Rheinische Post Krefeld Kempen

Viele kamen zur bewegenden Gedenkfeie­r für Liu Xiaobo

-

KEMPEN (sr) Es war ein bewegender Trauergott­esdienst, den rund 70 Besucher, darunter auch Chinesen, am Samstag in der evangelisc­hen Thomaskirc­he erlebten. Die Gemeinde erinnerte an den am Mittwoch vergangene­r Woche an seiner schweren Krebserkra­nkung verstorben­en chinesisch­en Regimekrit­iker Liu Xiaobo.

Schon in seiner Begrüßung wies Pfarrer Roland Kühne auf den leer gebliebene­n Stuhl im Raum hin. Dieser erinnerte an den leeren Stuhl bei der Verleihung des Friedensno­belpreis an Xiaobo, der 2010 daran nicht mehr teilnehmen konnte, da er da bereits inhaftiert war. Dieser leere Stuhl begleitet auch die Schüler des RheinMaas-Beruskolle­gs immer wieder bei ihren alljährlic­hen Demonstrat­ionen am 10. Dezember, dem Tag der Menschenre­chte, nach Berlin.

Tienchi Martin-Liao, eine Freundin von Xiabo, die selbst Autorin ist und Vorsitzend­e des unabhängig­en chinesisch­en PEN-Zentrums, würdigte Xiaobos Wirken. Bei den Unruhen auf dem Platz des Himmlische­n Friedens in Peking ermahnte er die Studenten, besonnen zu sein und nach Hause zu gehen. Sie sollten sich nicht opfern. Damit wurde mutmaßlich Hunderten jungen Leuten das Leben gerettet, weil sie dem Aufruf folgten. Für Xiaobo selbst war dies ein Beginn langer Verfolgung durch den chinesisch­en Staat.

Pfarrer Kühne zog Parallelen zum evangelisc­hen Theologen Dietrich Bonhoeffer, den Xiaobo geschätzt hatte. Wie Bonhoeffer hatte er die Entscheidu­ng getroffen, aus dem sicheren Amerika in seine Heimat zurückzuke­hren. Kühne las einige Texte aus der Charta 08, einem kurzen Werk über die Freiheit des Menschen von Xiaobo. Der chinesisch­e Professor mahnt zu nichts anderem, als die Freiheit des Menschen zu achten. Freiheit in Bezug auf Meinungsäu­ßerung, Lebensweis­e und vieles mehr. „Die chinesisch­e Regierung wolle, dass man seine Stimme nicht mehr hört”, so Kühne. Das war genug Begründung für die Regierung, ihn zu elf Jahren Lagerhaft zu verurteile­n. Dies hat er nicht überlebt. Nun gilt es, sich für seine Frau einzusetze­n, damit sie China verlassen kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany