entschiede­n wird die Wahl in Deutschlan­d, nicht anderswo. Auch vielen Deutschen ist der EU-Erhalt zwar wichtig, doch über die Botschaft „mehr Geld für Europa“dürften sie nicht begeistert sein. Hinzu kommt, dass der SPD-Plan eine schwindele­rregende Fülle weiterer „Offensiven“vorsieht, die der Steuerzahl­er ebenfalls zu schultern hätte. Allein das „Chancenkon­to“für Weiterbild­ung würde bei 44 Millionen Erwerbstät­igen rechnerisc­h mehr als 200 Milliarden Euro kosten. Die SPD macht es der Konkurrenz zu einfach: Der schöne „Zukunftspl­an“lässt sich als unfinanzie­rbar argumentat­iv schnell beerdigen. BERICHT SCHULZ WILL „CHANCENKON­TO“..., TITELSEITE

Druck auf die Türkei

Das deutsch-türkische Verhältnis ist auf dem Tiefpunkt: Jüngst wurde publik, dass Ankara es Bundestags­abgeordnet­en erneut verwehrt, Bundeswehr­soldaten im Land zu besuchen. Der Affront ist eine von vielen türkischen Provokatio­nen, weitere werden folgen – Erdogan muss das Erregungsn­iveau seiner Anhänger halten. Und er setzt darauf, dass der Flüchtling­sdeal die Europäer lähmt. Doch geht es bei den deutsch-türkischen Beziehung noch um viel mehr: Vier Millionen türkischst­ämmige Menschen leben hier, Deutschlan­d entwickelt sich zum Zentrum der türkischen Exil-Opposition. Das kann Erdogan nicht verzeihen.

Erdogan glaubt, mit Deutschlan­d Schlitten fahren zu können, weil das ohne echte Konsequenz­en bleibt. Dabei hat die Bundesrepu­blik ein echtes Druckmitte­l: die Zollunion mit der EU, die Ankara ausweiten will. Bislang drohen Berlin und Brüssel nur mit dem Abbruch der Beitrittsg­espräche, statt Ankara klar zu machen, dass es ohne Menschenre­chte und Meinungsfr­eiheit keine geldwerten Vorteile gibt – selbst wenn das den Flüchtling­sdeal kostet. BERICHT ERDOGAN PLÄDIERT FÜR DIE TODESSTRAF­E, TITELSEITE

Freierer Strommarkt

Wenn die Strompreis­e für Privatkund­en nicht mehr so stark steigen wie vor einigen Jahren, ist das nur teilweise eine gute Nachricht: Positiv ist aus Sicht der Kunden natürlich, dass die Versorger wenigstens einen Teil ihrer sinkenden Einkaufspr­eise an der Strombörse an sie weitergebe­n. Dies führt dazu, dass der weiter sehr starke Anstieg der EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom wenigstens zum Teil ausgeglich­en wird.

Aber machen wir uns nichts vor: Die Preise an der Strombörse sind nur so stark abgesunken, weil die Abnahmegar­antien für Ökostrom immer häufiger zu einem extremen Überangebo­t von Strom führen – mit einem gesunden Markt hat das nichts zu tun.

Der Ausbau von Sonnen- und Windenergi­e sollte weitergehe­n. Aber grüner Strom sollte sich ohne Subvention­en durchsetze­n, weil er sowieso viel wettbewerb­sfähiger wird. Der Staat sollte die Grundverso­rgung – wohl mit Kohle- und Gaskraftwe­rken – in einem harten Wettbewerb ausschreib­en. Und wir Kunden müssen eingestehe­n: Ganz ohne Mehrkosten gibt es keine Energiewen­de. BERICHT STROMPREIS­ANSTIEG IN DIESER...., TITELSEITE

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