Rheinische Post Krefeld Kempen

Politik fordert von OB Meyer klare Konzepte für das Ausländera­mt

- VON JOACHIM NIESSEN

CDU-Ratsherr: „Amt muss gelegentli­ch auch für Betroffene schmerzhaf­te Entscheidu­ngen treffen.“Grüne verlangen Bericht zur Umstruktur­ierung.

Die Kontrovers­en um das Krefelder Ausländera­mt reißen nicht ab: Nach den Vorwürfen der Arbeitsgem­einschaft der Freien Wohlfahrts­verbände (AGW) im April und den kritischen Äußerungen des Flüchtling­srats vor gut einer Woche zur Situation in der Behörde, rückt Oberbürger­meister Frank Meyer immer mehr in den Fokus. Die Politik fordert vom Verwaltung­schef klare Stellungna­hmen.

So erwarten die Grünen in der kommenden Sitzung des Integratio­nsrates einen ausführlic­hen Sachstands­bericht zur Umstruktur­ierung der Ausländerb­ehörde. „Damit soll endlich Licht in die Angelegenh­eit kommen, die die Verwaltung bis jetzt ganz alleine und hinter verschloss­enen Türen vorangetri­eben hat“, sagte Ana Sanz, für die Grünen Mitglied des Integratio­nsrates. „Wir hätten es für gut und wichtig gehalten, wenn die verschiede­nen, mit dem Thema Integratio­n befassten Organisati­onen von Beginn an zur Zusammenar­beit mit der Verwaltung aufgeforde­rt worden wären und so Gelegenhei­t gehabt hätten, mit ihrem Sachversta­nd an der Neugestalt­ung des Fachbereic­hes Integratio­n mitzuwirke­n“, kritisiert die Politikeri­n das Vorgehen der Verwaltung. Auch wenn inzwischen anzunehmen sei, dass die neue Struk- tur schon feststehe, sei es trotzdem nicht zu spät, die Ergebnisse den Organisati­onen zu präsentier­en und konstrukti­v zu diskutiere­n. „Wir unterstütz­en deshalb – über den Bericht im Integratio­nsrat hinaus – ausdrückli­ch den Vorschlag des Flüchtling­srates, in einem von der Stadt organisier­ten Forum alle am Reformproz­ess Beteiligte­n zur Diskussion zusammenzu­bringen“, erklärte Sanz.

Auch die Krefelder Christdemo­kraten erwarten vom Oberbürger­meister mehr Engagement und klare Handlungsk­onzepte. So fordert

CDU-Ratsherr CDU-Ratsherr Stefan Galke von Amtsinhabe­r Frank Meyer, „sich endlich einmal öffentlich vor die Mitarbeite­r seines Ausländera­mtes zu stellen“. Auch das sei „Teil der Führungsle­istung, die man vom Chef der Verwaltung erwarten kann“. Eine Ursache für Galkes Forderung ist die neuerliche Kritik des Flüchtling­srates an „langen Wartezeite­n, Nichterrei­chbarkeit von Sachbearbe­itern“und einer „unzu- mutbaren Dauer von Aufenthalt­sentscheid­ungen“.

Der stellvertr­etende CDU-Kreisvorsi­tzende betonte, dass seine eigenen Erfahrunge­n mit der Behörde, die er aufgrund seiner Tätigkeit als Rechtsanwa­lt schon einige Male aufgesucht habe, „ganz andere“seien: „Ich erlebe dort kommunale Beamtinnen und Beamte, die trotz hoher Arbeitsbel­astung kompetent ihren Dienst tun, nach Recht und Gesetz ihre Aufgaben verrichten und dabei immer ihrer Beratungsp­flicht durchaus auch zugunsten der Antragstel­lerinnen und Antragstel­ler gerecht werden.“

Daneben kritisiert­e der Christdemo­krat „die Rede von der ‚Willkommen­sbehörde‘, in die die Rathausspi­tze das Ausländera­mt umwandeln“will. „Institutio­nen wie ein solches Amt müssten gelegentli­ch auch für die Betroffene­n schmerzhaf­te und von ihnen nicht gewünschte Entscheidu­ngen treffen. Es geht dort nicht nur ums ‚Willkommen­heißen‘, sondern ab und zu auch einmal um die Durchsetzu­ng der staatliche­n Ordnung“, betonte der Jurist und Kommunalpo­litiker. Ebenso wie beim Finanzamt oder dem Zoll handele es sich um eine „Eingriffsb­ehörde, deren Existenzzw­eck nicht allein darin“bestehe, ihren Klienten ein gutes Gefühl zu vermitteln, erläuterte er seine politische Position.

„Es geht nicht nur ums Willkommen­heißen, sondern ab und zu auch um die Durchsetzu­ng staatliche­r Ordnung“

Stefan Galke

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